Hohe Kosten, nix gerissen: Gründe für das Aston-Aus
Aston Martin ist 2020 nicht mehr dabei
Eigentlich war alles klar. R-Motorsport hatte die Hausaufgaben gemacht. Sagt Teamchef Florian Kamelger. Er bestätigte in einer Telefon-Pressekonferenz, dass man bereit war für die neue Saison in der DTM. Theoretisch.
So gab es zum Beispiel einen Deal mit BMW, was die dringend benötigten Motoren betrifft, auch zu anderen Dingen, wie Kamelger erklärte. Auch was das Team betrifft habe man Alternativen gehabt, erklärte der Teamchef: «Es hätte funktioniert», meinte er.
Hätte, hätte. Wie gesagt: Das ist nur noch theoretisch. Die Praxis sieht so aus, dass R-Motorsport beziehungsweise Aston Martin ausgestiegen ist. Und das drei Monate vor dem Saisonstart.
«Es geht aber nicht nur darum, ein Auto zu bauen und am Laufen zu haben, es geht auch um die Umstände und um mehr als die Autos», so Kamelger: «Wir haben uns sehr gut vorbereitet und die nötigen Schritte über die letzten Wochen nicht zurückgezogen. Es ist aber trotzdem bei dieser Entscheidung geblieben», sagte er.
Doch warum, wenn man die notwenigen Dinge beisammen hat?
Außerdem hatte man nach der Trennung von HWA im Oktober noch betont, weitermachen zu wollen.
«Wir planen unser DTM-Engagement auch nach dem Ende unserer Zusammenarbeit mit HWA fortzusetzen und werden uns dafür unter anderen Vorzeichen in Abstimmung mit Aston Martin 2020 neu orientieren», hieß es damals in der Erklärung zur HWA-Trennung.
Kamelger, wie sein Geschäftspartner Andreas Baenziger Mediziner, vor allem aber auch Unternehmer, führt unter anderem die Kosten an. Das hatte er in der Debütsaison öfter getan, auch, um eine weitere Reduktion der Kosten zu erreichen. Ohne Frage eine der dringlichsten Aufgaben der Serie, denn trotz der zahlreichen Einheitsbauteile und Sparmaßnahmen ist die DTM für ein Team wie R-Motorsport offenbar immer noch zu teuer. Und die Konkurrenz zu
R-Motorsport agierte mit einem Budget in Höhe von 20 Millionen Euro, was deutlich weniger ist als das, was Audi und BMW zur Verfügung haben. Das sind freilich Dinge, die man vorher wusste. Auch für 2020 war es klar, dass es nicht günstiger werden würde.
Doch unter dem Strich geht es nicht nur um Kosten an sich, sondern auch um das, was hinten rauskommt. Return on Investment nennt sich das im Business-Sprech.
Kamelger erklärt, es sei zuletzt eine Neubeurteilung des Gesamtpakets erfolgt. R-Motorsport ist nicht nur in der DTM, sondern auch im GT-Sport unterwegs. Neben den Finanzen geht es für ein Rennteam zudem immer auch um das Sportliche.
Und da hatte man als Neuling 2019 viel Lehrgeld gezahlt. Der Rückstand war riesig, die Probleme mit dem Motor auch. Deshalb kam es auch zur Trennung mit HWA. Weiteres Problem: Fehlende Sponsoren. 2019 warb Parfummarke Baldessarini auf einem der vier Autos, mehr gab es allerdings nicht. Für 2020 sah es wohl ähnlich mau aus. Für Teams, die an einem Einstieg Interesse haben, ein Warnsignal.
«Der Trend zeigt in andere Richtungen und Prinzipien von Rennsport. Das gilt es, wieder herumzudrehen», sagte Kamelger. Es sind vor allem Elektrorennserien, auf die sich viele Sponsoren konzentrieren, in die es die großen Hersteller zieht. Alternative Antriebe, weg von den Verbrennern. Wenn ein Team aber auf Sponsorengelder angewiesen ist, kann das schnell zum Sargnagel werden.
All das in Kombination – hohe Kosten, wenig Gegenwert, sowohl finanziell als auch sportlich – hat dann zur Neubewertung geführt.
Kamelger: «Wenn man als Unternehmer sehr viel Bemühung in ein Projekt steckt, das sehr lobenswert und gut für die Fans und die DTM ist, unter dem Strich aber nichts reißt, würde das in der Schule als Themenverfehlung auftauchen. In der Neubeurteilung war die DTM daher nicht mehr Teil unseres Programms», sagte Kamelger: «Es war für uns an der Zeit zu realisieren, dass eine Investition von unserer Seite aus schwierig abbildbar ist. Das hat nicht notwendig nur mit Finanzen zu tun, sondern mit einem Investment in unser Programm. Wir haben realisieren müssen, dass für uns das Investment nicht zielführend ist.»