Formel 1: Abschied in der Unterhose

Timo Glock in der Krise: Belastet dich die ganze Zeit

Von Andreas Reiners
Timo Glock

Timo Glock

Die Saison 2019 hatte sich Timo Glock ganz anders vorgestellt. Er gibt zu, dass ihn die sportliche Misere beschäftigt und belastet.

Timo Glock erweckt oft den Eindruck, als nehme er seine sportliche Situation in der DTM recht locker. Souverän. Es war 2019 auch eine Menge Pech dabei, heißt: Viele Dinge lagen nicht in seiner Hand, hatte er nicht unter Kontrolle, konnte sie letztendlich auch nicht ändern.

Natürlich ist Gesamtplatz zwölf mit 21 Punkten alles andere als zufriedenstellend. Immerhin ist der 37-Jährige mit der Ausbeute der schlechteste BMW-Fahrer.

Sein Markenkollege Philipp Eng hat als bester Fahrer der Münchner auf Gesamtrang bereits 62 Punkte mehr auf dem Konto, Spitzenreiter René Rast (Audi) ist sogar schon 72 Punkte weg. Bedeutet: Startet Glock nicht langsam mal eine Serie, ist der Titelzug in diesem Jahr schon zur Halbzeit der Saison ohne ihn abgefahren.

Es ist seine siebte Saison, und in den letzten Jahren hat er bewiesen, dass er konstant vorne mitfahren kann. Nur muss in der DTM mehr zusammenkommen, um dann am Ende ganz vorne zu stehen. Neben einem formstarken Fahrer ist es ein titelfähiges Auto, ein funktionierendes Team, technische Zuverlässigkeit und die berühmte Portion Glück.

Verrückt: Im Qualifying läuft es, da schaffte es Glock stets in die Top Ten. Eine gute Ausgangslage für regelmäßige Fahrten in die Punkte? In diesem Jahr nicht, nur dreimal konnte Glock anschließend Zählbares einfahren.

«Im Motorsport geht es bergauf und bergab. Momentan geht's bergab. Da gehen dir viele Gedanken durch den Kopf», sagte Glock Sat.1 vor dem vierten Rennwochenende auf dem Norisring.
Nicht unbedingt das Pflaster, wo er in der Vergangenheit glänzen konnte.

Er versucht, sich den Gemütszustand nicht anmerken zu lassen. «Du versuchst, es deinem Team nach außen hin nicht zu zeigen, dass es dich belastet. Nach dem Motto: Morgen ist ein neuer Tag», so Glock.

Aber er stellt klar: «Bullshit! Fakt ist: Das belastet dich von morgens bis abends, weil du ja ein Ziel hast. Du kommst in die Saison rein und willst um die Meisterschaft mitfahren.»

Ablenkung holt er sich durch seine Familie, durch seine Frau Isabell und die beiden gemeinsamen Kinder. «Heimkommen ist für mich wie den Reset-Knopf zu drücken», sagt er: «Wenn Mika und Leni, oder das Einhorn und der Dinosaurier, um die Ecke rennen, ist das erst einmal weg. Jeder, der Kinder hat, der weiß, dass da nicht die Zeit ist, sich in die Ecke zu setzen und den Kopf hängen zu lassen.»

Auf dem Norisring will, nein muss er nun den Turnaround schaffen. Was er für dem Rest der Saison braucht? Glock: «Eigentlich nichts anderes als an den ersten drei Rennwochenenden. Wir müssen versuchen, einen ganz normalen Job zu machen und nichts zu erzwingen.»

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