STW-Cup entjungferte neuen Sachsenring
Emanuele Pirro
Mit dem allmählich beginnenden Untergang der DDR waren am 9. Juli 1989 letztmals Automobile auf dem alten Sachsenring am Start. Das letzte Rennen auf der 8,618 Kilometer langen alten Berg- und Talbahn vor den Toren Hohenstein-Ernstthals war vom 6. bis 8. Juli 1990 Motorradklassen vorbehalten. Dann kam das Aus des alten Straßenkurses, doch dank des Baus des Verkehrssicherheitszentrums Sachsenring war ab 1996 wieder Motorsport in der Region erlebbar.
Den Anfang machten am 25. und 26. Mai 1996 die (internationale) Deutsche Motorradmeisterschaft und die Pro Superbike. Wenngleich die Autos am Sachsenring immer etwas im Schatten der Motorräder und ihrer großen Prädikatsrennen standen, hatten die vierrädrigen Motorsport-Gerätschaften auch ihre Fans. Und da der geneigte Motorsport-Enthusiast am Sachsenring sowie im näheren Umland umfassend gut informiert und vielseitig interessiert ist, war es kein Wunder, dass am Wochenende des 29. und 30. Juni 1996, also heute vor 25 Jahren, rund 75.000 Fans dem Internationalen ADAC-Preis der Freien Presse mit dem Kernthema STW (Super Tourenwagen Cup) beiwohnten.
Auf Grund explodierter Kosten und Reglementzwistigkeiten hatten sich zwei Jahre zuvor die Hersteller Audi und BMW aus der deutschen Top-Tourenwagenrennserie DTM zurückgezogen. In Zusammenarbeit mit dem ADAC stellte man dann die Alternativ-Serie STW, die nach internationalem Tourenwagenreglement mit sogar Weltfinales am Saisonende fuhr, auf die Beine.
Am 29. und 30. Juni 1996 waren auf dem Sachsenring neben dem D1 ADAC Super-Tourenwagen Cup, der D1 ADAC GT-Cup die BMW Formel ADAC Junior und der Formel Euro Cup am Start.
Nach den Trainings am Samstag und den Warm up am Sonntagmorgen standen mit dem Sprintrennen über 16 Runden ab 11:30 Uhr und dem nach einer kleinen Servicepause eine Stunde später vorgesehenen (Haupt-)Rennen die Highlights des Wochenendes auf dem Programm.
Die Ouvertüre musste allerdings nach einem furchterregenden Unfall des Briten Warren Hughes in einem Ford Mondeo in der Startrunde abgebrochen werden. Nach den lang anhaltenden Aufräumarbeiten wurde die Rundenzahl von 16 auf 13 verkürzt. Beim verkürzten Sprintrennen feierte Audi mit dem A4 sowie dem Österreicher Philipp Peter, Christian Abt, dem Italiener Emanuele Pirro und der Ex-Formel-1-Pilot Karl Wendlinger, ebenfalls aus Österreich, einen Vierfach-Triumph. Erst auf Platz fünf folgte der erste BMW (320i), der Steve Soper pilotiert wurde. Immerhin gelang dem Briten die schnellste Rennrunde. Ihm folgte ein weiterer Audi, und zwar jener der hübschen Italienierin Tamara Vidali.
Das Hauptrennen gewann Emanuele Pirro vor Steve Soper und Christian Abt. Tamara Vidali wurde hinter dem erneuten Vierten, Karl Wendlinger, und noch vor Laurent Aiello in einem Peugeot 406 Fünfte.
Bei den Rennen zum ADAC GT-Cup teilten sich Herbert Drexler aus Salzweg und Jörg Breuer aus Geilenkirchen, bei in einem Ford Escort Cosworth, die Siege. Die Nachwuchsfahrer der BMW Formel ADAC Junior durften nur einmal ran. Dieses Rennen gewann Matthias Wolf aus Gerlingen.
Bei den Rennen zum Formel Euro Cup gewann Chris Vogler aus Heilbronn ebenso beide Male die Division bis 2.000 cmm wie der damals im sächsischen Niederwiesa beheimatete und noch heute als Sidecar-Beifahrer aktive Uwe Neubert die Division bis 1.600 ccm.