Das DTM-Phänomen: So tickt Champion René Rast
René Rast
René Rast ist ein Phänomen. Er stellt sogar seinen Motorsportchef vor Rätsel. «Er ist eine Konstante im Spiel. Er hat es geschafft, im Qualifying immer vorne zu stehen. Und dann baut sich Selbstvertrauen auf. Und dann fällt alles viel leichter. Er ruft es ab und schafft es immer wieder, alles zusammenzubringen», sagte Dieter Gass. Und kann nicht erklären, wie er das schafft.
Er ist nicht der einzige, der sich immer wieder fragt: Wie bekommt Rast das hin? Irre Aufholjagden, konstante Auftritte oder dominante Rennen: Seit seinem Einstieg in die DTM 2017 setzt der 32-Jährige immer wieder Maßstäbe.
Als Rookie holte er auf Anhieb den Titel, wurde 2018 nach einem neuen Rekord mit sechs Siegen in Serie knapp geschlagen Vizemeister und feierte 2019 seinen zweiten Titel bereits nach 16 von 18 Rennen. Sieben Poles, 32 Punkte alleine im Qualifying, sechs Siege, elf Podiumsplatzierungen, fast 850 Führungskilometer - die Saison ist eine dominante.
An guten Tagen ist Rast fast unschlagbar. Woher kommt das?
«Es hat etwas gedauert, bis ich mich auf das DTM-Auto eingeschossen habe. 2017 war ein Lernjahr, auch wenn ich Meister geworden bin. Seit 2018 fühle ich mich so wohl im Auto, dass ich weiß, was es macht, wie es sich verhält. In so einer engen Meisterschaft ist es wichtig, dass man sich mit dem Auto vertraut fühlt», sagte Rast.
Seine Devise: «Man muss jeden Tag an die DTM denken, sich weiterentwickeln, Schwachstellen aufdecken und nicht damit aufhören.»
Was dann dazu führt, dass er an Rennwochenenden die Nächte «durchmacht» und stundenlang Daten wälzt. Er bereitet Rennwochenenden mehrere Tage lang nach, geht immer wieder mit seinem Team Dinge durch, die er besser oder anders machen kann.
Er schaut sich Daten und Videos an, spricht Gedanken und Strategien durch: Was war gut? Was war schlecht? Was haben die anderen besser gemacht? Wo können wir besser werden?
Ein Gedanke im Bett? Rast greift zum Telefon, um seine Ideen sofort auf den Tisch zu bringen.
Vor dem Sonntagsrennen saß er bis 2 Uhr nachts im Bett, um noch Daten zu wälzen. Und den bestmöglichen Ansatz herauszufinden.
Ein DTM-«Freak»? «Perfektionist», betont Rast: «Wenn ich weiß, wie die perfekte Runde funktioniert, versuche ich, sie immer wieder abzurufen. Wenn ich das schaffe, ist es für die anderen schwer. Wenn ich es nicht schaffe, ist es für sie zumindest ein bisschen einfacher. Aber auch das Setup und den Fahrstil verändern macht mir wahnsinnig Spaß. Ich beschäftige mich mit kleinen Details und pushe sie bis zum Maximum. Damit kann ich den Unterschied machen.»
Interessant: Er bezeichnet sich selbst nicht als Naturtalent. «Wenn man mich in ein Auto setzen würde, das ich nicht kenne und zehn andere Fahrer auch, glaube ich nicht, dass ich der Schnellste wäre. Weil ich mich nicht in ein Auto setze, mich wohlfühle und weiß, was ich zu tun habe. Ich muss mir das erarbeiten. Ich brauche einen Fahrplan», sagte er.
Aber: «Wenn ich einen Fahrplan habe, bin ich fast unschlagbar. Vielleicht ist das ein Talent. Aber es gibt Fahrer, die sofort eine schnelle Runde raushauen. Die fahren nach Gefühl. Und dann gibt es Fahrer wie mich, die setzen sich bis zum Erbrechen im Detail damit auseinander. Und verstehen, warum sie schnell sind und können es deshalb immer wiederholen und auf andere Strecken übertragen.»
Wie nah ist er schon am Limit? Rast: «Das ist immer abhängig von vielen Faktoren. Wenn ich im Rennen im Rhythmus bin und das Auto am Limit bewege, dann geht nicht mehr viel nach oben. Das ist dann Oberkante.»