Kritik an der Rennleitung: DTM-Streitpunkt Strafen
Der Ekström-Dreher in Spielberg
Mattias Ekström kennt und schätzt man für seine klaren Worte. Der Schwede verpackt Kritik gerne mal abwechselnd in humorvollen oder derben Ausdrücken. In Spielberg hatte er bekanntermaßen seine DTM-Kollegen Maximilian Götz und Antonio Felix da Costa kritisiert, sie als Clowns und Pappnasen tituliert.
Das war allerdings nicht alles. Auch die Rennleitung hatte nach seinem Dreher im ersten Rennen ihr Fett wegbekommen. «So inkonsequente Strafen wie in der DTM gibt es nirgends. Mittlerweile ist mir das so Wurscht», meinte Ekström.
In der betreffenden Szene war Ekström in der ersten Kurve gedreht worden, nachdem Felix da Costa nach Meinung des Audi-Routiniers ein bisschen zu sorglos und mit zu viel Risiko in die Kurve eingebogen war. Der Portugiese berührte seinem BMW-Kollegen Maxime Martin, der wiederum Ekström drehte. Die Rennleitung prüfte die Kollision und wertete sie anschließend als normalen Rennunfall. Das wiederum brachte Audi auf die Palme.
«Jeder macht das und jeder Zweite kommt damit durch. Einmal bekommst du eine Strafe, ein anderes Mal dann wieder nicht. Die Rennleitung war wahrscheinlich auf Toilette», sagte Ekström und meinte, Fahrer wie Felix da Costa würden so erzogen, wenn es keine Strafen gebe. «Früher hat man das selber in die Hand genommen, aber dann bekomme ich Ärger mit meinem Chef», so der 37-Jährige.
Ekström sprach damit ein Streithema an, dass nicht nur in dieser Szene hochkochte. Denn Ekström ist nicht der einzige in der DTM, der die fehlende Durchgängigkeit der Strafen kritisiert. Mercedes' DTM-Leiter Ulrich Fritz und sein Fahrer Gary Paffett gehörten nach der Kollision mit Timo Scheider zum Beispiel auch dazu.
Mercedes-Fahrer Robert Wickens hatte nach einer Berührung mit Audi-Mann Nico Müller eine Durchfahrtsstrafe erhalten. «Man muss sich über das Strafmaß streiten. Wenn ein Robert Wickens für eine Rennmanöver eine Durchfahrtsstrafe bekommt, kann es nicht sein, dass ein Fahrer, der einen anderen absichtlich in die Wiese schickt, nur eine Verwarnung bekommt», sagte Fritz. Die Verwarnung bekam Scheider, was für Paffett gleichbedeutend damit war, dass Scheider straffrei davon kam. Denn erst bei drei Verwarnung wird der betreffende Fahrer in der Startaufstellung um fünf Plätze zurückversetzt.
Nun ist dieses Problem beziehungsweise dieser Eindruck der Fahrer nicht neu, im Grunde werden die Entscheidungen in jeder Saison hinterfragt und kritisiert. Das kennt man zum Beispiel auch vom Fußball. Dort sind Schiedsrichter-Entscheidungen oft genug Gegenstand kontroverser Diskussionen.
Die Fahrergewerkschaft DTMDA hat deshalb bereits im vergangenen Jahr angestoßen, einen permanenten Renn-Steward einzusetzen. Der die Szene kennt, die Entwicklung und die Charaktere der Fahrer spürt. Charaktere kristallisieren sich über die Jahre heraus, einige Fahrer fallen öfter auf als andere. Das alles könnte derjenige mit in die Beurteilung einfließen lassen.
«Damit hätte man jemanden, der die Situationen besser beurteilen kann als immer einen anderen zu haben. Die Hersteller begrüßen das. Ich bin sehr optimistisch, dass das über kurz oder lang auch passieren wird», sagte Scheider.
Allerdings ist es nicht ganz so einfach, die richtige Person zu finden, denn möglicherweise ist die Zugehörigkeit zu einer Marke immer noch gegeben. Wer es laut Scheider könnte? Manuel Reuter, Ex-DTM-Pilot und aktuell der Sprecher der DTMDA. «Er hat mit BMW, Audi und Mercedes nichts am Hut. Er wäre einer, der seine Meinung immer klar sagen wird», meinte Scheider und scherzte: «Ob er bei der DTMDA immer der beliebteste Gast ist, weiß ich nicht.»