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Norbert Haug: «Ich bin nicht der Oberexperte»

Von Andreas Reiners
Norbert Haug

Norbert Haug

Nach einem Jahr Pause ist Norbert Haug seit Saisonbeginn zurück in der DTM, allerdings als TV-Experte. Im Interview mit dtm.com zieht er unter anderem ein erstes Fazit.
Sie haben in neuer Rolle Ihr erstes DTM-Rennen von einer völlig anderen Seite miterlebt. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Für mich war es schon mal sehr aufschlussreich, was alles gemacht werden muss, um überhaupt eine Fernsehsendung zu stemmen. Ich habe das lange mitbekommen, aber sicherlich von außen. Ich glaube, das gilt für jeden Job, egal ob für den Mechaniker, egal ob für den Umbau von Fahrzeugen – zu verstehen, was eigentlich gemacht werden muss, dass irgendwas funktioniert, ist schon sehr lehrreich und hat mich sehr beeindruckt.

Wie wohl fühlen Sie sich schon? Es ging ja mit der Expertenrolle in der Boxengasse am Samstag los, während des Rennens sind Sie dann auch derjenige, der den ganzen Rennverlauf analysieren muss. Das ist ja eine Herausforderung ganz anderer Art, oder?

Nein, das glaube ich nicht, da man am Kommandostand natürlich auch ständig schaut, wo sind wir, was kann man machen. Von der Strategie her ist es hier weniger kompliziert, mit dem einen Stopp in der Mitte. Ich glaube, das hat sich bewährt. Und das Ganze, ich glaube, das darf man nie vergessen, ist für den Zuschauer gemacht. Das ist kein Sport für Ingenieure, die ein Auto bauen und dann sagen, jetzt fahren wir gegeneinander. Es muss rüberkommen. Und das Rüberbringen, das ist manchmal bei einem Sport, wo acht Autos im Qualifying innerhalb von zwei Zehnteln liegen, sehr, sehr kompliziert. Ich meine, dass dieses neue Format großes Potenzial hat und auf Anhieb funktioniert hat.

Sie sind jemand, der viele Ideen hat. Sagen Sie doch mal zwei, drei, die Ihnen spontan einfallen, was man in der DTM für den Fan weiterentwickeln müsste.

Zunächst muss man mal sehen, was man hat. Hier kommt Franz Beckenbauer in die Startaufstellung mit Nico Rosberg. Natürlich haben sie eine Verbindung zu Mercedes, aber sie kommen, weil sie großen Respekt davor haben, was hier sportlich geleistet wird. Das muss man einfach präsentieren, das muss man nicht nur im Fernsehen rüberbringen, auch in der Zeitung oder da, wo es die Leute interessiert. Die DTM ist ein Phänomen: Hier fahren drei Hersteller gegeneinander, die weltweit die Prestigemarken überhaupt sind. Ich kenne kein anderes Land, das so etwas hat. Mich persönlich hat auch begeistert, dass Leute gekommen sind, als ich am Freitag angekommen bin, und gesagt haben: ‚Herr Haug, schön, dass Sie wieder da sind.‘ Es gibt ganz viele tolle Fans, denen man eine gute Zeit macht, die einfach Freude an dem haben, was hier passiert. Ich hab viele Leute getroffen, die Bilder aus früheren Zeiten dabei hatten, die ich noch nie gesehen hatte. Die haben eine gute Zeit, und es ist schön das zu beobachten.

Einige dieser Fans waren bei der Verkündung Ihrer neuen Aufgabe etwas skeptisch, fragten sich angesichts Ihrer langen Tätigkeit für Mercedes: Wie schnell kann er die Brille absetzen? Wie leicht ist es Ihnen gefallen, der Experte zu sein, der für alle Marken eine gleiche Analyse trifft?

Gut, das weiß ich nicht, ob ich für alle Marken die gleiche Analyse treffe. Ich versuche, das zu beschreiben, was Sache ist. Ich bin Motorsportler durch und durch. Ich hoffe, dass ich auch in meiner aktiven Zeit Respekt vor Gegnern hatte, die besser waren. Das Ziel am Ende ist, sie zu schlagen. Und es ist vollkommen klar, dass ich sauer war, wenn wir die Gegner nicht geschlagen haben, auch mit mir sauer. Der Punkt ist, dass man an sich selbst arbeitet und sich fragt: Was können wir in unserem System verbessern? Das ist Wettbewerb. Wenn man sich diesen Wettbewerbsgedanken im positiven Sinne zu eigen macht, dann wird es immer vorangehen, wird immer weitergehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich 22 Jahre lang in verantwortlicher Position für den Motorsport bei Mercedes-Benz zuständig bin. Es gibt sicherlich Themen und andere Dinge, die reizvoll sind. Ich bin durch eine Anfrage zu dieser Fernsehgeschichte gekommen. Ich habe mich nicht beworben. Man hat gesagt – und das glaube ich auch – dass es eine Öffnung seitens der ARD ist. Jemand der von innen nach außen sagen kann, wie funktioniert das Ganze, das ist sicherlich eine Öffnung. Wobei ich aber sagen muss, dass meine Kollegen dermaßen durchblicken, auf die Rundenzeiten gucken und mir auch Tipps aufs Ohr geben. Ich kann nicht sagen, ich bin der Oberexperte, ich weiß mehr als die. Das ist Teamplay.

Wie wird die Saison 2014 ausgehen? Wer sind die Favoriten aus Ihrer Sicht, oder kann man das bei diesem engen Feld überhaupt nicht voraussagen?

Stellen Sie sich vor, ich könnte das sagen: Wer sollte sich die Rennen dann anschauen? Man weiß es eben nicht. Es gibt sicherlich immer wieder Leute, die sich neu in Szene setzen, aber auch der Sieger von heute wird möglicherweise beim nächsten Rennen schon erfahren, dass er nicht vorneweg fährt, sondern dass er sich das jedes Rennen, jedes Qualifying neu erkämpfen muss. Und das ist der Reiz daran.

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