Mercedes-Drama im Titelkampf: «Ein Albtraum»
Paul di Resta
Paul di Resta kann zufrieden sein. Denn der Schotte hat beim ersten Nachtrennen in Misano einen Big Point eingefahren. Die Chance auf dem Silbertablett serviert bekommen. Und eiskalt zugeschlagen.
Der Mercedes-Routinier feierte nicht nur seinen dritten Saisonsieg. Er setzt seinen Teamkollegen Gary Paffett im Titelkampf mehr und mehr unter Druck. Nach dem 13. von 20 Saisonrennen hat Paffett: 177 Punkte, di Resta 176. Der Zweikampf spitzt sich nach einem actionreichen und chaotischen Lauf unter Flutlicht immer mehr zu.
«Man kann nicht mehr verlangen, das ist ein perfekter Tag», jubelte di Resta. Er weiß aber: «Diese Meisterschaft wird noch mehrere Wendungen erleben, es kann sich immer alles ändern. Wir haben den Job gemacht, aber es kommt in der DTM auf Kontinuität an, darauf, regelmäßig Punkte zu holen. Wenn wir den Lauf fortsetzen können, den wir haben, können wir sehr zufrieden sein», so der Meister von 2010.
Dabei war der Sieg ein hartes Stück Arbeit. Denn in dem Chaos unter Flutlicht den Überblick zu behalten, war nicht einfach. «Es war schwierig. den Überblick zu behalten und am Ende der ersten Runde herausgefunden zu haben, wo der Grip ist. Denn sehen konnte man es nicht.» Spaß hatte er trotzdem: «Es war echt spektakulär. Mit solchen Bedingungen rechnet man zu der Zeit in Italien nicht unbedingt. Aber es war trotzdem ziemlich cool. Ich habe es genossen, bei Nacht zu fahren.»
Bei Mercedes gab es trotz des neunten Saisonsiegs einige lange Gesichter. Zum einen bei Paffett, der nach einem der zahlreichen Kollisionen während des Rennens ausschied. Und das auch noch nach einem Crash mit seinem Teamkollegen Edoardo Mortara. Paffett war deutlich anzusehen, dass er stinksauer war.
Vorwürfe gab es von Paffett zumindest nach außen hin keine, auch die Rennleitung sah die Schuld nicht bei Mortara. «Ich habe mich verbremst und bin von der Strecke abgekommen. Nachdem ich zurückkam, hatte ich Kontakt mit Edo und meine Lenkung brach. Das ist sehr enttäuschend», meinte Paffett, der zu dem Zeitpunkt seines Ausfalls Zweiter war.
Auch Mortara war alles andere als glücklich, trotz seines dritten Platzes. «Der Kontakt mit Gary ist bitter. Ich war in der Mitte und konnte gar nichts machen. "Das Letzte, das ich wollte, ist, dass Gary ausscheidet. Wir waren auch in Spa Teamkollegen und ich mag ihn wirklich sehr. Ich fühle mich deswegen echt schlecht.» Hinzu kam, dass sich zu Beginn des Rennens aufgewirbelter Dreck auf seiner Windschutzscheibe abgesetzt hatte. «Der erste Reflex war, den Scheibenwischer abzustellen. Wenn ich den angelassen hätte, hätte ich bestimmt anhalten müssen. Das Rennen war für mich ein Alptraum und ich bin froh, dass ich es hinter mir habe.»
Kleiner Trost: Er ist als Gesamtdritter mit 118 Punkten nun zumindest erster Verfolger seiner beiden Teamkollegen.