Rennen Norisring: Mercedes-Comeback mit Wermustropfen
Sieg am Norisring: Robert Wickens
Die Stuttgarter bleiben auf dem Stadtkurs in Nürnberg das Maß aller Dinge, denn zuletzt hatte 2002 (Laurent Aiello/Audi) kein Mercedes auf dem Norisring gewonnen.
Aber es gab auch einen Wermutstropfen: Einen Doppelsieg verhinderte ein verpatzter Boxenstopp bei Christian Vietoris, der kurz vor dem Ende des Rennens auf Platz zwei liegend aufgeben musste. Fünf Mercedes hatten nach dem Qualifying unter den ersten Sechs gestanden. Am Ende waren es nur noch deren zwei.
Hinter dem Sieger folgte nämlich eine Audi-Phalanx. Jamie Green, der in Nürnberg 2008, 2009, 2010 und 2012 gewonnen hatte, landete deutliche 23,9 Sekunden hinter dem Sieger auf den zweiten Rang vor Mattias Ekström, Edoardo Mortara und Adrien Tambay. Sechster wurde Mercedes-Pilot Pascal Wehrlein.
Für BMW war es ein Rennen zum Vergessen. Bester Pilot der Münchner war Spitzenreiter Marco Wittmann, der bei seinem Heimspiel Siebter wurde, vor seinem Markenkollegen Joey Hand. Die Top Ten komplettierten Titelverteidiger Mike Rockenfeller und Ex-Champion Timo Scheider.
Start hinter dem Safety Car
Es hatte sich bis vor dem Start wie befürchtet eingeregnet, so dass der Start nach drei Einführungsrunden hinter dem Safety Car erfolgte. Anfang Juni hatte die DTM-Kommission zudem entschieden, dass im Falle eines Regenrennens das Fenster für den Pflicht-Boxenstopp entfällt. Die Strecke war noch nass, obwohl es kurz vor dem Start aufgehört hatte. Regenreifen wurden freigegeben, so dass die neue Regelung zum Tragen kam.
Und es ging gleich lustig los: Kurz nachdem das Licht am Safety Car ausging, kollidierten Green und di Resta. Der Schotte drehte sich kurz und fiel auf Platz zehn zurück. Tomczyk, Farfus, Molina und Felix da Costa absolvierten ihren Pflichtstopp bereits nach sieben Runden.
Von der Kollision zu Beginn profitierte Wickens, der seinen Vorsprung auf drei Sekunden ausbauen konnte. Dahinter folgten Green, Paffett, Wehrlein und Vietoris. Martin (6.) und Tambay (7.) hatten sich früh sehr weit nach vorne gekämpft, ansonsten gab es in der Anfangsphase zahlreiche kleine Dreher und kleinere Positionswechsel inklusive Lackaustausch.
Strategen waren gefragt
Die Ideallinie trocknete bereits früh ab, so dass die Strategen bei den Teams auf ihre Kosten kamen. Früher Wechsel auf den Standard? Oder noch warten und später den schnelleren Optionsreifen aufziehen? Der darf ja nur maximal über 50 Prozent der Distanz gefahren werden. Deshalb war es auch wichtig, dass die Piloten die Regenreifen immer wieder abkühlten. Und deshalb verließen sie immer mal wieder die abgetrocknete Ideallinie.
Bitter für Green: Der Brite musste wegen des Verlassens der Linie hinter dem Safety Car eine Pistop-Penalty von fünf Sekunden absitzen. Dabei hatte er Runde pro Runde seinen Rückstand auf Wickens verkürzt.
In der Folgezeit wurden wegen Überrundungen fleißig Blaue Flaggen geschwenkt. Und die Rennleitung griff durch: Vitaly Petrov und Nico Müller bekamen eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt, da sie die Flaggen missachtet hatten. An der Spitze schnappte sich Wehrlein Paffett und war neuer Dritter hinter Wickens und Green. Im Mittelfeld fiel Glock, der sich zwischenzeitlich in die Top Ten verbessert hatte, Platz um Platz zurück. Wittmann hatte ebenfalls Probleme, das Tempo an der Spitze mitzugehen.
Leichter Regen zur Mitte des Rennens
Paffett ging als erster Fahrer der Spitzengruppe in Runde 34 in die Box und zog erneut Regenreifen auf. In Runde 38 drehte sich Glock in der Grundig-Kehre und fiel weit zurück. Nach der Hälfte des Rennens lag Wickens inzwischen schon sieben Sekunden vor Green, dahinter lagen Vietoris und Wehrlein sowie Martin, Ekström, Tambay, Hand, Wittmann und Spengler. Und die ersten Stopps der Spitzengruppe rückten näher, allerdings fing es wieder leicht an zu regnen. Und die Strategen wurden erneut auf den Plan gerufen. Optionsreifen? Oder doch wieder Regenreifen? Ein Fehler bei der Entscheidung wäre gleichbedeutend mit dem Aus gewesen.
Martin kam in Runde 48 in die Box und wechselte auf Regenreifen. Anders bei Spengler, der wenig später den Optionsreifen aufzog. Volles Risiko also. An der Spitze hatte sich derweil Mortara bis auf Platz sieben nach vorne gearbeitet. Green hingen derweil sogar die Konkurrenten so langsam im Nacken.
Und Spengler war offenbar der Versuchsballon für den Rest des Feldes. «Spengler ist gut genug auf den Options», hieß es per Teamfunk. Und die Konkurrenz kam ebenfalls in die Box und wechselte auf die schnelleren Pneus.
Nach knapp 60 Runden waren alle Boxenstopps absolviert, und das Feld «bereinigt». Wickens lag in Führung, beruhigende 15 Sekunden vor Vietoris. Danach folgten Green und Ekström, Wehrlein, Tambay, Mortara, Hand, Rockenfeller und Spengler.
Dafür rauschte wenig später Tomczyk in Paffetts Auto. Beide mussten in die Box, fuhren aber sowieso hinterher. Für Tomczyk war das Rennen sogar ganz beendet. In der 68. Runde kollidierten Tambay und Wehrlein. Der Franzose rauschte dem Mercedes-Mann in der Grundig-Kehre ins Auto. Wehrlein drehte sich und fiel auf Platz sieben zurück. Der Zwischenfall wird aber erst nach dem Rennen untersucht.
Ebenfalls bitter für Mercedes: Wenige Minuten vor dem Ende des Rennens rollte der Bolide von Vietoris aus – Reifenprobleme zwangen den Sieger von Oschersleben zur Aufgabe. Offenbar war der Reifen beim Pitstop nicht richtig befestigt gewesen.