Schön kitschig: Lawson und der spezielle Ferrari-Sieg
Sieg für Liam Lawson
Es gibt so Geschichten, die sind schon fast ein bisschen zu kitschig. Da bekäme jeder Drehbuch-Autor zu hören, er solle es doch mal eine Nummer kleiner machen. Liam Lawson machte es beim Saisonauftakt der DTM aber lieber noch ein bisschen größer, kitschiger.
Denn der 19 Jahre alte Rookie fuhr bei seinem allerersten Rennen direkt den Sieg ein. Gegen etablierte DTM- und GT3-Stars. Von Startplatz sieben aus. Und noch wichtiger: In einem Ferrari, mit dem Team AF Corse, und das alles in Monza. Ein emotionaler Heimsieg, den der Neuseeländer seinem Team und sich selbst zum Auftakt beschert hat.
Noch gar nicht realisiert
«Das ist natürlich sehr speziell, ich habe das noch gar nicht wirklich realisiert», sagte Lawson: «Die DTM ist eine großartige Möglichkeit für mich und ein Sieg natürlich wunderbar.»
Natürlich auch für DTM-Chef Gerhard Berger, der seine Kontakte spielen ließ, um Red Bull, Ferrari und AF Corse in die DTM zu locken.
Alex Albon, in dieser Saison auch Formel-1-Ersatzfahrer für Red Bull, rundete als Vierter im zweiten Ferrari das starke Ergebnis ab.
Er war sogar nur von Startplatz 14 aus ins Rennen gegangen. Für Lawson ist der starke Auftritt des Duos aber keine große Überraschung. «Wir wussten, dass das Auto schnell ist. Im Qualifying haben wir nicht die wahre Pace gezeigt, im Rennen war das Auto dann gut. Im Qualifying müssen wir noch nachlegen», sagte er.
Emotionen, ein Überraschungssieg, harte Zweikämpfe: Es war ein durchaus gelungener Start in die neue Ära. Das erste Rennen der «neuen» DTM mit GT3-Reglement, neuen Autos der Marken Audi, BMW, Mercedes, Ferrari und Lamborghini war auch die Rennpremiere der sogenannten «Balance of Performance».
Sie wird genutzt, um die verschiedenen Autokonzepte anzugleichen und für einen ausgeglichenen Wettbewerb zu sorgen. Diskussionen um die «BoP» haben Tradition, und nach dem Qualifying und dem dominierenden Mercedes-Auftritt waren erste Anpassungen vorgenommen worden.
Offensichtlich mit Erfolg. Denn die Mercedes-Piloten mussten Lawson den Vortritt lassen. Polesetter Vincent Abril und Maximilian Götz (beide HRT) fuhren auf den Plätzen zwei und drei auf das Podium.
Götz: «Die BoP beeinflusst natürlich die Ergebnisse, und es wird sich über die Saison verändern. Aber wir haben ein sehr gutes Rennen gesehen, gute Kämpfe, gute Strategien. Es weht jetzt ein frischer Wind in der Serie mit den neuen GT3-Autos.»
Kurios dabei: Die konkreten Einstufungen der BoP werden seitens der DTM nicht offiziell kommuniziert.
Klar ist trotzdem: Die BoP wird in dieser Saison noch öfter für Gesprächsstoff sorgen. So brachte die Angleichung zum Beispiel für die BMW-Fahrer kaum etwas, nur Ex-Meister Marco Wittmann schaffte es als Neunter in die Punkte. Auch die Audi-Stars wie Kelvin van der Linde (Abt/6.) und Mike Rockenfeller (Abt/10.) sowie Vizemeister Nico Müller (Rosberg/8.) mussten ordentlich kämpfen. «Das war Schadensbegrenzung heute, wir hatten nicht die Mittel, um um den Sieg zu kämpfen. Unser Tag wird noch kommen, es war ein guter Anfang», sagte van der Linde.
Bitteres Rennen für Glock
Ganz bitter wurde es für Timo Glock. Der frühere Formel-1-Star und langjährige DTM-Pilot wurde sogar nur 17. Und landete damit unmittelbar hinter den beiden Frauen im Feld.
Esmee Hawkey wurde im Lamborghini Huracan GT3 von T3 Motorsport 15., Sophia Flörsch wurde im Abt-Audi 16. «Ich bin noch nicht da, wo ich sein will. Es ist aber wichtig, Runden zu sammeln. Ich glaube, dass ich ein bisschen zu spät an die Box gekommen bin, aber die Pace am Ende war gut.»