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Marvin Fritz (YART): Weltmeister für eine Stunde

Von Helmut Ohner
Auch eine Woche nach dem Ausfall bei der Jubiläumsausgabe der Bol d’Or hadert Marvin Fritz immer noch mit der Tatsache, dass der Traum vom Langstrecken-Weltmeistertitel vorzeitig geplatzt ist.

Bei den Testfahrten für den Bol d’Or, der vor hundert Jahren zum ersten Mal ausgetragen wurde, untermauerte das YART – Yamaha Official Team EWC mit dem Deutschen Marvin Fritz, dem Italiener Niccolò Canepa und dem Tschechen Karel Hanika, dass es einer der heißesten Anwärter auf den Sieg beim Langstreckenklassiker ist.

Im Qualifikationstraining musste das Yamaha-Trio lediglich der Mannschaft BMW Motorrad World Endurance den Vortritt lassen, aber auch mit dem zweiten Startplatz und den damit gewonnenen vier WM-Punkten zeigte man sich beim österreichischen Team von Teammanager Mandy Kainz mehr als zufrieden.

Doch bereits der Start stand unter keinem guten Stern. Wie schon so oft ließ sich das Motorrad erst mit großer Verzögerung starten. An der vorletzten Position hetzte Fritz dem Feld hinterher. Als er zum Fahrerwechsel an der Box auftauchte, hatte er das Team mit konstant schnellen Rundenzeiten bereits wieder an die zweite Stelle gebracht.

In den ersten zwei Stunden des 24h-Rennens sah es zunächst nach einem Wunder für Marvin Fritz und YART aus. «Unsere schärfsten Gegner im Kampf um den Weltmeisterschaftstitel sind mit Motorschaden ausgeschieden. Ich dachte so etwas gibt es doch nicht. Von einem auf den anderen Moment war die Weltmeisterschaft in greifbare Nähe gerückt.»

Mit knapp einer Minute Vorsprung wurde die Stallorder ausgegeben, das Tempo zu reduzieren um damit das Material zu schonen. «Obwohl wir uns an diese Vorgabe gehalten haben, konnten wir unseren Vorsprung stetig ausbauen. Ich war so positiv, dachte das Rennen könnte dieses Mal unser Rennen werden.»

Eine Stunde lang durfte man an den zweiten Titelgewinn nach 2009 denken. Doch der Traum vom Weltmeistertitel platzte wie eine Seifenblase.

«Knapp vor Ende meines zweiten Stints ging plötzlich die Tanklampe an und der Motor aus. Da es nur noch eine Runde bis zum Tankstopp war, dachte ich zunächst an Spritmangel und ließ die Kupplung kommen, um nochmals zu beschleunigen, doch die Yamaha schien dem Anschein nach nur noch auf drei Zylindern zu laufen.»

Kaum in die Box zurückgekehrt, zerlegte die Boxencrew auf der Suche nach dem Problem den Motor in Einzelteile. Nach zwei Stunden nahm Karel Hanika das Rennen auf Rang 12 der Superbike-Wertung wieder auf, doch alle Bemühungen waren fruchtlos, einige Runden später musste er die Maschine endgültig mit Motorschaden abstellen.

«Der extrem starke Rückenwind mit 45 km/h auf der 1,8 Kilometer langen Mistral-Geraden hat wohl bei den Favoriten die Motoren überfordert. Die letztlich siegreiche Mannschaft ist im Durchschnitt einige Sekunden pro Runde langsamer als wir gefahren. Dadurch wurde ihr Motor offensichtlich nicht so sehr beansprucht.»

«Schade, Karel, Niccolò und ich waren das gesamte Wochenende fehlerlos unterwegs und auch die Mechaniker haben einen perfekten Job gemacht. Der Gewinn der Weltmeisterschaft lag im Bereich des Möglichen. Jetzt stehen die Vertragsverhandlungen für die kommende Saison an und in Portimão absolviere ich noch einen Gastauftritt in der World Superbike.»

Ergebnis Bol d'Or:
Pos Team, Motorrad Klasse Runden/Diff
1 Viltais Racing Igol (Alt, E. Nigon, Odendaal), Yamaha YZF-R1 EWC 718 Rnd
2 Wojcik Racing Team EWC (Gines, Morais, Linfoot), Yamaha YZF-R1
EWC + 1 Runde
3 Webike SRC Kawasaki France (De Puniet, Masson, Marino), Kawasaki ZX-10R
EWC + 2 Runden
4 F.C.C. TSR Honda France (Hook, Techer, Di Meglio), Honda CBR1000 RR-R
EWC + 4 Runden
5 ERC Endurance Ducati (Davies, Fores, Checa), Ducati Panigale V4R
EWC + 11 Runden
6 MACO Racing Team (West, Boulom, Kovacs), Yamaha YZF-R1
EWC + 14 Runden
7 RAC41-Chromeburner (Leech, Hardt, Tessels),Honda CBR1000 RR-R
SST + 14 Runden
8 BMRT 3D Maxxes Nevers (Pilot, Loiseau, Cresson),Kawasaki ZX-10R
SST + 16 Runden
9 Bolliger Switzerland (Bühn, Denis, Thöni), Kawasaki ZX-10R
EWC + 16 Runden
10 Pitlane Endurance #86 (Pellizotti, Parassol, Pak),Yamaha YZF-R1 SST + 20 Runden
11 Team LRP Poland (Vincon, Bijsterbosch, Lewandowski), BMW S 1000 RR
EWC + 21 Runden
14 Junior Team LMS Suzuki (Dupuy, Kemmer, Cortot), Suzuki GSX-R1000 SST + 23 Runden
15 Falcon Racing (Chevalier, Eisen, Millet), Yamaha YZF-R1
SST + 25 Runden
19 Motobox Kremer Racing (Dehaye, Walchhütter, Ströhlein), Yamaha YZF-R1
EWC + 29 Runden
25 Aviobike (Lindegger, Giron, Hauser), Yamaha YZF-R1
SST + 61 Runden
28 Team 18 Sapeurs Pompiers (Clere, Guittet, Steinmayr), Yamaha YZF-R1
SST + 98 Runden
OUT Team LH Racing (J. Nigon, de la Vega, Trautmann), Yamaha YZF-R1
SST
OUT National Motos Honda (S. Suchet, V. Suchet, Raymond), Honda CBR1000 RR-R
SST
OUT YART – Yamaha Official Team EWC (Hanika, Fritz, Canepa), Yamaha YZF-R1
EWC
OUT Yoshimura SERT Motul (Black, Watanabe, Guintoli), Suzuki GSX-R1000
EWC
OUT BMW Motorrad World Endurance (Reiterberger, Mikhalchik, Guarnoni), BMW M 1000 RR
EWC

 

WM-Stand nach 4 von 4 Rennen:
Pos Team Punkte
1 F.C.C. TSR Honda France 154
2 Yoshimura SERT Motul
130
3 Viltais Racing Igol
114
4 Tati Team Beringer Racing
107
5 Wojcik Racing Team
97,5
6 YART – Yamaha Official Team EWC
97
7 Team Bolliger Switzerland
88,5
8 Webike SRC Kawasaki France
78
9 ERC Endurance Ducati
74,5
10 Team LRP Poland
69,5
11 BMW Motorrad World Endurance
69
12 Maco Racing Team
60,5
13 Team HRC
35
14 Motobox Kremer Racing
32,5
15 Kawasaki Racing Team Suzuka 8H 28
16 Moto Ain 27
17 Tone RT Syncedge 19,5
18 S-Pulse Dream Racing 19
19 TOHO Racing 17
20 Honda Dream RT 15

 

Herstellerwertung:
Pos Hersteller Punkte
1 Yamaha 221,5
2 Kawasaki 191,5
3 Honda
139
4 BMW
119
5 Suzuki
104
6 Ducati
48,5

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