Elektrische DTM: So macht es die neue Pure ETCR
Der Cupra León Competición
Die DTM nutzt das Saisonfinale auf dem Norisring für einen Blick in die nachhaltige Zukunft des Motorsports. Im Rahmenprogramm des Events wird die ITR gemeinsam mit einem der strategischen Technologiepartner der DTM – dem globalen Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler – eine weitere Präsentation der DTM Electric angehen und den nächsten Schritt auf dem Weg in die elektrifizierte Zukunft aufzeigen.
Die DTM Electric soll ab 2023 als weitere Serie neben der DTM mit Rennwagen mit über 1000 PS Leistung an den Start gehen. Während die DTM beim Finale einen Prototypen auf die Strecke schickt, gibt es elektrischen Tourenwagensport bereits in der ETCR. In der Serie treten 2021 drei Hersteller in einem neuen, aus dem Rallycross übernommenen Sprint-Rennformat gegeneinander an, bei dem das Können des Fahrers im Vordergrund stehen soll.
An der Spitze der ETCR steht auch Cupra. Der Name wurde zum ersten Mal für eine Sonderedition des Ibiza verwendet, die zur Feier des ersten F2-Rallye-Titels im Jahr 1996 gebaut wurde. Von da an gab es bei vielen Modellen des León, Toledo und Ibiza eine Cupra-Variante, und vor einigen Jahren wurde der Name zur offiziellen Bezeichnung der sportlichen Performance-Seite des katalanischen Herstellers und auch zum Namen der neuen Marke, die sportliche und innovative Fahrzeuge anbieten will.
Während des ETCR-Laufs 2021 sprachen wir mit Xavi Serra, dem ehemaligen DTM-Audi-Mitglied, der inzwischen Chefingenieur des Cupra-Teams ist, über den Cupra León Competición. Die Marke hat bereits einen elektrischen León entwickelt, den e-Racer, der 2017 zum ersten Mal zu sehen war. Seitdem wurde das Auto von Jordi Gené weiterentwickelt, bis zu seiner aktuellen Form.
«Im Vergleich zu unserem ersten e-Racer ist der León Competición, den wir derzeit verwenden, 50 Millimeter länger, Dinge wie Stoßstange, Türeinstieg, Radkästen und der Spoiler sind alle neu. Außerdem haben wir das Gewicht und die Widerstandsfähigkeit vieler Komponenten optimiert, und natürlich haben wir den Innenraum neu gestaltet, damit wir das Williams-Batteriesystem unterbringen können, was auch durch neu verbesserte Lufteinlässe gewährleistet wird», sagte Serra.
León Competición leistet bis zu 670 PS
Der Prototyp der DTM Electric leistet mit 880 kW knapp 1.200 PS, und damit nahezu doppelt so viel wie die letztjährigen DTM-Fahrzeuge (über 450 kW). Die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h erfolgt in 2,4 Sekunden.
Der León Competición schafft den Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,2 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h. Der Motor leistet normalerweise 405 PS, aber mit der gesamten verfügbaren Leistung kann er 670 PS (oder 500 kW) erzeugen. Respektable Zahlen, aber die wichtige Frage ist: Wie verhält sich der Wagen auf der Rennstrecke?
«Bisher sind wir sehr überrascht von der Leistung, die wir mit dieser ersten Version des Autos für die ETCR erreicht haben, viele Leute, die nichts mit Cupra zu tun haben und skeptisch gegenüber Elektro-Tourenwagen waren, glauben inzwischen, dass diese Art von Wettbewerb funktionieren kann, mit diesem Hybrid aus Rallycross auf Asphalt», so Serra.
«Eine Sorge, die wir hatten, war der Kontakt, den es normalerweise bei Tourenwagenrennen gibt, aber bisher halten die Autos, sie sind sehr robust und es gab keine Sicherheitsprobleme in den Boxen mit dem Strom aus den Batterien», sagte Serra.
Bei anderen Serien, die den Umstieg auf Elektroautos planen, stellt sich immer die Frage, wie hoch das Budget für eine ganze Saison ist. Besonders heikel ist diese Frage bei der DTM, einer Serie, die in ihrer V8- und Turbo-Ära unter anderem durch die Kosten für ihre Prototypen belastet wurde. So kostete zum Beispiel in der finalen Saison der Turbo-Boliden der Einsatz eines Autos zwischen zwei und drei Millionen Euro. In der neuen GT3-DTM ist es immer noch eine Million pro Auto.
Serra will keine konkreten Zahlen nennen: «Dieses Programm ist nicht wie zum Beispiel das Programm, das Audi in der DTM hatte, an dem ich auch beteiligt war. Hier sind wir weniger Leute und die Mittel sind knapper, also müssen wir mit den Ersatzteilen und dem Material, das wir haben, vorsichtig sein», so Serra.
«Was unser Budget angeht, kann ich keine genauen Zahlen nennen, aber es ist weniger als die Hälfte dessen, was unsere koreanischen Konkurrenten investieren. Unser Ansatz war immer, sehr bescheiden und Schritt für Schritt vorzugehen und den León so weit wie möglich weiterzuentwickeln. Unser Auto ist - bei aller Bescheidenheit - sehr gut, aber wir sind uns sicher, dass unsere Fahrer-Auto-Kombination besser ist als die unserer Konkurrenten. Wir haben vier Fahrer, die uns gezeigt haben, dass sie in jeder Situation gewinnen können», sagte Serra. In den Autos sitzen Daniel Nagy, Jordi Gené, Mattias Ekström und Mikel Azcona. Ex-DTM-Pilot Ekström führt die Gesamtwertung mit 146 Punkten an, Cupra liegt in der Herstellerwertung vor Hyundai.
Steigen die Kosten?
Nach zwei Rennen erweist sich die ETCR als spannend, unterhaltsam mit verschiedenen Siegern. Gut möglich aber, dass die Kosten bald steigen werden.
«Es ist gut möglich, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Budgets aufgestockt werden müssen, weil die Meisterschaft ihr Gesicht verändern wird. Es wird mehr Hersteller geben und wir müssen einen Weg finden, die Essenz der Serie zu erhalten und gleichzeitig mehr Autos in der Startaufstellung unterzubringen», sagte Serra.
Was auch immer geschieht, die elektrische Zukunft von Cupra scheint rosig zu sein: «Bislang hat Cupra zweimal den Weg für Tourenwagen vorgegeben. Das gibt uns die Gewissheit, dass unser Know-how und unsere Produkte in der Welt des Motorsports gut ankommen. Wir werden also sehen, in welche Richtung sich die ETCR entwickelt.»