Berger: Bedauern wegen Button, Hoffen auf Villeneuve
Gerhard Berger
Gerhard Berger weiß, dass der Status Quo keine Selbstverständlichkeit ist. Dass es kein Selbstläufer war, der DTM ein neues Gesicht zu verpassen, mit neuen Autos und Privatteams statt den großen Herstellern in die Zukunft zu gehen.
Inmitten eines Wandels hin zu mehr Nachhaltigkeit und Elektrifizierung, dabei flankiert von einer Corona-Krise, die den Motorsport immer noch fest im Griff hat.
Doch als der DTM-Chef im Rahmen der ersten offiziellen Testfahrten über die neue GT3-DTM sprach, hörte man die Genugtuung deutlich heraus, dass es der Überlebenskünstler DTM dann doch mal wieder irgendwie geschafft hat, dem Tod von der Schippe zu springen. «Es gab einige, die nicht mehr an die Zukunft der DTM geglaubt haben. Mich motiviert sowas, das kenne ich aus meinem Sportlerleben», sagte Berger.
17 Autos von zehn Teams sind Stand jetzt gemeldet, vier Marken – Audi, BMW, Mercedes und Ferrari – stehen permanent in der Startaufstellung, dazu McLaren als dreimaliger Gaststarter.
«Mein Wunsch ist im Großen und Ganzen in Erfüllung gegangen. Wir sind noch nicht am Ende. Wir haben die Pflicht erfüllt und würden in der Kür gerne noch etwas draufsetzen. Der Prozess läuft noch, es ist ja noch Zeit bis zum ersten Rennen», sagte Berger.
Vielleicht zaubert Berger bis dahin doch noch einen Superstar ins Auto: Der frühere Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve hat großes Interesse, sich ans Steuer zu setzen. Berger hatte bereits in den vergangenen Monaten mit dem Kanadier gesprochen. Er weiß, dass sich die Serie am besten über die großen Namen verkaufen lässt.
«Er würde wahnsinnig gerne DTM fahren und ich hätte ihn auch gerne auf unserer Plattform. Leider haben wir nicht den richtigen Platz für ihn gefunden, der zu ihm passen würde und ihm die richtige Wertigkeit bringt», so Berger. Aber sag niemals nie: «Ich würde nicht ausschließen, dass wir irgendwann für Jacques die richtige Lösung auf dem Tisch haben.»
Dass sich Jenson Button mit seinem Team zurückgezogen hat, bedauert Berger, doch «leider war es nicht möglich, das Budget dorthin zu bringen, dass er sich wohlgefühlt hätte, eine konkurrenzfähige Saison in der DTM durchzuführen», so der Österreicher, der sein Fahrerfeld trotzdem in den höchsten Tönen lobte.
«Es ist die stärkste Fahrerbsetzung, die eine GT-Meisterschaft zu bieten hat», schwärmte Berger: «Wir haben mit Sophia Flörsch eine schnelle Frau, die es mit den Männern aufnehmen will. Dann mit Glock, Albon und auch Klien, der einige Gaststarts fahren wird, drei ehemalige Formel-1-Fahrer. Mit Paffett, Wittmann und Rockenfeller ehemalige Meister, mit Nico Müller den aktuellen Vizemeister», so Berger weiter. Alles Namen, die im Mittelpunkt stehen, die Gesichter der neuen DTM werden sollen.
Fakt ist: Es war bis hierhin kein Selbstläufer, und es wird wegen der Corona-Pandemie und dem Wandel in der Autoindustrie kompliziert bleiben. «Alle versuchen sich zu elektrifizieren. Momentan ist daher eine Unsicherheit da», so Berger, der von zwei schwierigen Jahren ausgeht. «Dann wird sich alles etwas einpendeln, aber bis dahin werden es zwei schwierige Jahre», so Berger.