Sébastien Loeb: Der Weltstar mischt jetzt die DTM auf
Sébastien Loeb
Der Knaller kommt quasi zum Schluss. Als Nachzügler, Knall-Effekt inklusive. Das Starter-Feld der ist mit 29 Autos zwar rekordverdächtig voll und dementsprechend dicht, doch kurz vor den offiziellen Testfahrten in Hockenheim in dieser Woche konnte die Traditions-Rennserie noch einen echten Motorsport-Superstar verkünden. Denn Sébastien Loeb fährt 2022 auch mit.
Die Rallye-Legende, der Tausendsassa, der Allrounder, der Umtriebige, der auch mit 48 Jahren noch nicht müde ist, neue Herausforderungen zu suchen und den jungen Wilden zu zeigen, was die ältere Generation noch drauf hat.
«In meiner Karriere habe ich immer gerne die Disziplinen gewechselt. Die DTM ist eine berühmte Meisterschaft, und als sich mir die Gelegenheit bot, daran teilzunehmen, habe ich sie natürlich ergriffen. Es ist eine spannende Herausforderung, weil der Fahrstil völlig anders ist», sagte Loeb.
Loeb wird zwar erst einmal «nur» beim Saisonauftakt für AF Corse in einem Ferrari 488 GT3 Evo sitzen, weil er Stammpilot Nick Cassidy ersetzt, doch weitere Einsätze sind aufgrund weiterer Überschneidungen bei Cassidy nicht ausgeschlossen.
Und der Name zieht. «Den erfolgreichsten Rallyefahrer aller Zeiten bei unserem Saisonauftakt in Portimao dabei zu haben, ist ein echtes Highlight, auf das sich die Fans freuen können. Die Erfolge in seiner Karriere sprechen für sich», sagt DTM-Chef Gerhard Berger. «Dennoch wird es auch für Loeb ein harter Wettbewerb gegen sehr starke Fahrer werden. Als Ersatz für Nick Cassidy wird er im AlphaTauri-Ferrari um Punkte kämpfen. Deshalb bin ich mir sicher, dass ein Champion seines Kalibers hochmotiviert an die Rennstrecke kommen wird.»
Denn Loeb ist nicht nur Legende, sondern steht auch voll im Saft.
Er geht in dieser Saison in der FIA Rallye Raid-Meisterschaft für Prodrive an den Start, außerdem nimmt er nach der Vize-Meisterschaft im Vorjahr in der Extreme E 2022 einen neuen Anlauf auf den Titel. In der Elektro-Rennserie fährt er für das Team X44 von Lewis Hamilton.
Wir haben erst Anfang April, doch Loeb hat schon für einige Highlights gesorgt. Wie zum Beispiel der zweite Platz bei der legendären Rallye Dakar im Januar. Oder der Sieg bei der Rallye-WM, die er zwischen 2004 und 2012 mit neun Titeln in Folge nach Belieben dominierte. In Monte Carlo gewann er im Januar, es war sein 80. WRC-Erfolg, der achte bei der Monte.
Exquisite Eleganz auf jedem Untergrund
Auch sein vierter Erfolg beim Race of Champions gegen illustre Konkurrenz wie Sebastian Vettel oder Mick Schumacher Anfang Februar war beeindruckend. Es sind die Momente, in denen er sein Fahrgefühl auspackt und in exquisiter Eleganz auf den Asphalt knallt. Beim RoC waren es sogar Schnee und Eis.
«Ich bin in den letzten Jahren weniger Wettbewerbe gefahren, kann aber immer noch vorne mitfahren», sagte Loeb zuletzt auf ServusTV. «Wenn man Talent für eine Sache hat, kann man sich immer weiterentwickeln, und genau das versuche ich auch.»
Der Elsässer, der in seiner Kindheit Kunstturnen betrieb und gelernter Elektrotechniker ist, hat in seiner Karriere oft genug bewiesen, dass er auch auf Rundstrecken schnell sein kann. 2009 sollte er nach starken Tests sogar das Formel-1-Saisonfinale für Toro Rosso bestreiten, hatte aber nicht die erforderliche Superlizenz.
GT-Rennen hat er bereits bestritten, in Le Mans war er am Start, in der Tourenwagen-WM auch. Im Grunde hat er fast alles gefahren, was vier Räder hat. Die große Liebe sind und bleiben aber die Rallyes.
«Ich liebe, was ich tue. Ich fahre immer gerne, aber wenn ich eine WRC-Rallye fahre, ist das einfach ein tolles Gefühl», sagte der Franzose. «Es ist etwas, das ich sehr genieße.»
Loeb: «Dann lebt man für den Motorsport»
Wie den Motorsport an sich. «Uns verbindet die Leidenschaft für den Sport», sagt er zu einem Vergleich mit anderen Legenden wie Michael Schumacher oder Valentino Rossi. «Wenn man so viele Jahre aktiv ist und auch gewinnt, lebt man für den Motorsport», sagte Loeb.
Man müsse sich voll reinhängen und brauche volle Energie, Motivation und Disziplin, um sich weiterzuentwickeln, so Loeb: «Aber wenn es Spaß macht, tut man das gerne.»
Deshalb soll es jetzt die DTM sein. Denn die fehlt in seiner Liste tatsächlich noch.