Push-to-Pass vergessen: Rast verpatzt den Sieg kurios
René Rast
Niemand ist perfekt. Auch ein René Rast nicht. Verlieren ist eben menschlich. Wobei der Tabellenführer seinen zweiten Platz beim elften DTM-Saisonrennen in Brands Hatch nicht als Niederlage werten sollte.
Er holte so 18 Punkte, plus die zwei Zähler aus dem Qualifying für Startplatz zwei. 20 Zähler – ohne Frage eine starke Ausbeute, er hat nun 178 Punkte auf dem Konto.
Das Bittere: Es hätten mehr sein können. Ein Perfektionist wie Rast hat an so etwas durchaus zu knabbern. Und die Art und Weise, wie er den möglichen Sieg verspielte, ist dann doch reichlich kurios.
Denn der Audi-Pilot hatte in den letzten Runden des Rennens plötzlich die Siebenmeilenstiefel angezogen, zu dem Zeitpunkt hatte er noch rund fünf Sekunden Rückstand auf den späteren Sieger Marco Wittmann, der seine Führung lange souverän verwaltet hatte.
Als laut Reglement fünf Rennrunden vor dem Ende aber DRS und Push-to-Pass komplett freigegeben wurden, legte er los. Neu ist in dieser Saison bekanntlich: Der verstellbare Heckflügel und der Push-to-Pass-Knopf können in der finalen Phase unabhängig vom Abstand zum Vordermann (ansonsten maximal drei Sekunden) eingesetzt werden. Für den Führenden gilt das nicht. Wittmann konnte es also nicht nutzen, hatte zudem mit abbauenden Reifen zu kämpfen.
Kurios: Rast vergaß (mal wieder), Push-to-Pass zu nutzen. Das war ihm bereits beim Auftakt in Hockenheim passiert. Damals war es egal, da er gewann. Der Überholknopf bietet immerhin kurzfristig 30 zusätzliche PS.
«Im Eifer des Gefechtes vergisst man das schnell. Daher habe ich leider nur DRS genutzt. Morgen werde ich daran denken», sagte Rast. Bedenkt man, dass er im Ziel 0,3 Sekunden Rückstand auf den Sieger Marco Wittmann hatte, kann man sich ausrechnen, was möglich gewesen wäre. Auch wenn Wittmann nicht zu Unrecht einwarf: «Heranfahren ist hier das eine, überholen das andere.»
Das war aber nicht alles, denn Rast war nach den Erlebnissen in Assen vorsichtig. Da musste er im Sonntagsrennen einen unplanmäßigen zweiten Stopp einlegen, weil seine Reifen eingebrochen waren. So verschenkte er damals den Sieg. Das sollte nicht noch einmal passieren. Deshalb ging er es diesmal konservativ an.
«Ich habe schlechte Erinnerungen an Assen. Ich hatte die Sorge, dass das wieder passiert und war daher vorsichtig. Vielleicht zu vorsichtig.» Denn: Als er attackierte, wollte er sehen, was der Reifen noch hergibt. «Und das war eine ganze Menge.»
Doch seine Attacke am Ende kam zu spät. Verrechnet hatte er sich auch noch. «Ich bin von 44 Runden ausgegangen, aber am Ende waren es nur 43. Die eine Runde hätte ich noch gebraucht», so Rast. Es ist eben niemand perfekt.