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Im Gedenken an Thomas Kommer

Kolumne von Rainer Braun
​Wir nehmen Abschied vom letzten Mitbegründer der Motor Show Essen: Im Alter von 78 Jahren hat Thomas Kommer den Kampf gegen den Krebs verloren.

Er hat mein eigenes Journalisten-Leben mitgeprägt, war immer da, wenn man einen Rat, eine Info oder ein Ergebnis benötigte. Er hatte das beste Archiv und ein noch besseres Gedächtnis. Es gab so gut wie nichts, was er nicht gewusst hätte über Motorsport, Fahrer, Autos oder Team-Interna. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat Thomas Kommer den Kampf gegen den tückischen Krebs am 12. März 2024 verloren – er wurde 78 alt.

Kein Wunder, dass sich der berühmte Sport Informations Dienst (sid) dieses Superhirn für seine Nachrichten-Redaktion auf Jahre hinaus gesichert hatte. Unter Chefredakteur Dieter Kühnle stand er der Sport-Nachrichten-Agentur mit seinem Insiderwissen über viele Jahre zur Seite. Schon 1968 gehörte er zusammen mit Wolfgang Schöller (2017 verstorben) und Dieter Fröhlich (2013 verstorben) zum Gründertrio der Essener Motor Show – jetzt sind alle drei Initiatoren der größten Rennwagen-Schau Europas nicht mehr am Leben.

Noch bis 2021 hatte sich Thomas fast 50 Jahre lang um den jährlichen Ausstellungs-Katalog der Motor Show gekümmert. Ohne ihn wäre gerade in der Frühzeit der Rennwagen-Ausstellung so mancher Formel-1-Pilot nicht nach Essen gekommen. Seine Kontakte waren Gold wert, er war mit Graham Hill und weiteren GP-Piloten befreundet, wusste alles über den jeweiligen Stand des Jägermeister-Sportsponsorings und galt als unauffälliger, diskreter Beobachter und aufmerksamer Zuhörer.

Aus seiner Rolle im Sport hat er nie großes Aufheben gemacht. Im Gegenteil, oft stand er im Nürburgring- oder Hockenheim-Fahrerlager diskret als vermeintlich unbeteiligter Fan inmitten einer heiklen Diskussionsrunde zu internen Team-Angelegenheiten. Keiner beachtete den unauffälligen Zuhörer mit den feinen Antennen für alles Wichtige und auch so manchen Skandal. Und dann wunderten sich die handelnden Personen darüber, wie geheimste Vorgänge am nächsten Tag in einer Agenturmeldung des sid nachzulesen waren …

Ich hatte das Vergnügen, oft genug mit ihm zusammenzuarbeiten und von seinem Wissen zu profitieren. Ob als Kollege der frühen Jahre in der Sport-Redaktion der «Auto Zeitung» in Köln, bei der Motor Show in Essen, als Kontaktmann beim sid oder auch bei der Herstellung von einigen meiner Bücher – Thomas war immer als wandelndes Archiv zur Stelle.

Für die Buchtitel «Klaus Ludwig/Jagdszenen», «Momentaufnahmen Ford Motorsport» und «Stefan Bellof – eine viel zu kurze Karriere» hat er jeweils den Statistik-Anhang bis ins kleinste Detail für mich zusammengestellt. Sein Service war zwar teuer, aber verdammt gut. Da war alles drin – Start, Datum, Rennstrecke, Fahrzeug, Platz Quali und Ergebnis, Co-Pilot, Ausfall samt Grund, besondere Ereignisse, Endstand Meisterschaft. Nicht das kleinste Detail hat gefehlt. Und alles stimmte punktgenau, ich habe nie einen einzigen Fehler entdeckt.

So mancher Profi-Rennfahrer hat sich denn auch nach Karriereende bei Thomas Kommer die Rennergebnisse seiner gesamten Laufbahn zusammenstellen lassen. Schlimm genug, dass er in einigen wenigen Fällen sein Honorar erst mühsam eintreiben musste. So klagte er mir mal sein Leid am Telefon mit den Worten: «Der eine oder andere der Racer, die du mir da für die Statistiken vermittelt hast, hat keine gute Zahlungsmoral. Kannst du da mal bitte nachhaken.»

Lieber Thomas, ohne dich wäre für mich, für uns Journalisten und viele Fans die Motorsportwelt ärmer gewesen. Dein Wissen, dein grandioses Gedächtnis, dein unglaublich umfangreiches Archiv – all das wird fehlen.

Und du, liebe Kristin Kommer, sei gedrückt und getröstet. Wir werden deinen Thomas sicher nicht vergessen und noch lange heitere Anekdoten aus seinem aufregenden und erfüllten Leben erzählen.

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