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Warum mischen Marco Wittmann und Co. die DTM auf?

Von Andreas Reiners
Wachablösung? Adrien Tambay, Miguel Molina, Marco Wittmann und Bruno Spengler

Wachablösung? Adrien Tambay, Miguel Molina, Marco Wittmann und Bruno Spengler

Die «jungen Wilden» sorgen derzeit in der DTM für Furore. Woran liegt es, dass Wittmann und Co. den Alten um die Ohren fahren? Wir haben uns umgehört.

Marco Wittmann hat seine Meinung ziemlich exklusiv. Der BMW-Pilot sieht sich selbst trotz zwei Siegen in drei DTM-Rennen nicht als Favorit auf den Titel. Wittmann schaut selbst nur von Wochenende zu Wochenende. Von Rennen zu Rennen. Und will dort immer das Beste herausholen. Keine schlechte Herangehensweise offenbar, um als gerade einmal 24-Jähriger die Meisterschaft zu holen.

«Es sieht so aus, dass er ganz bestimmt um den Titel fährt, so wie sich das nach drei Rennen abzeichnet. Wenn man dreimal aus der ersten Reihe losfährt und so konzentriert und so kontrolliert das Rennen fährt – bis auf einen kleinen Fehler im Regen in Oschersleben – und ansonsten ohne Fehler gewinnt, das ist ein Anzeichen», sagte TV-Experte Norbert Haug nach Wittmanns ungefährdetem Sieg in Budapest.

Doch Wittmann ist nicht der einzige «junge Wilde», der in diesem Jahr in der DTM für Furore sorgt. Daneben zeigen beispielsweise auch Miguel Molina (25), Christian Vietoris (25) mit seinem Sieg in Oschersleben, Rookie Antonio Felix da Costa (22) und Adrien Tambay (23) den etablierten und älteren Piloten, wo es langgeht.

Einer, der es wissen muss, ist Bernd Schneider. Der fünfmalige Meister ist begeistert von Wittmann und Co. «Die Youngster sind das Salz in der Suppe, denn sie wollen vor allem eines: Rennen gewinnen. Deshalb denken sie auch nicht lange über Renntaktiken nach. Und genau diese unbedarfte Herangehensweise kommt bei den Fans gut an. Die Zuschauer mögen diese frische, wilde DTM-Generation, weil sie für Spannung sorgt», sagte «Mr. DTM».

Extrem weiterentwickelt

Doch woran liegt es nun, dass vor allem die jungen Fahrer so eine starke Saison fahren? «Die Autos haben sich extrem weiterentwickelt. Ein alter M3 hatte zwar einen Spoiler – aerodynamisch darf man das aber nicht nennen. Heute ist das anders», so Marquardt. Bei der DTM-Rückkehr von BMW 2012 wurden die Autos weiterentwickelt. Danach wurde die Weiterentwicklung eingefroren. Bis vor der aktuellen Saison, als die Münchner den M4 an den Start gebracht haben. Die drei Hersteller BMW, Audi und Mercedes haben vor der Saison ihre Boliden also ein gutes Stück weiterentwickeln können. Das macht sich nicht nur in der Performance, sondern auch beim Fahrstil bemerkbar.

Ein weiterer Grund: «Wenn man sich das Leistungsverhältnis zum Gewicht anschaut und das in Relation setzt zum Abtrieb, dann kommt man zu einer Formel, die mit Formel-Niveau vergleichbar ist. Und dann ist jemand, der diese Erfahrungen hat, für die DTM gut vorbereitet und ausgebildet», erklärt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.

Marquardt verdeutlicht das Ganze am umgekehrten Beispiel Formel 1: «Da hat es viel weniger Gewicht, viel mehr Abtrieb und viel mehr Leistung. Um sich dann auf dieses Niveau anzupassen,dauert es einfach. Die jungen Fahrer machen keine großen Schritte nach oben oder nach unten. Deswegen kommen sie viel schneller zurecht.» Felix da Costa kam aus der Formel Renault 3.5 in die DTM, Audi-Pilot Nico Müller ebenfalls. Spitzenreiter Wittmann fuhr vor seinem DTM-Engagement in der Formel 3 Euroserie.

Eine Überraschung ist auch Miguel Molina, der seit 2010 relativ unauffällig in der DTM fährt. Bis jetzt. Zwei Disqualifikationen nach dem Qualifying durch zwei von Audi verschuldete Fehler kosteten ihn eine besser Platzierung als Gesamtrang vier. Champion Mike Rockenfeller fuhr im vergangenen Jahr bei Phoenix mit dem Spanier in einem Team. Und hatte wenig Probleme.

«Hut ab vor der Leistung von ihm, auch von Marco Wittmann. Woran das liegt? Das ist schwierig zu sagen. Miguel kommt mit dem neuen Auto einfach besser klar. Wir müssen jetzt einen Weg finden, damit ich mich im Auto wieder wohler fühle», sagte Rockenfeller.

Eine neue Generation

Mercedes-Pilot Gary Paffett, der mit 33 Jahren zur älteren Generation gehört, sieht die Kombination der neuen DTM-Boliden mit den Piloten, die aus dem Formelsport kommen, als Grund für die starken Leistungen an. «Die Autos haben sich verändert, vor allem in diesem Jahr. Wir hatten eine neue Generation von Autos 2012, aber ich denke in diesem Jahr war es eine noch größere Veränderung in der Art wie das Auto fährt», erklärte der Champion von 2005.

«Und die Kerle, die die Autos mehr wie Formelautos fahren, scheinen mit den Autos derzeit besser klarzukommen. Ich denke, die Jungs, die bisher DTM gefahren sind, müssen sich mehr anpassen und sich besser daran gewöhnen, denn sie sind anders zu fahren als bisher, sogar anders als letztes Jahr», so Paffett.

Sorgen, dass die ältere Generation bald nichts mehr zu sagen hat, hat der Brite aber nicht. Die Anpassung der Ekströms, Paffetts und Spenglers solle nicht lange dauern, glaubt der Mercedes-Mann. «Es hängt von jedem einzelnen Fahrer ab. Einige von ihnen werden bald da sein. Einige sind bereits da an einigen Rennwochenenden, aber die Beständigkeit fehlt. Und jetzt sind es in der Beständigkeit vor allem die jungen Kerle, die es besonders gut machen. Aber ich denke die Top-Leute werden bald den Punkt erreicht haben. Ich denke, dass zum Ende der Saison hin alle wieder sehr dicht beieinander sein werden.»

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