Als Liam Lawson die DTM für einen Marko-Scherz hielt
Liam Lawson
Liam Lawson hat mal eben aus dem Stand DTM-Geschichte geschrieben. Er ist mit 19 Jahren und fünf Monaten der jüngste Rennsieger in der Geschichte der Serie, er löste Ex-Meister Pascal Wehrlein ab.
Außerdem ist er der erste Neuseeländer, der ein DTM-Rennen gewinnen konnte. Ganz nebenbei bescherte er am Samstag beim DTM-Auftakt in Monza Ferrari und AF Corse einen umjubelten Heimsieg.
Dabei fuhr er sich von Startplatz sieben aus eindrucksvoll in den Mittelpunkt, denn sein Auftritt war rundum stark.
Was zum einen an seiner Pace lag, denn Lawson brannte ein starkes Rennen in den Asphalt, was wiederum auch daran lag, dass sein Ferrari 488 GT3 Evo eine beeindruckende Rennpace hatte. Und das Team die richtige Strategie. «Ich wusste, dass wir schneller waren. Wir brauchten nur freie Bahn und mussten den Stopp vorziehen, weshalb wir früh an die Box gekommen sind», sagte er. Und da legte AF Corse bei Lawson und seinem Teamkollegen Alex Albon die besten Stopps des Tages hin. «Und das hat den Erfolg ermöglicht», sagt Lawson.
Ein ungewöhnlicher Einstand, und eher ungewöhnlich ist auch die Geschichte zu seinem DTM-Einstieg. Denn Lawson konnte es zunächst gar nicht glauben. Er befand sich im Dezember in den letzten Tagen seiner Quarantäne in Neuseeland, nachdem er in Bahrain die Formel-2-Testfahrten absolviert hatte. Da rief sein Manager Grant McDonald an.
«Er erzählt mir, dass er einen Anruf des 'Doktors' wegen irgendwas erhalten wird», sagte Lawson bei «Velocity News». Der Doktor ist Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko.
Anrufe des Doktors gelten als berüchtigt. Die Anweisung des Managers an Lawson: «Ich solle mich vorbereiten, was auch immer er sagen wird.»
Doch später war sein Manager wieder am Telefon. Mit der Mitteilung: Lawson fährt 2021 nicht nur Formel 2, sondern auch DTM.
Der Red-Bull-Junior ist also Teil des Red-Bull-Comebacks in der DTM, er fährt den in den Farben des Unternehmens gehaltenen Ferrari 488 GT3 Evo vom Team AF Corse.
DTM? Ernsthaft?
«Am Anfang dachte ich, dass er scherzt, und dass alles nur ein Witz ist. Aber nein, es hat gestimmt», sagte der Neuseeländer, der als eines der größten Motorsport-Talente in seiner Heimat gilt.
Bereits 2015 wechselte Lawson in den Formel-Sport, wurde nur ein Jahr später mit 14 Siegen in 15 Rennen Meister in der neuseeländischen Formel Ford 1600 und damit der bis dahin jüngste Champion in der seit Ende der Sechszigerjahre ausgetragenen Formel Ford.
Gleich zweimal wurde er Vizemeister in der Formel 4, 2017 in Australien und 2018 in der ADAC-Formel-4-Meisterschaft. 2019 gewann er die Toyota-Racing-Serie in seiner Heimat, die er in der Saison 2020 als Vizemeister abschloss. Ebenfalls Vizemeister wurde er 2019 in der Euroformula-Open-Meisterschaft. Seine zweite Saison in der FIA-Formel-3-Meisterschaft beendete Lawson 2020 als Fünfter.
Lawson absolviert im Gegensatz zu seinen beiden Teamkollegen Alex Albon und Nick Cassidy, die sich den zweiten Ferrari teilen, eine komplette Saison. Parallel startet er für Hitech Grand Prix in der Formel 2, bislang konnte er ein Rennen gewinnen und einen Podiumsplatz einfahren, nach neun Saisonrennen ist er mit 50 Punkten Gesamtachter.
Das große Ziel bleibt trotzdem weiterhin die Formel 1. Denn das war es von Anfang an, «und dafür bin ich zu nah dran». Siege wie in Monza können auf dem Weg nur helfen.