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Besser als früher? So sieht die neue DTM 2021 aus

Von Andreas Reiners
 Die DTM startet in eine neue Ära

Die DTM startet in eine neue Ära

Die neue DTM-Saison beginnt an diesem Wochenende in Monza. Es ist die erste Saison der GT3-Ära. Ob Marken, Autos, Teams oder «BoP»: SPEEDWEEK.com zeigt, was in der DTM 2021 alles neu ist.

Mike Rockenfeller ist optimistisch. Ja, die großen Hersteller sind weg, doch das muss für die neue DTM kein Nachteil sein. Im Gegenteil. «Die finanzielle Power durch die Hersteller fehlt zwar, und dadurch ist es für die DTM generell vielleicht schwieriger und fragiler», sagte Abt-Routinier Rockenfeller SPEEDWEEK.com.

Aber für den Sport sei es durchaus gut, betonte Rockenfeller. «Die Stimmung unter den Teams zum Beispiel war nie schlecht, aber es war alles abgekapselt, und es hat sich über die Jahre eher verschlechtert. Ich hoffe, dass in der DTM durch den Neuanfang Freundschaften im Fahrerlager wieder mehr und dass Erfolge wieder mehr anerkannt werden.»

Ist es die bessere DTM? «Es ist anders. Ob es besser wird, muss man sehen. Es ist in der modernen Motorsport-Welt ein Stück weit zurück zu den Wurzeln. Am Ende muss immer gutes Racing stehen», sagte Rockenfeller.

SPEEDWEEK.com zeigt, was in der DTM 2021 alles neu ist.

GT3-Reglement:

Die DTM hat in ihrer Geschichte schon einige technische Reglements erlebt. 2021 startet die Rennserie nun mit dem GT3-Reglement in eine neue Ära. Fuhr die DTM in den vergangenen Jahren mit reinrassigen Renn-Prototypen, sind es nun seriennahe Sportwagen.

«Wir haben dann die verschiedenen Reglements angeschaut, welches Reglement für uns sprechen könnte. Es hat dann aber alles für das GT3-Reglement gesprochen. Es liegt überall in den Regalen bei den Herstellern, man musste kein Geld in die Hand nehmen. Manchmal muss man auch zum Glück gezwungen werden. Wir haben jetzt nämlich sechs Marken am Start. Das war genau das, was der Fan über Jahre rüberbringen wollte. Es wird für den Fan am Ende des Tages ein Schritt nach vorne sein», sagte DTM-Chef Gerhard Berger bei ServusTV.

Autos:

Grundsätzlich ist ein DTM-Auto komplett auf Performance ausgerichtet, ein reinrassiges Rennauto eben. Was nicht bedeutet, dass mit einem GT3-Auto kein gutes Racing möglich ist - im Gegenteil. Sie sind zwar gut 300 Kilogramm schwerer (1.300 zu 1.000 Kilogramm) und auch etwas langsamer (550 zu 600 PS), aber am Ende geht es um die Show. Und die kann auch mit einem GT3-Auto stimmen.

Ganz generell sind GT3-Autos Sportwagen, die man auch auf der Straße wiederfindet, und keine Prototypen wie die bisherigen DTM-Autos, die mit einem Serienauto nicht mehr viel gemein haben. «Die Basis für ein GT3-Auto ist ein Serienfahrzeug, das umgebaut wird zu einem Rennfahrzeug. Es hat einen sehr hohen Sicherheitsstandard und die Performance spielt auch eine große Rolle», erklärt ran racing-Experte Martin Tomczyk. Mit den GT3-Sportwagen wollen die Autobauer die Brücke von der Straße zum Rennsport schlagen, was bei den Kunden für noch mehr Identifikation sorgen soll.

Wie wird das Racing mit den Autos? «Wir hatten ein tolles Racing in den letzten Jahren, das müssen wir erst einmal wieder schaffen. Etwas überspitzt gesagt: Wir haben kein DRS, kein Push-to-Pass, wir haben einen konstanten Reifen – alles Dinge, die auf dem Papier nicht unbedingt mega Racing zulassen. Auch das ABS sorgt vielleicht eher dafür, dass man weniger Fehler sieht. Das muss man abwarten, das wird sich zeigen. Ich hoffe sehr, dass wir wieder gutes Racing haben werden, denn das ist der entscheidende Punkt», sagte Mike Rockenfeller SPEEDWEEK.com.

Marken:

Die fehlende Markenvielfalt war immer ein Problem der DTM. Lange fuhren nur Audi und Mercedes gegeneinander, ehe 2012 BMW hinzu kam. 2018 hörte Mercedes auf, dann kam 2019 Aston Martin, stieg 2020 aber wieder aus.

Als dann auch Audi ankündigte, nach der Saison 2020 den Stecker zu ziehen, richtete sich die DTM mit dem GT3-Reglement und dem Ende des reinen Werkssports neu aus. Der Vorteil: Neben Audi und BMW sind 2021 auch Autos von Mercedes, Ferrari, McLaren und Lamborghini am Start.

Balance of Performance:

DTM-Chef Gerhard Berger ist das Thema ein Dorn im Auge, doch die Markenvielfalt hat ihren Preis. Wegen der unterschiedlichen Fahrzeug-Konzepte wie Front-, Mittel- und Heckmotor sowie Motoren-Varianten - Acht- oder Zehnzylinder, Turbo- oder Saugmotor - ist es nötig, die Autos aneinander anzupassen. Das geschieht über die sogenannte Balance of Performance (kurz «BoP»), ein heikles und kniffliges Thema, mit dem sich der Automobil-Dienstleister AVL beschäftigt.

Die Angleichung erfolgt unter anderem durch Anpassungen des Fahrzeuggewichtes, der Fahrhöhe, des Lufteinlasses bzw. des Ladedrucks. Das zentrale Element der BoP-Berechnung ist die von AVL über Jahre entwickelte Software VSM Race (Vehicle Simulation Model). Zusätzliches «Bonbon»: Die drei Bestplatzierten eines jeden Rennens müssen 25, 18 und 15 Kilogramm zuladen.

«Es liegt an den Verantwortlichen, dass es passt. Und wenn es mal nicht für alle passt, dann ist es eben so. Solange gut reagiert und an den richtigen Stellschrauben gedreht wird, damit es ausgeglichen ist, ist doch alles gut. Ich kann mir vorstellen, dass es Diskussionen gibt, ich finde aber, dass die fehl am Platz sind. Denn wenn man sich jedes Mal darüber beschwert, ist man in der falschen Rennserie», sagte Rockenfeller.

Fliegende Starts:

Die DTM setzt 2021 nicht mehr auf stehende, sondern für den GT-Sport üblichen fliegenden Starts. In gewisser Weise kennen die Fans diese auch aus den vergangenen Saisons. Denn der «DTM Formation Start» ist ein rollender Start mit dichtgestaffelten Zweier-Reihen nach Indy-Muster, der bereits nach Safety-Car-Phase genutzt wurde.

Privatteams:

Der Werkssport gehört mit dem neuen Reglement der Vergangenheit an, stattdessen stehen die Privatteams im Mittelpunkt. Wo früher Audi, BMW oder auch Mercedes mit Werksmannschaften die Autos einsetzten, müssen Teams wie Abt Sportsline, HRT, Rowe Racing oder T3 Motorsport den Einsatz nun zum Großteil selbst stemmen. Einige erhalten zumindest eine kleine Unterstützung durch den Hersteller. Der Einsatz eines GT3-Autos kostet rund eine Million Euro pro Saison.

Fahrer:

Neue Saison, neue Regeln und neue Autos bedeuten auch immer neue Fahrer. Übrig geblieben aus der Vorsaison sind lediglich fünf Fahrer. Die DTM ist 2021 mit insgesamt 22 Fahrern aus zwölf Nationen wohl so international wie nie zuvor.

Erstmals ist mit Arjun Maini auch ein Fahrer aus Indien dabei, und erstmals seit 2012 wieder zwei Frauen. Berger schwärmt von der stärksten Fahrerbesetzung, die eine GT-Meisterschaft zu bieten habe.

Reifen:

Zur Saison 2021 wechselt die DTM von Hankook- auf Michelin-Reifen. Dabei setzen die Verantwortlichen auf die Medium-Mischung S8M, die beim Test auf dem Lausitzring zum Einsatz kam, als Standardreifen. Der Grund ist der etwas höhere Abbau als bei der härteren Mischung. Das heißt allerdings nicht, dass der härteste GT3-Reifen von Michelin gar nicht zum Einsatz kommen wird. «Wenn es ein Rennen geben sollte, bei dem die Temperaturen weit über das Ziel hinausschießen oder die Reifenbelastung so groß ist, dann haben wir diese Möglichkeit», erklärt Berger bei ran.de: «Ich gehe aber davon aus, dass wir mit dem weicheren die ganze Saison durchfahren werden.»

Rahmenprogramm:

Beim Rahmenprogramm soll es sowohl eine Zeitreise als auch einen Schritt in die Zukunft geben. Fest zur DTM-Plattform gehören zum Beispiel Classic-Events. Je nach Rennstrecke sollen unterschiedliche Themen der Motorsport-Classic präsentiert werden, beispielsweise Fahrzeuge der legendären Gruppe C auf dem Norisring, historische Formel-1-Boliden auf dem Nürburgring und dem Hockenheimring oder legendäre Tourenwagen aus der DTM.

Daneben geht die DTM Trophy in ihre zweite Saison. Dabei winkt den Nachwuchsfahrern der direkte Aufstieg in eines der DTM-Cockpits. Mit dem BMW M2 Cup gibt es einen weiteren Markenpokal für Talente, die sich zeigen wollen. Außerdem findet die Zukunft statt: Die DTM Electric ist als eigenständige Serie konzipiert, die künftig neben DTM, DTM Trophy, DTM Classic und DTM Esports eine der fünf Säulen der DTM-Plattform bildet. 2021 stehen die nächsten Entwicklungsschritte auf dem Programm: Die DTM und ihr Technologie- und Innovationspartner Schaeffler präsentieren in speziellen Power Runs das Demonstrationsfahrzeug der DTM Electric .

Space Drive:

Teilweise wird 2021 das Lenksystem Space Drive von Schaeffler Paravan zum Einsatz kommen, zum Beispiel in den Autos von Gary Paffett und Timo Glock. In den Autos gibt es dann keine mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenkgetriebe mehr, gesteuert wird stattdessen mittels Steer-by-Wire-Technologie.

Dabei werden die Lenkbefehle des Fahrers elektrisch an die Räder übertragen. «Der große Vorteil ist, dass auf Bodenwellen oder Randsteinen keine Schläge oder Bewegungen mehr in die Lenkung kommen. Die filtert das System komplett raus», sagte Glock: «Außerdem kann man das Feedback der Lenkung so einstellen, wie man es gerne hätte, theoretisch könnte man mehr Rückmeldung in langsamen Kurven und in schnellen Kurven weniger Widerstand einstellen. So kann sich der Fahrer auch Kräfte sparen, was weniger bei uns in der DTM als vielleicht in Langstreckenrennen relevant sein kann.»

Fahrerlager:

Das Erscheinungsbild soll ein anderes werden. Zurück zu den Wurzeln. Bedeutet: Weg von den pompösen Hospitalitys der Hersteller. «Ich wünsche mir die ganzen Zelte. Das ist Motorsport. Ich habe nichts von zweistöckigen Häusern mit schwarzen Scheiben, wo keiner reinschauen kann. Das sind nicht wir. Wir müssen zum Anfassen sein», sagte Berger, der mit einer zentralen Anlaufstelle für das Fahrerlager plant, wie es zum Beispiel die Formel E auch macht. Für die Fans kann das interessant werden, sobald sie wieder zu den Rennen kommen dürfen.

Berger verspricht: «Wir wollen das Wochenende so gestalten, dass jemand mit seiner Familie kommt und sagen kann, dass für seine Frau und seine Kinder etwas dabei ist.»

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