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Vincon und Bijsterbosch fahren EWC-Spa im Alleingang

Von Esther Babel
Nach einer Trainingsverletzung von Bartlomiej Lewandowski müssen Dominik Vincon und Pepijn Bijsterbosch die 24 Stunden für das Team LRP Poland quasi im Alleingang runterreissen. Top Ten der Lohn.

«Als das Feld nach dem zweistündigen Rennabbruch wieder auf die Strecke zurückkehrte und hinter dem Safety Car herfuhr, glaubte keiner mehr so richtig daran, dass es noch einmal grünes Licht geben würde», beschreibt Dominik Vincon die Schlussphase des 24-Stunden-Rennens im belgischen Spa. «Auf nassem Untergrund hatte es am Morgen schon Unfälle gegeben, die 24 Stunden von Spa waren so gut wie voll. Dann, wenige Minuten vor Schluss, erfolgte doch noch die Freigabe.»

Der Knittlinger Dominik Vincon vom Team LRP Poland ist zu dem Zeitpunkt Neunter, knapp dahinter wittert Nico Thöni (Team Bolliger Switzerland #8) noch die Chance, vorbeizukommen. Und schafft es schließlich. «Weil er beim Überrunden auf einer langen Gerade das bessere Momentum erwischt hatte», schildert Vincon. «Schade, wir hatten vor dem Rennabbruch knapp 30 Sekunden Vorsprung, aber das ist in der Langstrecken-Weltmeisterschaft einfach manchmal so. Das war ein Tanz auf Messers Schneide.»

Das gilt nicht nur für die Auseinandersetzung am Ende des Rennens. «Es war wohl das härteste 24-Stunden-Rennen meines Lebens», blickt Vincon auf das zweite Treffen der diesjährigen Endurance World Championship (EWC) auf dem belgischen Circuit Spa-Francorchamps zurück. Team-Chef Bartlomiej Lewandowski war in der Qualifikation gestürzt und hatte sich schwere Prellungen zugezogen. Somit mussten Vincon und Pepijn Bijsterbosch (Niederlande), der für den verhinderten Stefan Kerschbaumer eingesprungen war, fast das gesamte Rennen zu zweit anstatt zu dritt absolvieren. Bemühungen, noch einen Ersatzfahrer zu aktivieren, waren fehlgeschlagen.

«Das hat mich am Abend vor dem Rennen mental stark gefordert», berichtet Vincon, der mit dem zehnten Platz im Gesamtfeld und dem neunten in der EWC-Wertung zufrieden ist. Er und Bijsterbosch hatten beim WM-Lauf jeder etwa zehn Stunden mit dem Motorrad auf der Rennstrecke verbracht. «Wenn man zu dritt ist dann sind die Pausen deutlich länger», erklärt der 30-Jährige, der zwischen seinen etwa einstündigen Einsätzen nur jeweils rund eine Viertelstunde Zeit zur Erholung hatte. «Die restliche Zeit gehe meist für Teambesprechungen und anderes drauf.»

«Ich selbst war sehr enttäuscht, im Rennen nur bedingt fahren zu können. Riesendank dafür, dass ihr unsere Maschine ans Limit gebracht habt», lobte Team-Chef Lewandowski seine Piloten Vincon und Bijsterbosch. Dauerhaft an die körperlichen Grenzen zu gehen, schaffte der Knittlinger trotz des harten Trainings in den Wintermonaten nicht. «Wegen der kurzen Pausen mussten wir unsere Energie etwas einteilen», sagt er, «das war letztlich auch der Schlüssel, dass wir so gut durchgekommen sind. Eine weitere Komponente war, dass die Technik nahezu keine Probleme gemacht hat. Der Motor und vor allem die Elektronik, mit der wir im vergangenen Jahr noch massiv Probleme hatten, haben gehalten.»

«Es war eine sehr schöne Erfahrung, in die Langstrecken-Weltmeisterschaft zurückzukehren», meinte der spontan für Kerschbaumer eingesprungene Bijsterbosch. «Aber es war auch ein sehr hartes Rennen wegen Bartlomiejs Verletzung. Wir haben nach einem Ersatzfahrer gesucht, konnten aber keinen geeigneten Kandidaten finden. Deshalb haben Dominik und ich beschlossen, fast alle Stints zu machen. Am Ende, bei der roten Flagge, war alles sehr unklar, und wir waren zunächst sehr enttäuscht darüber, denn das hat uns einen Platz gekostet. Aber nach einiger Zeit konnten wir mit dem zehnten Platz und dem neunten Platz in der EWC zufrieden sein, mit denen wir viele WM-Punkte gesammelt haben.»

In der EWC-Wertung steht die polnische Truppe nach dem zweiten Wettstreit auf dem siebten Platz, beim nächsten Termin am 7.August im japanischen Suzuka wird das Trio aber nicht an den Start gehen. «Die Frachtkosten sind in letzter Zeit explodiert», erklärt Dominik Vincon den Verzicht, «Team-Chef Lewandowski will die Mittel lieber in das Material oder in Tests stecken, zumal es wegen vieler japanischer Werksteams bei dem Acht-Stunden- Rennen ohnehin schwer ist, die Punkteränge zu erreichen. Ich wäre gerne dabei gewesen, kann die Entscheidung aber natürlich nachvollziehen.»

Der Fokus richtet sich demnach auf den Bol d‘Or, der am 17. und 18. September geplant ist und den Saisonabschluss markiert. Bis dahin hat sich Vincon sicherlich auch in seinen neuen Job eingearbeitet. «Bei der Porsche AG, wo ich bislang in der Produktion tätig war, trete ich dieser Tage eine Ingenieursstelle in der Qualitätslenkung an», erzählt sagt Vincon, der einen Bachelor of Engineering im Bereich Mechatronik in der Tasche hat. «Ich bin sehr dankbar, dass das geklappt hat.» Bijsterbosch hat bis zum Finale noch einige Rennkilometer vor sich, da er in der IDM Superbike an den Start geht.

Ergebnis EWC Spa

1. BMW Motorrad World Endurance (Reiterberger, Mikhalchik, Guarnoni), BMW M 1000 RR
2. Tati Team Beringer (Techer, Arbel, Leblanc), Kawasaki ZX-10R
3. F.C.C. TSR Honda France (Hook, Rea, Di Meglio), Honda CBR1000 RR-R
4 .Yoshimura SERT Motul (Black, Simeon, Guintoli), Suzuki GSX-R1000
5. Wojcik Racing Team EWC (Kovacs, Morais, Linfoot), Yamaha YZF-R1
6. Viltais Racing Igol (Alt, Nigon, Odendaal), Yamaha YZF-R1
7. Team Moto AIN (Corti, Perolari, Vinales), Yamaha YZF-R1 E
8. Team LH Racing (J. Nigon, de la Vega, Trautmann), Yamaha YZF-R1
9. Bolliger Switzerland (Bühn, Pellijeff, Thöni), Kawasaki ZX-10R
10. Team LRP Poland (Vincon, Bijsterbosch, Lewandowski), BMW S 1000 RR

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