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Streitpunkt BoP: Darum schweigt die DTM das Thema tot

Von Andreas Reiners
Die DTM startete in Monza in eine neue Ära

Die DTM startete in Monza in eine neue Ära

Die DTM setzt wegen des neuen GT3-Reglements erstmals auf eine Balance of Performance. Informationen dazu gab die Serie aber nicht heraus, aus Sorge vor Diskussionen. Die es dadurch natürlich gab.

Gerhard Berger hat es immer wieder betont. Im Grunde bei jedem Pressegespräch hob er hervor: Er ist kein Freund der künstlichen Eingriffe. Das war er bei den Performance-Gewichten schon nicht, und das ist er bei der Balance of Performance auch nicht.

Die BoP sei ein notwendiges Übel in der neuen DTM mit GT3-Reglement, betonte Berger, und angesichts der unterschiedlichen Autokonzepte kommt die DTM an ihr tatsächlich nicht vorbei. Durch eine Angleichung der Boliden soll der Wettbewerb so spannend wie möglich werden.

Die DTM setzt bei der Einstufung auf den Automobil-Dienstleister AVL und geht damit einen eigenen Weg, die AVL setzt auf eine eigens entwickelte Software VSM Race ( Vehicle Simulation Model).

ITR und AVL gaben bei den Testfahrten im Vorfeld der neuen Saison dann auch bereitwillig Auskunft, sprachen davon, die schnellste GT-Serie der Welt sein zu wollen und wie es mit der BoP bis zum Auftakt in Monza abläuft. Man muss dazu sagen: Damals gab es auch schon die ersten Teilnehmer, die sich beschwerten.

Eisiges Schweigen

Trotzdem: Vor dem Saisonstart, als es darauf ankam, als es interessant wurde, wie die verschiedenen Autos nun eingeteilt wurden, herrschte plötzlich großes Schweigen. Zu den konkreten Einstufungen der Balance of Performance gab es keine Informationen von offizieller Seite, so die ITR auf Anfrage.

Was insofern seltsam ist, weil im Vorfeld oft betont wurde, ohne die großen Hersteller würde die Politik hinter den Kulissen verschwinden, es würde transparenter und offener sein. Stattdessen werden zu einer der streitbarsten, aber eben auch essentiellen Neuerung der DTM keine Informationen herausgegeben, die zur Einordung der Geschehnisse auf der Strecke aber zwingend dazugehören.

Die große Sorge: Am Ende dreht sich dann doch wieder alles nur um die Balance of Performance, der künstliche Eingriff lässt alles andere in den Hintergrund rücken.

«Wir wollen nicht, dass alle nur über BoP diskutieren, und das würden sie, wenn wir das alles kommunizieren. Das soll nicht im Mittelpunkt stehen», sagte Berger SPEEDWEEK.com. Ein Vorgehen, das aus Sicht der DTM bei einem Neustart auf eine Art nachvollziehbar, in Sachen transparenter Medien- und Fanarbeit aber ein Unding ist. Dass gerade so ein Vorgehen schnell zu einem Eigentor werden kann, sollte man bei der DTM eigentlich am besten wissen. Doch die Paranoia der Vergangenheit lässt wohl auch bei einem Neustart nicht so einfach abstreifen.

Der falsche Weg

Denn es ist nicht nur der falsche Weg, es wirft die Gegenfrage auf: Ist Transparenz in der Diskussion nicht sinnvoller als ein Mauern, das sogar im Fahrerlager für Unverständnis und Ärger sorgt und Spekulationen und Halbwahrheiten Tür und Tor öffnet? In anderen Serien wird um die BoP kein Geheimnis gemacht.

Keine Frage: Dass die BoP zum Start noch Kinderkrankheiten aufweist, dass Fehler gemacht werden, war zu erwarten. Es mag gut sein, dass den Fan die BoP wenig bis gar nicht interessiert, der Großteil will sowieso nur gute Rennen sehen. Und ja: Vor allem bei einem Neustart muss nicht alles zu einem Skandal aufgeblasen werden, auch weil es aus medialer Sicht deutlich interessantere Themen gibt.

Zur ergänzenden Erklärung für die Geschehnisse auf der Strecke, für das Racing, ist die BoP trotzdem elementar. Daran ändert auch ein Totschweigen nichts.

Trotzdem Thema

Die Taktik der Verantwortlichen änderte freilich auch nichts daran, dass die BoP trotzdem Thema war - auch durch das Schweigen - immer wieder aufgegriffen und auch kritisiert wurde. Natürlich vornehmlich von denjenigen, die die Einstufungen vermeintlich benachteiligten. Dabei ist es vollkommen nachvollziehbar, dass sich auch der Dienstleister an das Thema herantasten muss. Unter dem Strich ist das am Auftakt-Wochenende ganz gut gelungen.

Berger nahm die Grazer Spezialisten, die den Auftrag des ständigen Tüftelns an der BoP haben, explizit in Schutz: «Die Jungs machen einen hervorragenden Job, sind exakt in allen Details und haben mein Vertrauen. Ich bin von ihrer Arbeit überzeugt», erklärte Berger.

Außerdem, fügte der Tiroler an, werde ständig evaluiert. «Ein Ausgleich durch Handicapregel wie die BoP wird überall diskutiert und in Frage gestellt. So gesehen beunruhigt mich die Diskussion nicht», ergänzte Berger und kündigte an: «Vielleicht kommt aber bald ein gesamthafter Überblick nach jedem Rennwochenende.» Es wäre zumindest ein erster Schritt.


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