Eng mit Kampfansage: «Rast kocht auch nur mit Wasser»
Philipp Eng
Nach acht von 18 Rennen der DTM liegt der Salzburger Philipp Eng als Gesamtdritter noch in Schlagdistanz zum derzeit überragenden Tabellenführer René Rast. Sein Rückstand auf den Audi-Star und Wahl-Bregenzer vor den Rennen in Assen in zwei Wochen beträgt 26 Punkte, vor Eng schob sich in Nürnberg auch noch der Schweizer Nico Müller (Audi, 102).
Trotz des Sieges von Routinier Bruno Spengler am Sonntag auf dem Norisring ist der Walser Eng bisher der chancenreichste BMW-Pilot. Im Interview mit SPEEDWEEK.com zieht er eine Zwischenbilanz seiner erst zweiten DTM-Saison.
Wie fällt Dein Resümee knapp vor Saisonhalbzeit aus?
Die Entwicklung ist gut, ich habe aktuell knapp so viele Punkte wie in der gesamten letzten Saison. Das zeigt, dass die Kurve steile aufwärts geht. Dass zwei Mal Siebenter mein schlechtestes Ergebnis war, hätte ich vor der Saison gern unterschrieben! Ich bin zwar Dritter in der Meisterschaft, aber wir müssen sicher noch nachlegen.
Ist die Titelchance bei 26 Zählern Rückstand intakt?
Absolut. Es ist noch alles möglich, auch wenn wir uns hier (in Nürnberg, Anm.) schwer taten. Bruno (Spengler) war außergewöhnlich, ich wäre aber gern etwas weiter vorn angekommen. Aber für die Meisterschaft zählen auch diese Rennen.
Ist René Rast in derzeitiger Form zu schlagen?
Auf jeden Fall! Er ist außergewöhnlich, aber er kocht auch nur mit Wasser und weiß nicht mehr als wir wissen.
Wo liegen die Stärken und Schwächen Deines M4?
Der Norisring war mit den Spitzkehren ein Nachteil für uns, Audi hat einen kleinen Motorvorteil. Wir müssen versuchen, den Reifen besser zu nützen. Wir müssen auch schauen, warum der Reifen bei mir Sonntag in der zweiten Hälfte stark abbaute.
Du bist derzeit klar bester BMW-Pilot. Erwartest Du eine Stallorder zu Deinen Gunsten?
Wittmann, Spengler und ich sind relativ nah beisammen, da liegt eine Konzentration nahe. Ich hoffe auf eine richtige Entscheidung. Audi setzt alles auf Rast.
Wie stehen die Chancen auf den nächsten Strecken?
Die nächsten Läufe in Assen sollten mit schnellen Kurven gut für uns sein, wie es Hockenheim oder Misano waren. Ich hoffe, der Norisring war unser schlechtester Kurs – obwohl Sonntag BMW gewann.
Sind die Reifen im DTM ein ähnliches Problem wie in der Formel 1?
Ich glaube, sie zu verstehen, aber sie optimal über die Distanz zu bringen, ist immer schwierig. Zu viel Beanspruchung dämmt die Leistung. Man muss die richtige Schonung finden.
Wo kannst Du Dich selbst noch steigern?
Eben im Reifenmanagement, die Starts sind – außer heute – sehr gut, Wichtig ist, konstant vorn dabei zu sein. Ich verstehe mich mit meinem Renningenieur weit besser als im Vorjahr, das hilft. Im Vorjahr war ich vielleicht etwas ungestüm. Jetzt läuft die Kommunikation gut.
Du hast zuletzt wiederholt zweier «Freunde» gedacht….
Ja, zum einen Roland Ratzenberger mit der Idee, in den 24-Stunden-Rennen eine Kopie seines Helmes zu tragen. Ich war ja erst vier Jahre alt, als Roland vor 25 Jahren verunglückte. Aufmerksam wurde ich auf ihn durch Humphrey Corbett, seinen Renningenieur bei Simtek, der auch meiner in der Formel 2 war. Danach habe ich mehr mit seiner Laufbahn beschäftigt und viele Parallelen entdeckt: Auch Roland hat sich alles selbst hart erarbeiten müssen, ihm ist nichts in den Schoß gefallen, wie mir. Und beide landeten wir einmal bei BMW… Der zweite war Charlie Lamm, dem ich – als Freund und Motivator, als Berater und Mentor – sehr viel verdanke. Sein plötzlicher Tod im Jänner hat mich sehr getroffen.