Aston-Martin-Boss Palmer: Angst vor einer Blamage
Andy Palmer (Mitte), R-Motorsport-Teamchef Florian Kamelger (li.) und R-Motorsport-Mitbesitzer Andreas Baenziger
Andy Palmer hatte ein bisschen Sorge. Wie das so ist, wenn man etwas Neues wagt. Etwas, das in den vergangenen Jahren nur BMW gewagt hat: einen Einstieg in die DTM. Der CEO von Aston Martin wusste, dass dies alles andere als ein Selbstläufer wird.
R-Motorsport als Lizenznehmer mit HWA als Technikpartner ist eine gute Aufstellung für das Abenteuer, doch die Herausforderung bestand vor allem in dem kurzfristigen Einstieg 2019 und der damit verbundenen kurzen Entwicklungs- und Vorbereitungszeit.
Die Sorgen verkleinern diese Voraussetzungen natürlich nicht. «Meine Ansage an das Team war: 'Blamiert uns nicht'», sagte Palmer dtm.com.
«Ich weiß, wie schwierig diese Serie ist, und viele haben mich gewarnt, dass man die DTM nicht unterschätzen darf. Es ist eine gigantische Serie: Man muss sich nur ansehen, wie viele Formel-1-Fahrer schon DTM gefahren sind», so Palmer weiter.
Deswegen seien manche überrascht gewesen, dass man sich zu diesem Schritt entschieden habe, sagte er: «Aber die Ausstrahlung der DTM in Deutschland ist enorm. Außerdem strebt die DTM ja eine Internationalisierung an, was die Teilnahme in der Serie interessant macht.»
Die sportlichen Sorgen bestätigten sich zunächst, am Anfang zahlte das Team eine Menge Lehrgeld, das aber gut investiert wurde: Die Schritte nach vorne waren deutlich zu erkennen. Es gab die ersten Führungskilometer, erste Punkte, einen Rückstand, der immer weiter verkürzt wird.
Zuletzt auf dem Nürburgring blieb für Aston Martin nur ein Punkt durch Daniel Juncadella. Es bleibt ein Balanceakt: Auf der einen Seite geht der Neuling bei der Aufholjagd ans Limit, bezahlt das aber immer noch mit Zuverlässigkeitsproblemen. Durch den immer noch vorhandenen Rückstand belegen die Vantage DTM weiterhin die hinteren Plätze in der Startaufstellung, was die Punktejagd bei einem normalen Rennverlauf nicht vereinfacht.
«Das Ergebnis zeigt unseren aktuellen Leistungsstand. Wir sind zwar näher an unsere unmittelbaren Konkurrenten herangekommen, aber dies hat uns bei den Platzierungen noch nicht weiter nach vorne gebracht», sagte R-Motorsport-Teamchef Florian Kamelger.
Palmer: «Ich hatte leichte Angst, dass wir hinten rumfahren würden, aber wir haben recht gut abgeschnitten. Wir haben Punkte eingefahren und Paul hat bereits in unserem ersten Rennen geführt. Wir wissen, dass man im ersten Jahr keine Rennen gewinnt, man braucht Geduld. Die Jungs lernen, auch von ihren Fehlern, und genau so soll es auch sein.»
Dafür bekommen sie Zeit. Die erste Saison ist fast rum, die Erkenntnisse sind zahlreich, die Ziele mit Bedacht gewählt. Drei Jahre sind erst einmal anvisiert, wie Palmer durchblicken lässt, ohne sich auf eine Dauer wirklich festlegen zu lassen.
«Wir haben weder eine Mindest- noch eine maximale Dauer für dieses Projekt definiert», sagt er. Palmer ist als CEO von Aston Martin aber auch Geschäftsmann. Und deshalb ist klar: Man will nicht für immer der sympathische Underdog sein.
«Wir wollen aus den Anfangsschwierigkeiten in diesem Jahr lernen, dann hoffentlich mindestens gelegentlich um Podiumsplätze mitfahren, und, bei einem Dreijahresprogramm, im dritten Jahr hoffentlich wettbewerbsfähig sein.»