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BMW-Pilot Glock: Muss Erwartungen zurückschrauben

Von Andreas Reiners
Noch nicht angekommen: Timo Glock

Noch nicht angekommen: Timo Glock

DTM-Neuling Timo Glock im SPEEDWEEK.de-Interview über die Tests in Barcelona, Erwartungen an die Saison und die Logik eines DTM-Autos.

Wie ist dein Fazit von den Tests in Barcelona?

Aller Anfang ist schwer. In Valencia war das Auto einfacher zu verstehen. Hier waren ein paar Dinge, die nicht so funktioniert haben, wie wir uns das vorgestellt haben. Oder wie ich es gerne verstanden hätte. Es war ein bisschen schwierig, die letzten zwei oder drei Zehntel zu finden. Hier haben wir den ersten Vergleich mit anderen Fahrern und Marken. Und da habe ich festgestellt, dass noch eine kleine Ecke fehlt. Wir sind ein neues Team und müssen das Auto verstehen und lernen. Der Standardreifen ist immer noch nicht mein Freund. Ich tue mich immer noch schwer, ihn zu verstehen. Ich muss noch lernen, wie er funktioniert. Wenn wir bei einer Qualifying-Simulation auf die erste Runde gehen, kommt meiner Meinung nach von dem Reifen gar nichts. Meine konstanten Runden vom Longrun her waren sehr gut, aber ich bekomme den Peak aus dem Reifen nicht heraus.

Als du dich zum Wechsel in die DTM entschieden hast: War dir damals bewusst, dass das so viel Arbeit werden würde?

Ja, das war mir von vornherein klar. Ich habe mich auch letztes und vorletztes Jahr bereits mit der DTM beschäftigt, weil ich immer wusste, dass die DTM eine echte Alternative ist, wenn die Formel 1 einmal keine Möglichkeit mehr bietet. Und ich habe die Rennen immer verfolgt und gesehen, wie eng das jedes Mal ist. Ich habe mich auch mit Fahrern unterhalten. Bei dem einen läuft es ein Jahr gut und im Folgejahr hängt es dann an einer Kleinigkeit. Es ist so schwierig zu verstehen, warum. Jeder kleine Fehler, den du machst, wird in der DTM hart bestraft. Du musst die Logik des Autos verstehen. Wenn du gewohnt bist, ein Formelauto zu fahren, das 500 bis 600 Kilo wiegt und jede Menge Anpressdruck und viel Leistung hat, dann fährt das Auto anders. Du kannst mit diesem Auto dann anders umgehen. Dann kommt man in ein DTM-Auto, das doppelt so schwer ist und weniger Leistung und einen anderen Reifen hat. Man kann mit einem DTM-Auto nicht so fahren, wie man mit einem Formel-1-Auto fährt. Deswegen tun sich alle Formel-1-Fahrer schwer. Man muss sich zwingen, anders zu fahren.

Was heißt dann genau anders?

Du kannst nicht mehr so aggressiv in die Kurve fahren. Das Auto hat eine ganz andere Rückmeldung als das Formel-1-Auto, das viel direkter ist. Ein DTM-Auto ist auch direkt und lenkt auch gut ein, aber es geht deutlich langsamer und träger. Das muss man alles in Betracht ziehen und den Fahrstil anpassen. Das macht es so schwer. Sobald du das Auto ein bisschen überfährst, hast du schon zwei Zehntel irgendwo liegen gelassen. Das Auto mit Samthandschuhen anfassen und trotzdem aggressiv zu sein – diesen Spagat zu schaffen ist unheimlich schwer.

Wenn ein Laie das hört, müsste er eigentlich denken, dass der DTM-Fahrer im Vergleich zum Formel-1-Fahrer der bessere Rennfahrer ist…

Setz mal einen DTM-Fahrer ins Formel-1-Auto rein. Edoardo Mortara hat auch gesagt, dass es unglaublich ist, was man mit dem Auto machen kann. Er hat aber auch eine Zeit gebraucht, bis er verstanden hat, wie ein Formel-1-Auto zu fahren ist. Die Abläufe im Formel-1-Auto sind so schnell: Wie schnell du bremst, wie schnell du wieder hoch gehst. Und jeder Stundenkilometer, den du in die Kurve mit reinnimmst, zählt. In der DTM ist es genau umgekehrt, man darf nicht so spät bremsen. Es ist unfair zu sagen, dass einer der Fahrer der bessere ist. Du brauchst einen Fahrer, der beides zehn Jahre lang gefahren ist. Martin Tomczyk, Bruno Spengler oder Mattias Ekström sind schon zehn, 15 Jahre dabei. Die wissen haargenau, was sie mit dem Auto zu machen haben. Außerdem musst du auf jeder Strecke anders fahren. Sich mit nur 90 Minuten freiem Training darauf einzustellen, das zu verstehen und abzustimmen, das ist eine echte Herausforderung. Deswegen werde ich meine Erwartungen etwas zurückschrauben. Die Zeit hier war so schnell vorbei, das war unglaublich.

Wie waren die Erwartungen denn?

Nach Valencia habe ich mich sehr wohl gefühlt in dem Auto. Da habe ich gesagt, es wäre schön, wenn wir Ende des Jahres mal am Podium kratzen könnten. Heute würde ich sagen: Ich bin froh, wenn ich so schnell wie möglich verstehe, wie du auf Anhieb schnell fahren kannst. Wenn wir die einen oder anderen Punkte holen, wäre ich schon glücklich. Es wird dieses Jahr noch einmal enger zusammenrücken, und da zählt noch mehr die Erfahrung. Wir sind aber ein neues Team und müssen uns an den paar Testtagen einarbeiten.

Timo Scheider hat gesagt, dass du der Fahrer bist, der vielleicht allen zeigen kann, wie ein ehemaliger Formel-1-Fahrer einen Tourenwagen fahren muss.

Ich hoffe, er hat recht (lacht). Ich sage nicht, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist. Hier in Barcelona ist auch nicht die Welt zusammengebrochen. Ich habe nur festgestellt, dass es nicht immer so einfach ist wie in Valencia. Es kann sein, dass ich in Hockenheim sage: 'Kollegen, ich fahre in meinem ersten Rennen mit zehn Sekunden Vorsprung auf die Pole'. Das kann sein, weil auf einmal etwas Klick macht. Fragen Sie mal Timo Scheider, wieso er zwei Mal Meister war und dann nicht mehr ganz vorne dabei war. Das kann er auch nicht beantworten. Mattias Ekström war 2007 zum letzten Mal Meister. Er hatte zwar gute Rennen, aber auch welche, bei denen er keine Ahnung hatte, warum es nicht funktionierte. Das hört man so oft in der DTM. Beim nächsten Mal ist einmal drüber poliert worden und es geht wieder.

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