Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

Glock: Bin denen tierisch auf den Sack gegangen

Von Andreas Reiners
Erster DTM-Sieg: Timo Glock

Erster DTM-Sieg: Timo Glock

Timo Glock im SPEEDWEEK.com-Interview über seinen ersten Sieg in der DTM, regen Funkverkehr und Gedanken über die Sicherheit.
Timo, wie ist dein Gefühl nach dem ersten Sieg? Du hattest zunächst einen eher zurückhaltenden Eindruck gemacht.

Du freust dich natürlich. Irgendwie ist es aber immer noch komisch, weil ich einen Bezug zu Maria (de Villota) und Sean (Edwards) hatte. Maria kannte ich sehr gut und den Sean auch durch die Verbindung durch die Deutsche Post. Und wenn du dann solche Schicksalsschläge mitbekommst, bleiben die im Kopf. Ich habe gesagt, ich werde aus Respekt den Familien gegenüber keinen Champagner verspritzen. Und natürlich aus Respekt vor den beiden, die vielleicht ein bisschen zugeschaut haben von da oben.

Machst du dir dann selbst auch Gedanken über die Sicherheit?

Es hat sich so viel entwickelt in letzter Zeit, die Autos sind immer sicherer geworden. Es gibt aber immer blöde Zwischenfälle oder Umstände, die dazu führen, dass etwas passieren kann. Und das zeigt dir immer wieder, wie gefährlich der Sport ist. Diese Unfälle und Schicksalsschläge zeigen, dass man sich nicht auf dem Sicherheitsstandard ausruhen darf und immer weiter arbeiten muss. Es gibt immer Dinge, die man verbessern kann.

Du hast während des Rennens immer wieder über Funk mit deinem Team gesprochen. Wie sehr ist dir die Düse gegangen?

Gar nicht. Ich habe nie Bedenken gehabt, dass ich nicht um das Podium oder den Sieg fahren könnte. Ich wusste immer, dass wir den Speed haben. Komischerweise ist es immer noch so, dass du nicht weißt, ob einer schon seinen zweiten Stopp gemacht hat und gleich auf den Optionsreifen angeflogen kommt und dir noch um die Ohren fährt. Deswegen habe ich nachgefragt. Und weil ich wissen wollte, wie sicher bin ich, wie weit muss ich pushen und wie weit kann ich meine Reifen schonen.

Eine normale Menge an Funkverkehr war das aber nicht…

Ich habe noch nie so viel mit meinem Ingenieur am Funk gesprochen. Du bist ja wie im Blindflug. Normalerweise, wenn du in der Formel 1 beispielsweise um Platz eins und zwei fährst, weißt du: ‚Hier vorne ist dein Hauptkonkurrent‘. Dann siehst du: ‚Ok, ich komme näher ran oder bin weiter weg.‘ Hier ist es aber so, dass alles so eng zusammenhängt. Da kann immer irgendeiner querschießen mit einer anderen Strategie, die auf einmal irgendwie funktioniert, und dafür musst du gewappnet sein. Ich bin denen wahrscheinlich tierisch auf den Sack gegangen. Ich musste es aber einfach wissen.

Wie hast du dich gefühlt, als du wusstest, dass du an Roberto Merhi vorbei musst?

Da war es kein Problem, weil ich gemerkt habe, dass ich schneller bin. Ich hatte aber richtig Bammel, als er als Zweiter hinter mir war und in der Phase viel schneller war, weil mein linker Vorderreifen nach 30 Runden einfach mal dahin war. Da habe ich gedacht: 'Oh, wenn der jetzt kommt: Mit dem lege ich mich nicht groß an'. Dann ging er direkt in die Box, und ich bin eine oder zwei Runden später rein. Danach war er vor mir, und ich habe im ersten Moment gedacht: 'Oh Shit, der fährt mir davon, ich komme nicht mit‘. Auf einmal ging mein Reifen dann - man muss den Reifen ja auch erst einmal eine Runde anfahren - und plötzlich ging das Auto wieder wie verrückt. Dann bin ich rangefahren, habe ihn überholt und konnte einen Vorsprung rausfahren. Kurz vor dem Ende haben wir den letzten Boxenstopp gemacht, und dann bin ich eigentlich nur noch herumgerollt. Ich habe kein einziges Mal mehr attackiert, sondern nur gemerkt, dass er schneller ist, aber es war dann nur noch eine Runde.

Was habt ihr geändert, dass es nun besser lief?

Ich habe von Anfang an das Gefühl gehabt, dass man bei der Abstimmung einen anderen Weg gehen muss. Das war mein Gefühl, damit ich ein besseres Gefühl für das Auto bekomme. Du kannst das an einem Rennwochenende aber bei eineinhalb Stunden freiem Training nicht so einfach machen. Beim Test auf dem Lausitzring haben wir mal was in die Richtung probiert und da habe ich gemerkt: ‚Das könnte wirklich funktionieren‘. Dann traust du dich aber nicht, das am Rennwochenende wieder zu probieren. Denn wenn es nicht klappt, ist das Wochenende wieder dahin. In Zandvoort habe ich dann gesagt: ‚Was habe ich zu verlieren?‘. Ich wollte einfach mal für mich in eine Richtung gehen. Jetzt sind wir in Hockenheim noch einen Schritt weitergegangen und es hat sich bezahlt gemacht.

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