Tomczyk (BMW): «Immer einen Schritt hinterher»
Martin Tomczyk
Die DTM Saison 2013 war nach den Erfolgen 2011 mit dem Titel und dem BMW-Comeback und der Nummer 1 auf Ihrem Auto ein Rückschlag. Nur zehn Punkte in diesem Jahr spiegeln das wider. Gab es dennoch Höhepunkte für Martin Tomczyk?
Höhepunkte in dieser Saison fallen leider recht mau aus. Das Jahr war von Beginn an sehr durchwachsen. Ich hatte mit dem Qualifying in Brands Hatch und dem Rennen am Nürburgring Lichtblicke. Sonst war 2013 eher von Rückschlägen geprägt. Deswegen bin ich jetzt froh, dass meine dreizehnte DTM-Saison vorbei ist.
Was waren denn die Gründe für die Probleme?
Probleme sind im Motorsport oft nicht in kurzer Zeit auszumachen. Wenn eine Saison einmal begonnen hat, dann läuft sie. Es ist dann sehr schwierig, bestimmte Sachen umzustellen. Wir waren immer einen Schritt hinterher, um das Problem zu finden und zu lösen. Dann wird es mit all den Rückschlägen immer schwerer, die Motivation oben zu halten. Im Endeffekt sind es mit Team, Fahrer, Auto und Hersteller vier Faktoren, die zusammen harmonieren müssen. Das hat in diesem Jahr nicht so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe.
Wie sind die Probleme im Winter zu lösen, so dass 2014 wieder ein erfolgreiches Jahr wird?
Wir kommen mit dem BMW M4 DTM, einem neuen Auto, zurück auf die Rennstrecke. Das heißt, wir müssen über den Winter nun eine gute und intensive Entwicklungsarbeit leisten. Das wir mit dem BMW M3 DTM eine gute Basis hatten, war in den vergangenen Jahren zu sehen. Auf dieser Basis bauen wir auf und hoffen, dass wir vom ersten Rennen an erfolgreich sind. Das gilt 1:1 auch für mich.
Die DTM ist im vergangenen Jahr auf eine Art «Odyssee» gegangen - es ging nach Moskau. Wie war das «Abenteuer» für Sie?
Russland und speziell Moskau war für mich eine völlig neue Herausforderung, vor allem auch kulturell. Es war interessant, auch das einmal zu sehen. Klar gibt es bei einer Streckenpremiere Probleme, die nicht vorhersehbar sind. Aber generell waren der Ablauf und die Organisation direkt an der Rennstrecke für ein Auslandsrennen sehr gut. Wenn die Veranstalter jetzt noch Kleinigkeiten aus diesem Jahr verbessern, wird das im kommenden Jahr ein hochkarätiger und toller Event.
… und es wird nicht die einzig lange Reise werden. Es geht nach China. Die DTM kennt die Region von Shanghai. Was ist beim dritten Anlauf aus Fahrersicht zu erwarten?
In Shanghai waren wir bereits zweimal und aus diesen Veranstaltungen muss die DTM ganz klar lernen. Denn das waren zwei Rennen, die einem DTM-Rennen nicht würdig sind. Deswegen müssen die Veranstalter vor Ort diese dritte Chance nutzen und die DTM präsentieren, wie sie auch im europäischen Raum präsentiert wird.
Mit Mike Rockenfeller hat sich in dieser Saison ein guter Freund von Ihnen den DTM-Titel gesichert. Interessanterweise im selben Team und dazu noch mit gleicher Lackierung des Autos, wie bei Ihnen 2011. Sehen Sie noch weitere Parallelen?
Man sieht ganz klar, dass Mike ähnlich wie es 2011 bei mir war, mit dem Team Phoenix und Teamchef Ernst Moser zu einer Einheit verschmolzen ist. Die Voraussetzungen sonst sind aber grundverschieden. Ich bin im Jahreswagen gefahren. Wir hatten ursprünglich eine andere Zielsetzung und haben diese über das Jahr angepasst. Trotzdem war auch für Mike die Saison keine leichte, mit all den Neuerungen, wie DRS (Klappflügel) und dem Optionsreifen. Ich kann nur gratulieren, denn er war konstant gut und mit der richtigen Strategie und Taktik immer vorn dabei. Er ist verdient Meister.
Anfang des Jahres sind Sie mit Ihrer Frau zurückgekehrt. Die Heimat Rosenheim ist nun auch wieder Wohn- und Rückzugsort. Mit Tochter Emily ist das Familienglück perfekt geworden. Lassen Sie uns doch mal in Ihren Tagesablauf schauen. Wie hat sich dieser geändert?
Natürlich gab es mit unserer kleinen Emily einige Änderungen zum vorherigen Tagesablauf. Ich bin öfter zuhause und möchte natürlich mehr Zeit zusammen mit meiner Familie verbringen. Doch sobald ich an der Rennstrecke war, hat es nur ein Ziel gegeben. Das war erfolgreich DTM zu fahren. Das kann ich sehr gut trennen. Aber das Gefühl am Sonntagabend nach Hause zu kommen, war gerade in diesem Jahr besonders schön und hat mir auch das eine oder andere Mal geholfen, über Rückschläge hinweg zu kommen und neue Energie zu tanken.
Helfen Ihnen Christina als Ehefrau und Tochter Emily auch einfach mal vom Sport abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen?
Da hat sich gar nicht so viel geändert. Mit Christina habe ich eine Partnerin, mit der ich sehr gut über das Thema Motorsport sprechen konnte und die auch etwas davon versteht. Sie weiß aber eben auch sehr gut, wann nicht mehr über Motorsport geredet wird. Das war vor Emily schon so und hat sich mit ihr auch nicht geändert.
Das klingt sehr geerdet und bodenständig. Sind Sie dadurch ein Stück relaxter und gelassener geworden?
Das weiß ich gar nicht so genau, ob ich ruhiger und gelassener bin. Wenn du deine Ziele, die du erreichen möchtest, nicht erreichst, kann zumindest ich nicht von Gelassenheit sprechen. Ich bin so ehrgeizig, dass ich alles versuche, diese Ziele auch zu erreichen. Aber ja, wenn ich zuhause bin, gibt es die Momente, in denen ich abschalte. Aber sobald ich an der Rennstrecke bin, verspüre ich nach wie vor die Leidenschaft, schnell Auto zu fahren und habe den Hunger nach Erfolg. Das werde ich auch 2014 wieder beweisen.