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Zanardi: So lange im Auto sitzen wie junge Fahrer

Von Andreas Reiners
Alex Zanardi in Misano

Alex Zanardi in Misano

Zanardi, der seine beiden Beine 2001 bei einem Horrorcrash auf dem Lausitzring verlor, bestreitet zum ersten Mal ohne Beinprothesen Rennen. Er bremst mit der Hand. Die Hintergründe.

Zanardi stellt klar: «Das System hat Vor- und auch Nachteile. Die Vorteile überwiegen aber. Früher war es für mich sehr hart, lange mit den Prothesen zu fahren. Jetzt kann ich so lange im Auto sitzen wie jüngere Fahrer», sagte Zanardi am Freitag vor seinem ersten Einsatz. Die Prothesen-Schäfte sitzen dank einer Art Vakuumeffekt fest, und das lässt keinerlei Transpiration zu.

«Die Gliedmaßen sind die "Kühlung" unseres Körpers. Durch die Blutzirkulation durch unsere Extremitäten wird unsere Körpertemperatur gesenkt – mit Prothesen bin ich also praktisch wie ein Motor ohne Kühlung», erklärt Zanardi. In einem Rennwagen, in dem es bis zu 50 Grad heiß werden kann, keine große Hilfe.

Bei der Vorbereitung auf seinen Start in Daytona 2019 hatte er das Problem angesprochen. Als das DTM-Projekt Fahrt aufnahm, war genügend Vorarbeit erledigt worden, um Zanardis Wunsch umzusetzen. Der Italiener meint: «Ich denke, dass mir das Fahren ohne Prothesen potenziell auch in Bezug auf die Performance helfen könnte. Die Vorteile, die es mir körperlich bringt, werden mit jeder Runde größer. Man kann sich den Unterschied nicht vorstellen. Deshalb bin ich sicher, dass es auch für die beiden einstündigen Rennen mit dem BMW M4 DTM in Misano die bessere Option ist.»

Wie er ohne Beinprothesen ins Auto kommt? Laut Zanardi ist das kein Problem, «da ich beim Ein- und Aussteigen ohne Prothesen wesentlich agiler bin als mit. Es ist zehnmal einfacher für mich. Ohne Prothesen behindert mich nichts in der Bewegung, und ich muss auch weniger Gewicht heben.»

Was ist, wenn er auf der Strecke stehenbleibt und schnell aus dem Auto muss? «Das sieht vielleicht für Beobachter nicht so schön aus, aber ich versichere Ihnen, dass ich auf Gras oder Kies auf meinen Armen ohnehin schneller laufen kann als auf meinen künstlichen Beinen.»

Was die Sicherheit nach einem Unfall betrifft, gibt es also überhaupt keine Bedenken. Zanardi hat die Erfahrung mit Prothesen bereits gemacht. «Es ist mir zwar irgendwie gelungen, mit Prothesen und ohne meine Stöcke durch das Kiesbett zu laufen, aber es war nicht einfach. Und die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen Fuß falsch aufsetze und stürze, ist größer. Zwar wäre so ein Sturz nicht gefährlich für mich – ich habe viel Erfahrung im "Fallen" - aber natürlich wäre ich in meiner Bewegung vom Auto weg langsamer. Von daher ist es auch von diesem Gesichtspunkt aus die bessere Option. Das bedeutet nicht, dass es unsicher wäre, sollte ich jemals entscheiden, wieder mit Prothesen zu fahren.»

Im Training am Freitag tastete sich Zanardi von Minute zu Minute immer näher an das Niveau der anderen Fahrer heran, lag am Ende nach 18 Runden rund 1,3 Sekunden hinter dem Vorletzten. Zanardis Zeit: 1:32,088 Minuten. Er hatte aber auch schon vorher erklärt: «Wenn ich hier aufs Podium fahren würde, was unrealistisch ist, dann würden die italienischen Fans sagen: „Nicht schlecht, das ist ein guter Start. Dann wird er wohl am Sonntag gewinnen!“ Ich bin einfach sehr glücklich und das werde ich auch sein, wenn ich am Ende Letzter oder Vorletzter werde.»

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