Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Näher erläutert: Strafen-Wirrwarr in der DTM

Von Andreas Reiners
In Hockenheim gab es zahlreiche Strafen

In Hockenheim gab es zahlreiche Strafen

Unsafe Release, Drive-Through, nicht montierter Spacer, zu wenig Sprit und nicht wieder aufgesteckte Lenkräder. Beim DTM-Auftakt am Hockenheimring verhängten die Rennkommissare insgesamt zwölf Strafen.

Nicht immer ist für jeden auf Anhieb zu verstehen, was Fahrer oder Teams falsch gemacht haben. Was ist ein Spacer?  Wieso zu wenig Sprit im Tank? Was haben die Fehler für Auswirkungen? Und weshalb gibt es diese Regeln überhaupt? Wir haben die Strafen des ersten Renn-Wochenendes zusammengetragen und erklärt.

Zu wenig Sprit nach dem Qualifying:

Als Augusto Farfus nach dem ersten Qualifying am Samstag aus seinem BMW ausstieg, wusste er bereits, dass sein Team hoch gepokert hatte. Nicht umsonst stellte der Brasilianer, der die drittbeste Zeit herausgefahren hatte, seinen Wagen ein paar Meter vor der eigentlichen Halteposition in der Boxengasse ab. Wenig später war klar: in Farfus’ Tank befand sich weniger Benzin, als die vorgeschriebene Restmenge von 500 Gramm – der 32-Jährige wurde in die letzte Startreihe strafversetzt. Die vorgeschriebene Regel ist nötig, weil die Rennleitung nach jedem Qualifying den Sprit untersucht, um sicherzugehen, dass alle mit dem gleichen Kraftstoff an den Start gehen. Schließlich wäre es theoretisch möglich, dass ein Fahrer statt des vorgeschriebenen Super Plus bleifrei besseren Kraftstoff tankt und so einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz hätte. Gemäß sportlichem Reglement (Artikel 29.5) ist für alle DTM-Veranstaltungen 2015 der Kraftstoff von Serienpartner ARAL vorgeschrieben.

Verstoß gegen die Parc-Fermé-Bestimmungen:

Auch Gary Paffet musste am Samstag von der letzten Startreihe aus ins Rennen gehen. Der Brite hatte im Qualifying eigentlich aber den 15. Rang herausgefahren. Nachdem er seinen Mercedes-Benz jedoch im Parc-Fermé abgestellt hatte, machten sich Teammitglieder für einen kurzen Moment an seinem Fahrzeug zu schaffen, was strengstens verboten ist.  Schon der Name verrät, warum dies so ist. Wörtlich übersetzt bedeutet Parc-Fermé geschlossener Park. Nach jedem Qualifying und Rennen sind die Fahrer verpflichtet, ihre Wagen in diesem extra ausgewiesenen Bereich, meistens in unmittelbarer Nähe zur Boxengasse, abzustellen. Kein Teammitglied und kein Fahrer darf nach dem Aussteigen dann noch am Fahrzeug irgendetwas verändern. Auch diese Regel dient der Kontrolle. Die Rennleitung prüft im Parc-Fermé ob die Autos dem Reglement entsprechen, um bei der enormen Leistungsdichte in der DTM die Chancengleichheit zu wahren. Erst wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, ist ein Wagen wieder freigegeben.  

Unsafe Release:

Es wurde richtig eng in der Boxengasse, als in der 13. Runde des Sonntagsrennens ein Großteil des Fahrerfeldes von Trocken- auf Regenreifen wechselte. Zu eng wurde es bei BMW-Pilot Maxime Martin. Das Team des Belgiers verlor im Gewimmel an der Box kurz den Überblick. Als er von seinen Mechanikern nach dem Reifenwechsel das Signal erhielt,  seinen Standplatz wieder verlassen zu können, missachtete er die Vorfahrt von Markenkollege Tom Blomqvist – um Haaresbreite wäre es zur Kollision gekommen.  Martin kassierte dafür die in diesen Fällen übliche Drive-Through-Strafe. Die besagt, dass der Fahrer, nach Aussprechen dieser Strafe, drei Runden Zeit hat, um einmal die Boxengasse zu durchfahren – ein erheblicher Zeitverlust, der je nach Rennstrecke variiert.

Nicht montierter DRS-Spacer:

Aktivieren die Fahrer DRS, klappt der Heckflügel am Auto herunter und ermöglicht so eine höhere Geschwindigkeit. Im Rennen steht diese Option zur Verfügung, wenn der Abstand zum Vordermann weniger als eine Sekunde beträgt. - im Qualifying jedoch nicht. Damit die DRS-Nutzung dort komplett ausgeschlossen ist, müssen die Teams an den Wagen ein Zwischenstück montieren, welches das Herunterklappen des Heckflügels mechanisch verhindert – der sogenannte Spacer. Bei Gary Paffett und Adrien Tambay hatten es die Teams im Sonntagsqualifying versäumt, diesen zu montieren – beide Fahrer mussten das Rennen deswegen aus der letzten Startreihe beginnen.

Unerlaubtes Öffnen der Regenreifen-Kisten:

Im Unterschied zu den Slickreifen sind Regenreifen nicht grundsätzlich erlaubt. Letztere müssen ausdrücklich von der Rennleitung freigegeben werden. Doch damit nicht genug: Auch das Öffnen der entsprechenden Kisten ist erst gestattet, wenn die Rennleitung es verkündet. «Die Reifenkisten werden am Tag vor den Rennen um 20 Uhr von uns verplombt. Sie dürfen erst nach der entsprechenden Erlaubnis wieder geöffnet werden», erklärt  Michael Kramp, Pressesprecher des DMSB (Deutscher Motor Sport Bund). Auch diese Maßnahme dient der Chancengleichheit. Kein Team soll die Möglichkeit haben, an den Reifen Veränderungen vorzunehmen. Als die Kontrolleure am Sonntagmorgen die Box des BMW RBM-Team betraten stellten sie fest, dass die Boxen jedoch geöffnet wurden und verhängten die dafür übliche Strafe: Augusto Farfus und Tom Blomqvist wurden in der Startformation zum Rennen jeweils um fünf Plätze nach hinten versetzt.

Nicht wieder aufgestecktes Lenkrad:

In den Cockpits der DTM-Autos ist es eng. Aus- oder Einsteigen ist nur dann möglich, wenn das Lenkrad zuvor entfernt wird. Durch ein Stecksystem ist dies ohne großen Aufwand möglich. Verlässt ein Fahrer den Wagen, ist er dazu verpflichtet das Lenkrad im Anschluss wieder aufzustecken, damit das Fahrzeug steuerbar und somit in jedem denkbaren Fall bewegt werden kann. Dies versäumten in Hockenheim gleich drei Piloten. Mike Rockenfeller (Audi), Timo Glock und Tom Blomqvist (beide BMW) mussten für dieses Vergehen jeweils 1.000 Euro Strafe zahlen.

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