Wickens: Emotionales «Comeback» im DTM-Auto?
Robert Wickens
Er hat es von Anfang an gesagt: Das Ziel von Robert Wickens war immer die Rückkehr in ein Rennauto. Seit seinem IndyCar-Horrorcrash auf dem Pocono Raceway am 19. August 2018 kämpft der Kanadier darum.
Wickens ging stets sehr offen mit dem Crash und den Folgen um, und das von Beginn an. Die Öffentlichkeit wurde immer auf dem Laufenden gehalten und über Eingriffe oder Fortschritte informiert.
Zur Erinnerung: Die Liste der Verletzungen ist auch heute noch heftig, wenn man sie liest: Darauf befanden sich: Fraktur der Brustwirbelsäule, Verletzung des Rückenmarks, Fraktur im Halswirbelbereich, Schien- und Wadenbeinfraktur in beiden Beinen, Frakturen in beiden Händen, Fraktur des rechten Unterarmes, Fraktur des Ellenbogens, vier gebrochene Rippen und eine Lungenquetschung.
Doch der frühere DTM-Pilot hat sich nie unterkriegen lassen, nie gejammert, immer nach vorne geschaut, die Rückschläge, die kamen, hingenommen. Zwischendurch musste er auch bremsen und seine Situation öffentlich erklären, als es hieß, er sei für immer gelähmt. Denn das ist er nicht.
Stattdessen schafft er immer wieder neue Fortschritte auf dem Weg zurück in ein Leben ohne Rollstuhl. Auch wenn es nach seinem Geschmack – Rennfahrer eben – schneller gehen könnte: In den vergangenen Monaten postete er Videos, die zeigen, dass er Schritte auf dem Laufband zurücklegen kann.
«Glücklicherweise mache ich immer noch Fortschritte, Tag für Tag. Natürlich bin ich ungeduldig und wünschte, die Dinge würden etwas schneller vorankommen», sagte Wickens jüngst bei den Kollegen von motorsport.com.
«Ich darf mich nicht beklagen. Ich hätte schließlich auch überhaupt keine Fortschritte machen können. Deshalb bin ich sehr froh über die Fortschritte, die ich erzielt habe. Und es werden noch mehr kommen», so Wickens weiter.
Er hält ganz klar an seinem Ziel fest: «Ich werde wieder Rennen fahren. Ich weiß nicht, ob es IndyCar-Rennen sein werden. Das ist das Ziel, aber es gibt eine Menge Hürden, die erst einmal genommen werden müssen.»
Und auf dem Weg zurück denkt er auch an die DTM. Denn der frühere Mercedes-Mann weiß, dass BMW es Alex Zanardi ermöglicht hat, wieder Rennen zu fahren, obwohl der Italiener bei einem Unfall beide Beine verloren hat. Die Ingenieure bauten die Boliden so um, dass Zanardi sie ohne seine Beinprothesen steuern konnte.
Wickens will sich beim BMW-Motorsportchef melden: «Für meinen nächsten Schritt würde ich nichts lieber tun als Jens Marquardt von BMW anzurufen, um ihn zu fragen, ob er mich das DTM-Auto von Alex Zanardi mal fahren lässt - oder den GTLM M8, den Alex in Daytona [beim 24-Stunden-Rennen 2019] gefahren hat.»
Was sagt Marquardt dazu? «Zunächst einmal fühlen wir uns natürlich geehrt, dass Robert Wickens gerne eines unserer Fahrzeuge fahren würde», so der BMW-Boss auf Anfrage von SPEEDWEEK.com. «Wir kennen Robert gut, zum einen aus früheren Formel BMW Zeiten, zum anderen aus den Jahren, als er Teil der DTM war. Im Moment ist allerdings aus offensichtlichen Gründen kein Motorsport möglich, andere Themen sind im Moment wichtiger. Insofern steht das in der Form aktuell nicht bei uns auf der Agenda. Die BMW Motorsport Familie drückt Robert für seiner Genesung weiterhin alle Daumen!»
Wickens arbeitet zwar mit den Ingenieuren und Designern bei McLaren SP zusammen und arbeitet mit ihnen unterschiedliche Lenkradkonzepte aus, trotzdem «muss ich letztendlich wirklich mal ein Auto fahren, um die Theorien zu validieren und ihnen [den Technikern] etwas Genaueres geben zu können, womit sie weiterarbeiten können», so der Kanadier.
Wickens weiter: «Mittel- oder langfristig, wenn wir uns mit der Simulation vertraut gemacht haben und die Rundenzeiten gut aussehen, will ich wieder IndyCar fahren. Mir ist bewusst, dass die Serie einige Regeln anpassen müsste, um die Zusatzteile an meinem Auto zu montieren. Ich glaube aber, dass das möglich wäre.»