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DTM-Champion Thomas Preining (Manthey) im Interview

Von Jonas Plümer
Als erster Österreicher wurde Porsche-Ass DTM-Meister. Der Sohn vom ehemaligen Motorrad-WM-Piloten Andreas Preining spricht über den Titelgewinn, einen Anruf von Dr. Wolfgang Porsche und Funkverkehr im Qualifying.

Für Thomas Preining wurde das DTM-Saisonfinale auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg zur Meister-Gala: Der Porsche-Werksfahrer holte zwei Pole-Positions, gewann beide Rennen und krönte sich als erster Österreicher zum Champion. Im Interview spricht der 25-Jährige von Manthey EMA über die ersten Tage als DTM-Gesamtsieger, seinen schärfsten Konkurrenten Mirko Bortolotti sowie einen Job in der Formel 1.

Seit einigen Tagen darfst du dich DTM-Champion nennen. Wie hört sich das an?

Es ist ein mega Gefühl, das ich aktuell einfach genieße. Auf solche Momente arbeitet man seine ganze Karriere hin. Ich bin superglücklich, dass ich mich auf so einer großen Bühne wie der DTM beweisen konnte.

Wie viele Nachrichten hast du nach deinem Titelgewinn erhalten?

Ich glaube, so ziemlich jeder Kontakt in meinem Handy hat mir geschrieben, auch einige unbekannte Nummern waren dabei. Einfach toll, dass sich so viele Menschen für mich gefreut haben. Dazu kamen noch die ganzen Fans vor Ort und auch meine Familie, die in Hockenheim dabei war. An dieses Wochenende werde ich mich für immer erinnern.

Welche Glückwünsche haben dich besonders gefreut?

Dr. Wolfgang Porsche hat sich bei mir gemeldet. So einen Anruf sollte man als Porsche-Werksfahrer nicht verpassen, das war ein ganz besonderes Telefonat für mich. Er hat sich riesig darüber gefreut, seine Marke an der Spitze der DTM zu sehen. Es macht mich sehr stolz, dass ich Porsche etwas für das Vertrauen in mich zurückgeben konnte. Auch Porsche-CEO Oliver Blume hat mir zum Titel gratuliert.

Dein erster Gratulant war ausgerechnet Vizemeister Mirko Bortolotti. Wie überraschend kam das?

Ich hatte mir in den Minuten nach der Entscheidung ehrlich gesagt keine Gedanken darüber gemacht, wer mir wann gratulieren könnte. Die Aktion von Mirko fand ich aber sehr respektvoll. Wenn du mit großen Hoffnungen nach Hockenheim reist und dein Ziel dann nicht erreichst, ist das definitiv keine leichte Situation. Daher rechne ich ihm es umso höher an, dass er direkt nach dem Qualifying zu mir ans Auto kam.

Ab wann hast du geglaubt, dass deine schnelle Runde dich zum Champion machen könnte?

Als Fahrer hast du natürlich ein Gefühl dafür, ob es eine gute Zeit werden könnte. Am Ende des zweiten Sektors habe ich gemerkt, jetzt knalle ich aber richtig über die Strecke. Allerdings wusste ich nicht, ob das für die Pole reicht oder am Ende Platz acht wird. Dafür sind die Zeiten im Qualifying in der DTM einfach zu eng beieinander.

Wie hast du das entscheidende Qualifying erlebt?

Anders als im Rennen bist du voll auf dich selbst fokussiert und pusht dich maximal, dadurch erlebt man das alles sehr emotional. Ich wusste lange Zeit gar nicht, wie die aktuelle Bestzeit ist, was Mirko Bortolotti macht und wo ich stehe. Erst als mein Team mich per Funk über die Pole-Position aufgeklärt hat, war mir klar, dass ich Champion bin.

Sechs Tausendstelsekunden auf Mirko Bortolotti machten den Unterschied – wärst du lieber im Rennen Meister geworden?

Natürlich war es ungewöhnlich, dass die Titelentscheidung im Qualifying fiel. Ich denke aber, dass die Spannung unglaublich groß war und es dem Meisterschaftskampf an überhaupt nichts gefehlt hat. In der DTM geht es besonders im Zeittraining unfassbar eng zu. Deswegen finde ich es gut, dass die Top-3 im Qualifying Punkte bekommen. Es gehört es aus meiner Sicht belohnt, wenn man dort eine starke Leistung abruft.

Zu den Zuschauern vor Ort zählten auch die Porsche-Vorstände Michael Steiner und Andreas Haffner sowie Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. Eine zusätzliche Belastung?

Deren Besuch habe ich als positiven Druck empfunden. Es zeigt ja, dass es Porsche wichtig ist, was wir als Manthey EMA in der DTM erreicht haben. Das sehe ich als Wertschätzung und für mich war das eine Motivation, allen vor Ort eine gute Show zu bieten.

Welchen Ehrenplatz hat die DTM-Meistertrophäe bei dir erhalten?

Der Pokal steht aktuell noch bei meinen Eltern, da ich diese große Trophäe niemals ins Flugzeug bekommen hätte. Den hole ich mir demnächst aber ab. Vorher muss ich noch einen geeigneten Platz dafür finden. So einen riesigen Pokal habe ich bisher nicht gewonnen, mit dem Gewicht kann ich den sicherlich nicht auf irgendeine Kommode stellen.

Was waren neben dem Titelgewinn in Hockenheim deine Saison-Highlights?

Definitiv der Sieg am Norisring, ein von Anfang bis Ende wahnsinnig turbulentes Rennen. Höhepunkt war mein Überholmanöver gegen René Rast. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man ein Battle gegen einen so großartigen Rennfahrer wie ihn gewinnt. Außerdem denke ich gern an mein Heimspiel am Red Bull Ring. Es ist einfach cool, zu Hause auf einer so schönen Strecke vor den eigenen Fans zu fahren. So einen Support wie dort hatte ich zuvor noch nie.

An der Fahrertür deines Porsche 911 GT3 R steht „Don’t talk to the bus driver during quali“. Was hat es damit auf sich?

Meine Mechaniker haben mir den Sticker im Laufe der Saison ans Auto geklebt. Es gab im Qualifying mal eine Situation, in der ich mit meinem Ingenieur geschimpft habe. Ich war gerade auf einer schnellen Runde, als er mir per Funk was gesagt hat. Normalerweise kommunizieren wir auf den Geraden, aber durch ein GPS-Problem hat er genau beim Einlenken in eine Kurve zu mir gesprochen. Dann erschreckst du dich im ersten Moment. Das Team hat sich daraus einen Spaß gemacht und diesen Aufkleber erstellt.

Was stand in den Tagen nach dem DTM-Finale auf dem Programm?

Ich bin von Hockenheim nach Weissach gefahren und saß dort im Simulator. Direkt nach dem bisher größten Erfolg meiner Karriere war es vielleicht nicht mein produktivster Tag, aber ich habe alles gegeben. Danach ging es nach Hause. Dort habe ich erstmal ausgeschlafen und am nächsten Tag mit meiner Freundin Pizza bestellt. Außerdem standen noch ein paar teaminterne Meetings an, für die es am Sonntag aus guten Gründen keine Zeit gab. Wer auch immer nächstes Jahr für Manthey EMA fährt, darf sich also über Verbesserungsvorschläge von mir freuen. Am liebsten möchte in den Titel natürlich verteidigen, mein Programm für 2024 steht aber noch nicht fest.

Was erwartet dich dieses Jahr noch an Motorsport-Aktivitäten?

Vergangenes Wochenende war ich beim Formel-1-Rennen in Mexiko. Dort habe ich Motorsport aus der Rolle des Co-Kommentators beim ORF erlebt. In ein paar Tagen fliege ich nach Bahrain und darf dort den Rookie-Test der FIA WEC mit dem Porsche 963 bestreiten. So ein Prototyp-Auto bin ich zuvor noch nie gefahren, das wird richtig cool. Außerdem reise ich im November nach Macau und gehe zum ersten Mal auf dem legendären Guia Circuit an den Start. Da freue ich mich schon sehr drauf.

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