DTM in der ARD: Patentrezept dringend gesucht
DTM in der ARD: Patentrezept dringend gesucht
Die Frage erwischte Ulrich Fritz auf dem falschen Fuß. Wann denn das Rennen am Sonntag startet, fragte SPEEDWEEK.com den DTM-Leiter von Mercedes. Eine einfache Frage? In der DTM nicht unbedingt. Letztendlich lag er mit seiner Einschätzung dann auch um eine gute halbe Stunde daneben.
Das Problem der Tourenwagenserie: Es gibt so gut wie keine konstanten Startzeiten. 16.03, 14.33, 17.48, 15.13, 15.28, 15.13, 13.28, 13.13, 18.08 und 13.43 Uhr: So sehen die bisherigen Startzeiten der ersten zehn Saisonrennen aus.
Die DTM ist dabei natürlich auch vom TV-Partner ARD abhängig. Eine gewisse Tradition hat zum Beispiel die Einbindung vor dem DFB-Pokalfinale, zuletzt in Zandvoort fuhr die DTM im Anschluss an die Übertragung von der Tour de France. Auf dem Norisring fuhr die DTM um 13.28 und 13.13 Uhr, da am Nachmittag die Achtelfinalspiele der Fußball-EM stattfanden. Es wird bisweilen munter hin und hergeschoben.
Die notwendige Flexibilität hat die Serie also, doch das ist zugleich auch ein Nachteil und gefällt noch lange nicht jedem. Audis DTM-Leiter Dieter Gass gibt zu: «Wenn sie mich am Samstag fragen, wann das Rennen am Sonntag ist, kann ich das nicht sagen. Mal ist es um 14.28 Uhr, mal um 15.37 Uhr und dann wieder um 11.56 Uhr. Ich frage mich, wie ein Zuschauer, der nicht der DTM-Fan ist und permanent sucht - wie der sich live so ein Rennen anschauen soll.» Gass ist deshalb grundsätzlich für einen festen Zeitpunkt X.
Fritz hingegen ist sich nicht sicher, ob eine feste Startzeit das richtige ist, denn die ist im Ersten über die gesamte Saison schwer darstellbar. «Das echte Patentrezept habe ich auch nicht gefunden. Richtig ist, dass man mehr Kontinuität in den Zeitplan bringen müsste. Wenn die DTM in der Fußballpause den Slot am Abend haben kann, sollte sie das aber auf jeden Fall mitnehmen», so Fritz.
Denn anhand der Zahlen aus dieser Saison und auch aus denen aus den Vorjahren wird klar: Je später der Start, desto besser die Quote. 2016 brachte das Rennen vor dem Pokalfinale 1,28 Millionen, das Rennen nach der Tour de France 1,09 Millionen Fans vor den Fernseher. Beide Quoten liegen deutlich über dem bisherigen Gesamtschnitt von 0,97 Millionen.
«Dass die DTM vor dem Pokalfinale fährt, tut der Serie gut», sagte Gass: «Ich würde daraus aber nicht schließen wollen, dass es generell gut ist, wenn man spätabends fährt. Eigentlich wäre es wichtiger, konstante Startzeiten zu haben. Die könnten auch grundsätzlich am Abend liegen. Dann müsste es am Sonntag aber auch so sein. Und das ist schwierig.»
Denn nach den Rennen gibt es noch das Parc fermé, mögliche und oft notwendige Arbeiten am Auto und, nicht zu vergessen, einzuhaltende Ruhezeiten. «Das ist eine nicht zu unterschätzende mathematische Herausforderung», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt. Nicht zu unterschätzen sind aber auch die veränderten Sehgewohnheiten der Zuschauer.
Nicht nur der BMW-Boss kennt das Problem höchstselbst. Denn kaum noch jemand sitzt bei gutem Wetter am frühen Nachmittag Zuhause. Auch ein BMW-Motorsportdirektor nicht, bei dem seine Tochter nachhaltig protestieren würde. Sie erteilte ihrem Vater auch einen Verweis, als der mit ihr in der Stadt unterwegs war und eine Kaffeepause so legte und nutzte, um sich im Livestream Qualifyings oder ähnliches anzuschauen.
Ein Idealfall wären also mehr Rennen am frühen Samstagabend und eine feste Startzeit am Sonntag. In dieser Saison wird das aber wohl nichts mehr, ein später Lauf ist 2016 nicht mehr geplant.
Die aktuelle Saison 2016 (Samstag/Sonntag in Millionen):
Hockenheim: 0,75/0,99
Spielberg: 1,28/1,04
Lausitzring: 0,75/1,14
Norisring: 0,75/0,94
Zandvoort: 1,09/0,99
Derzeitiger Gesamtschnitt: 0,97
Die Quoten 2015 in der Übersicht (Samstag/Sonntag in Millionen):
Hockenheim: 0,71/1,22
Lausitzring: 1,28/0,81
Norisring: 1,35/1,25
Zandvoort: 1,06/1,13
Spielberg: 1,12/0,93
Moskau: 0,97/1,01
Oschersleben: 0,65/1,17
Nürburgring: 0,82/0,78
Hockenheim: 0,71/1,28
Gesamtschnitt: 1,01