DTM Hockenheim: Das sind die Tops und Flops
Vielversprechender Auftakt der DTM-Saison
Tops
Neues Format: Mehr Rennen, mehr Fahrzeit, mehr Action, mehr Übersichtlichkeit: Das hatten die DTM-Verantwortlichen versprochen. Das erste Fazit: Das Versprechen wurde gehalten. Das Qualifying war kurzweilig, das Sprintrennen am Samstag hatte es in sich, keiner der Piloten hatte sich und sein Auto für den Lauf am Sonntag geschont. Der war zwar nicht ganz so spektakulär, auch was den Kampf an der Spitze angeht, bot aber zahlreiche sehenswerte Manöver und Zweikämpfe. Das Wichtigste: Die Geschehnisse waren für den Zuschauer nachvollziehbar. Daneben sorgte das Rahmenprogramm für Kurzweil, vor allem die Rallycross-WM kam bei den Fans gut an. Leider bleibt es erst einmal bei der Premiere. Doch das Debüt des neuen Formats macht Lust auf mehr.
Alte Hasen: Jamie Green, Mattias Ekström oder Gary Paffett: Wo im vergangenen Jahr noch die jungen Wilden für Furore sorgten, schlägt die Ü30 nun zurück. Green gewann am Samstag, Ekström am Sonntag. Paffett ließ sich von dem Crash im ersten Rennen mit Martin Tomczyk und zwei Rückversetzungen in die letzte Startreihe nicht beirren und fuhr am Sonntag im Regen mit Wut im Bauch wie auf Schienen von Platz 23 auf Rang drei. Hut ab.
Paffett vs. Tomczyk: Die beiden geraten immer wieder mal aneinander, diesmal im ersten Rennen, als Tomczyk sich verschätzte und sowohl Paffett als auch Lucas Auer aus dem Rennen nahm. Dass die beiden eine längere Vorgeschichte haben, erklärt auch Paffetts harsche Reaktion, als er den BMW-Konkurrenten unter anderem als «hirnlos» bezeichnete. Die Rennkommissare bestraften den Ex-Meister für die Aktion nicht, ein normaler Rennunfall also. Tomczyk konterte dann auch, die DTM sei nun mal kein Ponyhof. So sollte es auch bleiben, Duelle wie diese sind das Salz in der Suppe.
Kräfteverhältnisse: Audi dominierte in Hockenheim und sammelte 106 Punkte, Mercedes (58) ist nach einem schwierigen Jahr 2014 wieder konkurrenzfähig. BMW strauchelt noch ein wenig und ist mit nur 38 Zählern und keinem Podestplatz der Verlierer des Auftakt-Wochenendes. Daneben bewiesen die ersten beiden Rennen, dass die Leistungsdichte hoch ist. Jamie Green: Sieg am Samstag, ein Nuller am Sonntag. Mattias Ekström: Nuller am Samstag, Sieg am Sonntag. Gary Paffett: Nuller am Samstag, Platz drei am Sonntag. Edoardo Mortara war mit den Plätzen vier und zwei am konstantesten und führt die Fahrerwertung deshalb mit 30 Punkten an.
Werbung: Im Vorfeld war ordentlich getrommelt worden. Es gab Schlagzeilen in einem großen Boulevard-Blatt, dazu die üblichen ARD-Spots. Auch die Fahrer erinnerten immer wieder für das neue Format, über die sozialen Netzwerke wurde nahezu ununterbrochen für das DTM-Festival geworben. Timo Glock brachte die Fans mit einer Onboard-Aktion dem Geschehen noch näher und ließ sich am Sonntag vor und während des Rennens mit Kameras und Mikros begleiten. Ein Schritt in die richtige Richtung.
Flops
Zeitplan: Es war klar, dass das neue Format für mehr Hektik und Stress sorgen würde. Die Fahrer musste man eigentlich gar nicht fragen, wie sie das Format finden. Allerdings schimmerte auch durch, dass es zwischen den Sessions und Meetings hin und wieder mal hektisch wurde. Vor allem dann auch nach dem ersten Rennen, als einige Autos doch ziemlich demoliert waren. Das erklärte womöglich auch die vergleichsweise große Anhäufung an Strafen, die am Auftaktwochenende ausgesprochen wurden. Dabei zum Teil auch für profan erscheinende Dinge. Doch in der Hektik passieren nun mal Fehler. Fehler, die das Starterfeld teilweise ordentlich durcheinandergewürfelt haben. Beispiel: Augusto Farfus und Tom Blomqvist wurden zurückversetzt, weil die Teams die Boxen der Regenreifen bereits vor dem Warm-up unerlaubt geöffnet hatten. Die Teams von Adrien Tambay (Audi) und Gary Paffett (Mercedes) hatten es versäumt, ein Bauteil zu montieren, das die Aktivierung des DRS im Qualifying verhindert.
Rookies: Aller Anfang ist schwer. Das bekamen auch die drei Neulinge Tom Blomqvist (BMW) sowie Lucas Auer und Maximilian Götz (Mercedes) zu spüren. Das Trio ging am Auftaktwochenende komplett leer aus. Allerdings war dabei auch Pech im Spiel. Auer schied im ersten Rennen nach einer Kollision unverschuldet aus, ebenso Blomqvist. Götz wurde nach einem von Christian Vietoris verschuldeten Dreher nur 16. Blomqvist und Götz (Zum Interview) fuhren am Sonntag nur hinterher, während Auer nach einem kuriosen Crash in der Einführungsrunde gar nicht erst starten konnte (Zum Bericht).
Zuschauer: Die DTM hat mit dem neuen Format schon einmal ?vieles richtig gemacht. So richtig angekommen ist die Vorlage aber noch nicht. Am Wochenende pilgerten 75.000 Fans zum Hockenheimring, genauso viele wie im Vorjahr. Das erste Rennen am Samstag blieb bei der TV-Quote auf Qualifying-Niveau des Vorjahres, dafür gab es beim Lauf am Sonntag eine signifikante Steigerung (Zum Bericht). Luft nach oben also noch. Werbung wurde aber schon mal erfolgreich gemacht.