Stuck, Escudos und das angolanische Krokodil
Hans-Joachim Stuck
Bei den Recherchen zu unserem Buch «DIE MEISTERMACHER – die BMW-Schnitzer Story» erzählte mir Stuck unter anderen von einem Erlebnis, das, wäre es nicht dem Langen widerfahren, ans schier Unglaubliche grenzt.
«Mein erster Einsatz für die Schnitzer-Truppe», erinnerte sich Strietzel, «begann mit einem Anruf der Sportabteilung von BMW im Jahr 1971, ich möge mich Richtung Luanda (Anm.: das heutige Angola) in Marsch setzen.»
Er solle dort auf einem 2800er BMW Coupé gemeinsam mit dem einheimischen Nicha Cabral bei den 6 Horas Do Huambo ein Rundstreckenrennen in Novo Lisboa fahren. Es sei für alles gesorgt.
Stuck machte sich auf den Weg. Zwischenstopp auf dem Flughafen von Lissabon. Als man sich dort vom Terminal zu Fuß der Maschine näherte, sah er aus einer der beiden Tragflächen fröhlich das Kerosin in die Weltgeschichte tropfen. Er machte jemanden, der recht offiziell aussah, darauf aufmerksam. Endeffekt: Start neun Stunden später.
Die Schnitzers hatten das silberne Coupé wunderbar präpariert. Und schon ging die Jagd los. Das Rennen wurde auf einer Strecke ausgetragen, die man heute als Stadtkurs bezeichnen würde. Allerdings bestand die Streckenbegrenzung aus dichtgedrängtem Publikum. Wann kriegt man in dieser Region schon mal ein Autorennen im wahrsten Sinn bis vor die Fußspitzen geliefert! Und die Jungs pfiffen mit über 200 Sachen an der begeisterten Meute vorbei.
Das Rennen selbst entwickelte sich dann doch bald zu einer recht klaren Sache. «Wir hatten auch mit Abstand das beste Auto. Die Schwierigkeit war nur, wir mussten auf die Sechsstunden-Distanz tanken.»
Und tanken ging so: Da stand ein riesiger Tanklaster, bei dem alle Teams «einkaufen» mussten. Und die zwei Tankwarte, die oben auf dem Wagen pumpten, pumpten umso schneller, je mehr Geld floss.“ Auch das kriegten die Schnitzers geregelt.
«Wir gewannen, und bei der Siegerehrung bekam ich wie vereinbart die Siegerprämie, einen dicken Packen Escudo-Scheine. Ich freute mich über meinen Gewinn und verstaute die vielen Banknoten in meinem Reisegepäck.»
Auf dem Weg zum Flughafen kam die Mannschaft an einem Flüsschen vorbei, und weil sie Zeit hatte und auch das Wetter so schön war, hielten alle ein paar Minuten die Füße ins Wasser. Als sich dann aber ein leibhaftiges Krokodil neugierig der Badestätte näherte, zog man es vor, sich lieber in die Obhut einer noch so abenteuerlich wirkenden Airline zu begeben.
Stuck: «Als auch dieses Abenteuer überstanden war, dachte ich, kann nur noch das gute Ende kommen. Ich gehe mit dem Geldbündel in Garmisch zur Bank, zahle es ein und erhalte – 250 Mark.»