Flörsch: «Auch Lewis Hamilton hat nicht nur Fans»
Sophia Flörsch
Sophia Flörsch kämpft für das schwierige Thema Frauen im Motorsport. Immer noch engagiert, und immer auch emotional. Auch wenn es Gegenwind gibt. Und auch, wenn sie hin und wieder mal am Ziel vorbeischießt. Und wie soziale Medien nun mal so sind, werden Fehler gnadenlos bestraft, denn bei kontroversen Themen ist der Shitstorm nicht weit.
Zuletzt gab es für Flörsch (mal wieder) Kritik, als sie (mal wieder) die W Series kritisierte. Beziehungsweise die grundsätzliche Herangehensweise der Rennserie.
«Die Gewinnerin ist 28 Jahre alt. Das Durchschnittsalter auf dem Podium? Keine Chance um gegen Männer in höheren Klassen anzutreten. Am Ende 15 Superlizenz-Punkte – wofür? Und die ganzen Zuschauer sehen Frauen, die einfach zu langsam sind. Das ist der einzige Beweis, den die W Series zeigt. Der falsche Weg!», schrieb sie Ende Juni nach dem ersten Rennen der W Series.
Das Echo? War bisweilen heftig und auch unter der Gürtellinie. Und wie das so ist, machten Erläuterungsversuche das Ganze nur noch schlimmer. Ihren Ursprungstweet nahm Flörsch wenig später aus dem Netz.
So deutlich die Reaktionen auf ihre Meinung waren, so deutlich macht sie bei SPEEDWEEK.com, dass sie dazu steht. «Es ist wichtig, seine Meinung zu vertreten», stellte sie im Rahmen des zweiten DTM-Rennwochenendes auf dem Lausitzring klar: «Nach dem Tweet sind auch die Fahrerinnen auf mich losgegangen sind. Danach hat es sich aufgebauscht, weil jeder seinen Senf dazugeben wollte. Ich wollte es dann nochmal klarstellen, was auch schiefgegangen ist.»
Das Thema sei von vielen Leuten auch falsch verstanden worden, so Flörsch «weil ich nicht gegen die W Series geschossen habe und sicher nicht gegen die Fahrerinnen. Ich verstehe, dass sie das machen, wenn man nichts anderes machen kann. So ist es eine große Chance, um überhaupt zu fahren. Und es ist super, dass jemand sieht, dass Frauen unterstützt werden müssen, aber es ist die falsche Herangehensweise», betonte sie erneut.
Es ist der von ihr immer wieder angeführte Knackpunkt: Die W Series bringt keinen Mehrwert für mehr Gleichberechtigung im Motorsport, da die Frauen in der Serie unter sich bleiben. Unter dem Strich ist die W Series so nur ein Umweg, trotz der Punkte für den Formel-1-Führerschein und des Preisgelds in Höhe von 500.000 Dollar, findet Flörsch. Ihre Kritik äußert sie seit dem Start der Serie 2019, und seitdem begleiten sie immer wieder auch destruktive Kritik, Anfeindungen und Beleidigungen.
Mit dem Shitstorm geht sie allerdings locker um. «Hate ist nicht schön und nimmt einen auch mit», gibt sie zu, «aber auch Lewis Hamilton hat nicht nur Fans, deshalb gehört es dazu.» Zudem habe sie auch viel positives Feedback bekommen.
Flörsch ist in den sozialen Medien sehr aktiv, hat sich dort eine große Fangemeinde aufgebaut. Auf Twitter sind es 85.000 Follower, auf Instagram fast 485.000 Abonnenten, ihren YouTube-Kanal verfolgen 76.000 Menschen regelmäßig. Bei Facebook sind es 145.000 Fans.
Starke Zahlen, mit denen aber auch jede Menge Verantwortung einhergeht, was man wie postet. Da stellt sich zum Beispiel die Frage, ob – wie im erwähnten Fall – der Kurznachrichtendienst Twitter der richtige Kanal für so ein komplexes Thema ist.
Sie weiß: «Social Media hat positive und negative Seiten. Manchmal verstehen die Leute es anders, als ich es meine», sagte sie: «Social Media ist Social Media: Man kann nichts komplett perfekt machen.»
Deshalb wird sie an ihrer Herangehensweise auch nichts ändern. Flörsch: «Meine Reichweite spricht für sich. Jeder hat seine Meinung und meine kommuniziere ich. Den einen passt es, den anderen nicht. Deshalb werde ich mich jetzt aber nicht ändern.»
Was bei solchen Diskussionen immer hilft, sind eigene schlagkräftige sportliche Argumente, das eigene Standing. Daran arbeitet Flörsch in der DTM. Auf dem Lausitzring schied sie im ersten Rennen wegen eines technischen Problems an ihrem Abt-Audi aus und wurde im zweiten Lauf 15. Flörsch: «Ich habe den Abstand minimiert, damit kann ich zufrieden sein. Die Umstellung ist nicht ganz so leicht, aber es wird langsam, auch vom Fahrstil her.»