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Markus Jell: «Wurde nicht von Anfragen überrannt»

Von Manfred Hirsch
Markus Jell (li.) mit Bart Schaap

Markus Jell (li.) mit Bart Schaap

Vom 28. November bis Mitte Dezember befindet sich der Deutsche Eisspeedway-Meister Markus Jell in Russland zur Saisonvorbereitung. Seine WM-Qualifikation wird er in Finnland bestreiten.

Während in Deutschland für den November milde Temperaturen herrschen, regiert östlich von Moskau klirrende Kälte – dadurch gibt es beste Bedingungen für Eisspeedway. SPEEDWEEK.com sprach mit Markus Jell, der sich momentan im Trainingslager befindet.

Markus, wo bist du gerade?

Ich bin in der Stadt Kamensk-Uralski, 1500 km Luftlinie östlich von Moskau in einem Trainingslager vom 28. November bis 5. Dezember. Nach einer Ruhepause übers Wochenende geht es zu einem weiteren siebentägigen Trainingslager nach Sovetskiy, weitere 15 Stunden Fahrzeit mit dem Transporter.

Wie war die Anreise und wie sind die Trainingsbedingungen?

Wie üblich war der Grenzübertritt nach Russland enorm zeitaufwändig, insgesamt mussten wir 31 Stunden warten, bis alle Papiere bearbeitet waren. Sehr erfreulich ist inzwischen der Straßenzustand auf den Hauptrouten. Die Wetterbedingungen sind hervorragend: Untertags leichte Minustemperaturen und während der Nacht bis -20 Grad Celsius.

Trainieren dort auch andere Eisspeedway-Fahrer, mit denen du dich austauschen und messen kannst?

Es sind einige Fahrer aus Tschechien, Österreich und Holland dabei, sowie die schnellen schwedischen Grand-Prix-Fahrer Svensson, Ledström und Haarahiltunen. Nicht zu vergessen die jungen, enorm schnellen russischen Fahrer aus der Superliga. Wer Konkurrenz sucht, findet hier mehr als genügend.

In Russland gibt es eine Eisspeedway Liga; Insider behaupten, dass diese Rennen teilweise härter umkämpft sind als die Grands Prix. Hättest du Interesse an einem Startvertrag?

Optionen wären vorhanden gewesen, aber für mich hat oberste Priorität zuerst die Qualifikation für die WM aus eigener Kraft zu schaffen. Vielleicht wäre das mal etwas für die Zukunft. Die letztjährige Teilnahme beim Inzell-Grand-Prix war ein absolutes Highlight und hat mich für diese Saison enorm angespornt.

Fährst du wieder in der schwedischen Liga?

Auch dieses Jahr fahre ich für das Team Gävle. Ich habe einen fixen Startplatz im Team und bestreite alle vier Ligarennen.

Nach dem Deutschen Meistertitel im letzten Jahr: Wie hoch sind deine Ziele für die bevorstehende Saison? Wohin bist du für die WM-Quali-Runde gesetzt?

Natürlich möchte ich den Deutschen Meistertitel in Berlin verteidigen und für meinen schwedischen Club Gävle möglichst viele Punkte erreichen. In Finnland in Kauhajoki habe ich die Gelegenheit, mir meinen größten Wunsch, einen fixen Startplatz für den Grand Prix 2020 zu sichern, zu erfüllen.

Du fährst erneut im Inn-Isar-Iceracing-Team. Was hat sich im Team geändert?

Bart Schaap aus Holland ist mein neuer Teamkollege, nachdem Hans Weber das Team am Ende der letzten Saison verlassen hat. Ich finde es schade, da wir uns prächtig verstanden haben und nie Stress miteinander hatten.

Welche Vorteile hat es für dich in diesem Team zu sein?

Die Leute in diesem Team nehmen dir eine Menge Arbeit ab, sei es Papierkram, Papiere für den Grenzübertritt, Hotelbuchungen, Flugtickets, Sponsorensuche, Trainingslager buchen usw. Die dadurch gewonnene Zeit kann ich viel besser in meine körperliche und maschinelle Vorbereitung investieren. Seit dieser Saison kann ich in einem vom Inn-Isar-Iceracing-Team zur Verfügung gestellten, perfekt aus- und umgebauten Iveco-Transporter zu den Rennen anreisen. Ein schönes Gefühl, ein solches Team im Rücken zu haben – tausend Dank.

Wer bereitet deine Motoren, das Fahrgestell usw. vor? Hast du für die neue Saison Grundlegendes verändert?

Die Motoren haben wir seit letztem Jahr überwiegend selber vorbereitet. Hier möchte ich Michael Schäuflinger erwähnen, der lange in der Superbike-WM bei Ducati die Motoren gemacht hat und nun bei mir in der Werkstatt die Motoren vorbereitet. Ich kann mich somit zu 100 Prozent darauf verlassen, dass alles funktioniert und passt.

Auf welcher Eisbeschaffenheit fährst du lieber: Natureis oder im Stadion auf Kunsteis?

Wir haben inzwischen unsere Fahrwerkskomponenten so im Griff, dass wir uns auf jede Eisbeschaffenheit einstellen können.

Als Eisspeedway-Fahrer ist es schwierig, Sponsoren zu finden. Hat sich mit deinem DM-Titel etwas zum Positiven verändert?

Um ehrlich zu sein, ich wurde nicht von Sponsoren-Anfragen überrannt. Der DM-Titel hat es sicher etwas einfacher gemacht, Sponsoren zu finden. Es ist aber nach wie vor extrem schwierig, für diesen Sport Unterstützer aufzutreiben. Ich kann mich glücklich schätzen, dass das Inn-Isar-Iceracing-Team auch hier die notwendigen Kontakte knüpft.

Was würdest du dir vom DMSB für den Eisspeedway-Sport in Zukunft wünschen?

Vielleicht einmal ein Trainingslager miteinander organisieren und etwas finanzielle Unterstützung. Positiv erwähnen möchte ich die Vergabe der Qualifikationsplätze zur WM aufgrund der Platzierung bei der Deutschen Meisterschaft … endlich!

Die Veranstaltung in Inzell gilt als das Kitzbühel des Eisspeedway-Sports. Der Veranstalter scheint einiges richtig zu machen?

Das Rennen in Inzell ist für mich das absolut geilste vom ganzen Jahr. Der Eismeister hat das Eis voll im Griff, die Atmosphäre in der Max Aicher Arena ist gigantisch, es macht einfach Spaß dort fahren zu dürfen. Ich kenne die ganzen Leute, Organisatoren usw. in Inzell und sehe diese Veranstaltung als Nummer 1 in der ganzen WM.

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