BMW: Das zweite Jahr ist immer das schwerste
BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt
Es war der 2. Juni, als BMW in der Hospitality in Spielberg auf einen historischen Dreifach-Triumph anstieß. Bruno Spengler, Marco Wittmann und Timo Glock hatten das Podium in Österreich erklommen, und in der DTM sprachen sie alle von einer unglaublichen Dominanz der Münchner. In Zahlen ausgedrückt: Zwei Saisonsiege durch Augusto Farfus und Spengler nach drei Läufen sowie 171 Punkte für BMW in der Herstellerwertung, Audi folgte mit gebührendem Abstand (67) ebenso wie Mercedes (65).
Doch dann kam der Einbruch. Auf dem Lausitzring fing es an: Im Training dachte die Konkurrenz noch an taktische Spielchen, doch spätestens nach dem Qualifying war klar, dass BMW Probleme hatte. Im Rennen fuhr nur Spengler als Siebter in die Punkte. Die Krise setzte sich fort, erst in Oschersleben stand mal wieder ein BMW-Fahrer (Farfus) ganz oben auf dem Podest. Die Truppe aus München stabilisierte sich auch in der Breite wieder und verteidigte schließlich den Herstellertitel gegen Audi nur knapp.
Ex-Champion Spengler war seinen Titel jedoch bereits beim achten Rennen in Oschersleben los, konnte sich aber mit dem dritten Platz in Hockenheim und der Fahrerwertung trösten. Nicht zu vergessen, dass Augusto Farfus die neue Speerspitze ist und zumindest bis Zandvoort das Titelrennen offen halten konnte.
Viertes Team eine Herausforderung
Drei Siege wie der Brasilianer konnte auch der neue Meister Mike Rockenfeller nicht einfahren. Aber auch beim Teamtitel musste BMW den Konkurrenten von Audis Phoenix-Team um Rockenfeller den Vortritt lassen. Aber BMW musste immerhin in der MTEK-Mannschaft ein ganz neues Team integrieren: «Das war für uns auch eine Herausforderung.»
Marquardt wollte von einem enttäuschenden Jahr dann aber nichts hören. Denn auch im Fußball gilt traditionell für die Aufsteiger, dass das zweite Jahr grundsätzlich das schwerste ist. «Wenn wir von einem enttäuschenden Jahr reden würden, würden wir etwas falsch machen. Dass es im zweiten Jahr schwerer werden würde, war jedem klar. Das ist schließlich kein Kindergeburtstag. Und dass die Konkurrenz über den Winter hart arbeitet und uns das Leben schwer machen würde, war auch klar», sagte Marquardt.
Den Dämpfer zur Saisonmitte habe seine Mannschaft aber gut verkraftet. Auch wenn das nicht so einfach war. «Es hat etwas gedauert, aber ich bin zufrieden, dass wir uns in den letzten drei, vier Rennen wieder stabilisiert haben. Der Herstellertitel ist ein Kompliment an die Mannschaft und lässt uns zufrieden in den Winter gehen», sagte er.
Neue Ära mit dem M4
Im Winter startet BMW mit dem M4 dann in eine neue Ära, der M3 geht in Rente. «Wir müssen dafür sorgen, dass wir den M4 auf der Basis des M3 so entwickeln, dass das neue Auto nahtlos daran anknüpfen kann. Dann bin ich mir sicher, dass alle acht Fahrer das richtige Gerät zur Verfügung haben, um für den Kampf um alle drei Titel gerüstet zu sein», erklärte Marquardt.
Und wer den BMW-Chef kennt weiß, dass es keine vollmundigen Kampfansagen geben wird. Gibt es 2014 mit dem M4 mal wieder ein Megajahr für BMW? «Das weiß man vorher nie. Wir haben ein tolles Team in München zusammen. Und da setzen wir alles dran», so Marquardt.