Tourenwagen-Größe tot: Trauer um Burkard Bovensiepen
Burkard Bovensiepen hat als Chef der BMW-Edelschmiede Alpina in Buchloe im Allgäu ein gutes Stück deutscher Tourenwagen-Renngeschichte mitgeschrieben. Denn außer bildschönen Straßenautos hat Alpina seit den 60er-Jahren auch im Rennsport geglänzt. Seine BMW-Rennautos waren oft genug schneller als die werksseitig aus München eingesetzten Autos.
So saßen in den legendären Alpina CSL Leichtbau-Coupès F1-Stars wie Jacky Ickx, Niki Lauda oder James Hunt. Auch Helmut Marko, Harald Ertl, Günther Huber, Dieter Quester, Helmut Kelleners und Gerold Pankl standen auf der Alpina-Gehaltsliste. Allerdings musste das Team auch einen ganz schweren Moment verkraften, als der Kölner Hans-Peter Joisten im Alpina CSL beim 24 h-Rennen in Spa 1973 tödlich verunglückte.
Als Anfang 1974 die Benzinkrise voll durchschlug, pausierte das Alpina-Team für einige Jahre, um sich 1977 mit Quester als EM-Titelgewinner glanzvoll zurückzumelden. Danach zog sich Bovensiepen für zehn Jahre komplett aus dem Rennsport zurück, um sich ganz dem weiteren Ausbau des Unternehmens und der Gründung seines Weinimports zu widmen.
Mit Beginn der DTM-Blütezeit kehrte Alpina 1987/88 mit dem M3 und dem Fahrerquartett Danner, Oberndorfer, Giroix und Ellen Lohr nochmals für zwei weitere Jahre auf die Renpiste zurück. Das neue DTM-Reglement hatte «BuBo», so durften ihn seine Freunde nennen, als ITR-Vizepräsident maßgeblich mitgestaltet. Danach war endgültig Schluss mit der Rennerei und der Chef konzentrierte alle Kräfte und Geldmittel ausschließlich auf die Alpina-Modellpalette und den exklusiven Weinhandel.
Zwar war und ist der Name Alpina untrennbar verbunden mit exklusiven Hochleistungs-Serienautos für Individualisten, aber seine stets perfekt vorbereiteten Renn-Tourenwagen genossen einen ebenso guten Ruf. Gerade in der Glanzzeit der Tourenwagen-EM und Rennsport-Meisterschaft der 70er-Jahre brillierte Alpina mit erstklassiger Technik und brachte die Werks-Capri RS aus Köln und die BMW CSL aus dem Mutterhaus in München öfter in arge Verlegenheit. Gleiches galt danach auch für die DTM, die Alpina mit dem M3 in giftgrün bestritt.
Überhaupt verband Burkard Bovensiepen mit der DTM ein besonders inniges Verhältnis. So zählte er zu den Gründungsmitgliedern der damaligen ITR, deren erfolgreichen Aufbau er von 1986 bis 1988 als Vize-Präsident mitgestaltete.
«Wir hatten eine wunderbare Zeit im Rennsport», blickte Bovensiepen anlässlich des 50-jährigen Alpina-Jubiläums 2015 zurück, «und wir konnten BMW mit unseren Autos und Fahrern zu manchem Titelgewinn verhelfen.»
Zur großen Feier waren viele seiner ehemaligen Piloten der Einladung zum Alpina-Stammsitz nach Buchloe gefolgt. In einer launigen Diskussionsrunde mit ehemaligen Piloten und Teammitgliedern wurden nochmal die wilden 70er-Jahre, Erinnerungen an TW-EM und DTM sowie die Alpina-Siege den 24 Stunden-Klassikern in Spa und am Ring lebendig.
Bovensiepen galt als Perfektionist und Feingeist. Seine Liebe zum Detail, seine perfekte Fahrzeugvorbereitung und seine pedantische Teamführung übertrafen damals oft genug sogar den hohen Standard der Werksteams. Unvergessen werden auch seine mit spitzer Feder und hintergründigem Humor geschickt formulierten Beschwerdebriefe an Politiker und Entscheidungsträger bleiben, in denen er Fehlentscheidungen hinsichtlich der automobilen Gesetzgebung anprangerte. Selbst ehemalige Bundeskanzler und Verkehrsminister blieben davon nicht verschont.
Bovensiepens Söhnen Andy und Florian trauern um den Verlust ihres Familienoberhaupts und Tourenwagenfans in aller Welt um einen Visionär, Macher, Autobauer und Teamchef, für den Perfektionismus in jeder Form immer oberste Priorität hatte.