So liefen die DTM-Testfahrten für Sophia Flörsch
Sophia Flörsch
Gerhard Berger musste erst einmal etwas klarstellen. «Sie ist nicht dabei, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie gute Leistungen gebracht und sich positioniert hat, um in der DTM anzutreten», sagte der DTM-Boss.
«Sie», das ist Sophia Flörsch, die 2021 als erste Frau seit 2012 und als zwölfte insgesamt in der DTM antreten wird. Keine Frage: Die 20-Jährige wird viele Blicke auf sich ziehen und Aufmerksamkeit generieren.
«Interessantes und gutes Thema»
Das weiß auch Berger. Und hofft es auch. «Für die DTM war es immer ein interessantes und gutes Thema, wenn eine Frau eine gute Leistung abgeliefert hat», so Berger: «Es ist definitiv eine Bereicherung, sie bedient eine große Fangemeinde. Das tut uns als Plattform auch gut.»
Denn die DTM absolviert seit Monaten einen Spagat, die Traditionsrennserie muss sich inmitten der Coronakrise und des Wandels im Motorsport hin zu Elektrifizierung und Nachhaltigkeit ein Stück weit neu erfinden und positionieren. 2021 fährt die DTM nicht mehr mit reinrassigen Rennprototypen, sondern mit GT3-Autos. Um im Wust der zahlreichen GT-Serien nicht austauschbar zu sein, setzt Berger auch auf ein starkes Fahrerfeld. In dem auch Flörsch ihren berechtigten Platz hat.
«Ich gehe davon aus, dass sie in der DTM Fuß fassen wird. Es wird sicher nicht einfach, sie wird eine Eingewöhnungsphase benötigen. Ansonsten traue ich ihr aber zu, gute Rennen zu fahren», sagte Berger.
Flörsch selbst grinste breit, als sie in ihrer Medienrunde über ihre Testtage in Hockenheim sprach. «Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, ich habe es sehr genossen. Ich bin super glücklich, dass ich in der DTM fahren kann und möchte das Beste daraus machen», sagte sie.
Denn sie hat immer betont, dass sie ihr großes Ziel, die Formel 1, immer noch im Blick hat, auch wenn sie jetzt nicht mehr in Formelautos sitzt, sondern in einem Sportwagen mit fast 600 PS.
Ans Bremsen gewöhnen
Und der sorgte bei ihr für den einen oder anderen «Aha-Effekt», denn die GT-Autos sind für Flörsch Neuland. «Ich bin an mehr Aerodynamik und weniger Gewicht gewöhnt», sagte sie. «ABS ist auch ganz neu für mich, an das Bremsen muss ich mich also auch gewöhnen», erklärte sie und verriet, dass sie bei den Tests einige Male den Bremspunkt verpasst hatte.
Doch nach zwei Testtagen ist sie zufrieden. Insgesamt drehte sie 183 Runden, nur Dev Gore (Rosberg/185 Runden) und Marco Wittmann (Walkenhorst/241) spulten mehr ab. Mit ihrer persönlichen Bestzeit von 1:38,260 Minuten lag sie rund zwei Sekunden hinter der Spitze, wobei es bei Testfahrten in erster Linie um andere Dinge als Bestzeiten geht: Daten, die neuen Michelin-Reifen, in den Rhythmus finden.
Einen weiteren Test (4. bis 6. Mai auf dem Lausitzring) absolviert die DTM noch, ehe die Saison Mitte Juni in Monza startet. «Es läuft im Moment alles nach Plan», sagte Flörsch.
Was hilft: Sie fährt für das amtierende Meisterteam Abt Sportsline und hat in Mike Rockenfeller ein DTM-Urgestein und Kelvin van der Linde einen ausgewiesenen GT-Profi als Teamkollegen. «Zwei starke Teamkollegen zu haben ist sehr hilfreich, damit ich so schnell wie möglich so schnell wie sie bin», weiß sie.
Um sich nicht nur für, sondern auch in der DTM zu positionieren.