Wertvolle Punkte weg: Audi steht sich selbst im Weg
Audi in Oschersleben: Sieg verpasst
Ein erster Blick auf die DTM-Wertungen verrät: Audi hat einen starken Start in die neue Saison erwischt. Titelverteidiger Mike Rockenfeller führt die Fahrerwertung nach zwei Saisonrennen an, sein Phoenix-Team ist in der Mannschaftswertung vorne und in der Hersteller-Wertung führt? Richtig, Audi.
Aber es gibt auch immer einen detaillierteren Blick auf die Dinge. Deshalb war Audis DTM-Leiter Dieter Gass nicht ganz zufrieden mit den Darbietungen. Zum einen erlaubten sich die Ingolstädter beim derzeit schnellsten Fahrer der Mannschaft gleich zwei unglaubliche Fauxpas in Folge. Zunächst war die Kamera-Attrappe bei Miguel Molina in Hockenheim nicht angebracht. Der Spanier wurde vom Qualifying ausgeschlossen und fuhr von ganz hinten immerhin noch auf Rang 13.
In Oschersleben stimmten dann die Maße der Heckflügel-Endplatte nicht. Regelverstoß, das gleiche Spiel wie in Hockenheim. Molina, der im Qualifying eine Fabelrunde hingelegt hatte, fuhr auch im Rennen die schnellste Runde und landete auf Rang sechs. Dass für den 25-Jährigen in beiden Rennen viel mehr drin gewesen wäre, ist keine Frage.
«Im Endeffekt war das eine Nachlässigkeit. Das darf natürlich nicht passieren. Das war eindeutig ein Fehler von Audi Sport», sagte Gass. «Es gibt ein Reglement. Dann gibt es eine Messung. Es ist gemessen worden, und da waren wir draußen. Das müssen wir akzeptieren. Wir hätten es sehen müssen und haben es nicht gesehen», so Gass weiter.
Aber auch sonst war in Oschersleben mehr möglich. Trotz der Plätze zwei (Rockenfeller) und drei (Edoardo Mortara). Denn Jamie Green führte zwischenzeitlich das Feld so überlegen an, dass kaum Zweifel an dem Sieg des Briten aufkamen. «Er ist in einer anderen Liga gefahren», so Gass. Doch dann kam die dritte und entscheidende Safety-Car-Phase. Green musste danach noch zum Pflichtstopp, fiel zurück und setzte mit Optionsreifen alles auf eine Karte und landete im Kiesbett.
Doch ein Audi-Sieg war immer noch drin. Allerdings ließen Rockenfeller und Mortara die Chance ungenutzt. «Wir sind uns nicht ganz einig gewesen und haben Christian (Vietoris) erlaubt, unsere Autos zu überholen. Das hätte uns nicht passieren dürfen», so Gass. Das «Glücksspiel» von Mercedes kann Gass nachvollziehen. Für die Ingolstädter selbst war es kein Thema. «Man trifft eine riskante Entscheidung immer einfacher, wenn man nicht vorne steht. Wenn es dann so funktioniert, ist man am Ende des Rennens ganz vorne», erklärte Gass.
Trost gab es vom Chef für den schnellen Spanier. Molina selbst hatte die Fehler seines Arbeitgebers zum Anlass genommen, noch motivierter in die Rennen zu gehen. Ebenso wie die Kritik aus dem Vorjahr, als er im Schatten seines damaligen Teamkollegen Rockenfeller stand. Gass weiß: Molina war in dieser Saison außer in Q3 in Hockenheim in allen Qualifying-Abschnitten unter den Top drei. «Ich freue mich darauf, wenn er mal ein reguläres Rennen hat», so Gass. Molina mit Sicherheit auch.