Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Wittmann-Frust wegen Stopps: «Schwer zu verdauen»

Von Andreas Reiners
BMW hat bei den Stopps Nachteile

BMW hat bei den Stopps Nachteile

Marco Wittmann sprach nach seinem zweiten Platz in Spielberg ein Thema an, das nicht nur ihm schwer im Magen liegt: Der Vorteil von Ferrari und Mercedes bei den Boxenstopps. Der beeinflusste das Rennen maßgeblich.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Thema wieder hochkocht. Es war beim zehnten Saisonrennen in Spielberg auch nicht zu übersehen, denn der Sieg wurde maßgeblich durch die Boxenstopps mitbestimmt.

Marco Wittmann lag im BMW in Führung, als er früh zu seinem Pflichtstopp in die Box kam. Verfolger Liam Lawson kam eine Runde später rein – und AF Corse war beim Reifenwechsel fast zwei Sekunden schneller als Walkenhorst – was vor allem auch an den Gegebenheiten der Autos liegt.

So verbleiben die Radmuttern bei den Boliden von Ferrari und Mercedes an der Felge, wodurch beim Stopp durch eine besondere Choreographie Zeit gespart werden kann. Denn die Mutter befindet sich nach dem Abschrauben nicht im Schlagschrauber, und dadurch kann der Mechaniker sofort zum zweiten Rad laufen. «Wenn die Mutter im Rad bleibt, kannst du mit einem leeren Schlagschrauber loslaufen zur anderen Achse», sagte Abt-Pilot Mike Rockenfeller: «Der Schlagschrauber-Mann hat so weniger Wartezeit.»

Bei der Konkurrenz von BMW, Audi, Lamborghini oder McLaren ist dieser Ablauf aus technischen Gründen so nicht möglich, das Ab- und wieder Anschrauben muss in einem Zug erfolgen. Kein unerlaubter Trick von Ferrari und Mercedes, aber eben ein Vorteil, den in der Anfangsphase der Saison vor allem Abt moniert hat.

«Es ist schwer zu verdauen, wenn man ein Rennen so verliert. Das Thema, dass Mercedes und Ferrari einen Vorteil haben, zieht sich bereits durch die ganze Saison. Man verliert durchschnittlich 1,5 bis zwei Sekunden bei jedem Boxenstopp im Vergleich zu ihnen. Und heute hat das über den Sieg entschieden», wetterte Wittmann, der bereits nach der Zieldurchfahrt das Thema per Funk ansprach.

Ungewöhnlich für den zweimaligen Meister. Doch das Problem ist in der DTM schon länger ein Thema, konkret etwas geändert wurde bislang aber nicht. An den Autos direkt geht das allerdings auch nicht, da sie homologiert sind.

«Das sollte ein Thema für die Zukunft sein», sagte Wittmann: «Die Balance of Performance ist ziemlich gut, alle Autos sind eng beieinander. Aber ein Boxenstopp-Unterschied von gut zwei Sekunden ist kaum aufzuholen in so einem engen Feld», so der Fürther.

Und klar: Jetzt, wo es in die heiße Phase der Saison geht, kocht das Thema wieder hoch, vor allem bei denjenigen, die um den Titel fahren. Die Titelkandidaten mit Nachteil sind Spitzenreiter Kelvin van der Linde (Abt) und Wittmann.

«Zu Saisonbeginn hatten wir mit unserem Paket keine großen Erwartungen», sagte Wittmann. «Aber wenn du plötzlich um Podestplätze oder Siege kämpfst, dann denkst du dir: 'Verdammt, wir verlieren selbst bei einem perfekten Stopp Sekunden.' Das ändert die Perspektive.»

Unterstützung erhält Wittmann von Champion René Rast, in Spielberg als Sat.1-Experte tätig. «Ich kann Marco verstehen. Ferrari und Mercedes haben knapp zwei Sekunden Vorteil beim Stopp. Das ist bekannt, es wird aber leider nichts gemacht. Das bringt dich immer in eine schlechte Position, wie wir heute gesehen haben», so Rast.


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