Berger zu GT3, Elektro-DTM: «Fan muss uns steuern»
Die DTM Electric soll ab 2023 im Rahmenprogramm fahren
Die DTM setzt 2021 auf ein GT3-Reglement, nachdem die kurze Class-1-Ära mit den Turbo-Autos nach den Ausstiegen von Audi und BMW 2020 endete.
Für die Plattform sind die GT3-Autos der Rettungsanker, nachdem lange unklar war, ob die Serie überhaupt eine Zukunft hat. DTM-Chef Gerhard Berger blickt aktuell auf ein konstant wachsendes Starterfeld, mit bislang neun Teams und mindestens 15 Autos.
Die Frage, die dem Österreicher im ran racing-Podcast gestellt wurde: Wie stellt sich die DTM mittelfristig auf? Ist das GT3-Reglement nur eine Übergangslösung? Oder wird womöglich die DTM Electric, die ab 2023 im Rahmenprogramm fahren soll, eine größere Rolle spielen?
Wo geht die Reise hin?
«Momentan weiß man nicht, wo genau die Reise hingeht», sagte Berger: «Wir versuchen, alle Themen so aufzugleisen, dass man dort hingehen kann, wo uns der Fan sieht.»
Denn den Fan nimmt Berger als Maßstab für die weiteren Planungen. «Er ist derjenige, der uns lenken und steuern muss. Ist die Serie toll oder nicht toll? Sind die Autos super oder nicht? Ist der Sound wichtig oder nicht? In dieser Rolle sind wir in einer Übergangsphase», so Berger.
Denn abgerechnet wird am Ende der Saison, wenn das erste Jahr mit den GT3-Autos absolviert ist. «Der Fan wird in den nächsten 12 Monaten sagen: Das war die beste Serie, die ich je gesehen habe. Oder er wird sagen: ‚Ja, war ganz gut, aber ich würde am liebsten mal das 1200-PS-Auto sehen.‘ Wir stellen uns so auf, dass wir alles abdecken können.»
Das «1200-PS-Auto» - das ist die DTM Electric, die in Hockenheim erste Demorunden absolvierte und für viel Aufmerksamkeit sorgte, positive wie negative. An zwei Rennwochenenden werden die Boliden auch 2021 am Start sein, womöglich dann auch wieder vor Fans, so die Hoffnung bei Berger und der ITR.
Berger bricht nochmals eine Lanze für die Boliden, die 1.200 PS und damit nahezu doppelt so viel leisten wie die letztjährigen DTM-Fahrzeuge. Die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h erfolgt in 2,4 Sekunden und ist damit circa 0,4 Sekunden schneller als die des BMW M4 DTM.
«Uns ist es egal, ob die Power aus einem Elektro- oder einem Verbrennerantrieb kommt. Wir wollen als Sportler zeigen, dass wir ein Fahrzeug besser beherrschen können als andere. Wenn viel Leistung und viel Technik da ist, sind wir in unserer Welt. Das ist der Anspruch, den wir haben. Wir sind aber auch alle sensibilisiert, dass wir den Nachhaltigkeitsgedanken weitertragen wollen, dass wir die Umwelt schützen und den Motorsport umstellen müssen», sagte Berger: «Wenn damit einher geht, ein anspruchsvolles Renngerät mit einem Elektroantrieb zu haben, mit dem wir die Umwelt schützen, stehen wir alle dahinter.»
Wichtig sei es, dass man parallel die Plattform weiterentwickle: «Auch dort müssen wir Schritte in die Nachhaltigkeit machen, da muss uns mehr einfallen. So versuchen wir den Motorsport für die Zukunft zu rüsten: Umweltschutz und gleichzeitig dem Fan tollen Motorsport bieten.»
«Das, was sich der Fan immer wünscht»
Doch wird der DTM-Fan, der vor allem ein klassischer Petrolhead ist, eine Elektro-DTM annehmen, ob nun im Rahmenprogramm oder auch als Hauptattraktion? Das ist die große Frage.
«Zwei Sachen müssen uns gelingen: Wir müssen 1000 PS plus haben, ein Leistungsgewicht und Geschwindigkeiten, die attraktiv sind. Und wir müssen auf normalen Rennstrecken normale Renndistanzen fahren. Und da sind wir auf das Batteriewechselsystem gekommen, um das kurzfristig umzusetzen. Daran arbeiten wir», sagte er.
Er ist davon überzeugt, dass er die Fans damit gewinnen kann. «Wenn uns das gelingt, wird der Fan Autos sehen, die mit 350 km/h in Hockenheim auf der Geraden ankommen. Und die Fans werden vom Start bis zur ersten Kurve Rauch sehen, weil sich die Leistung so stark entfaltet. Also das, was er sich immer wünscht. Etwas, das durch und durch spannend sein wird.»