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Karl Truchsess: Österreichs Multi-Champion wird 60

Von Helmut Ohner
Karl Truchsess überragte mit seinen 1,86 Meter Körpergröße nicht nur die meisten seiner Gegner. In Österreich war er in den großen Klassen lange das Maß der Dinge. Heute feiert der Steirer seinen 60. Geburtstag.

Mit 1,86 Meter Körpergröße, annähernd 80 Kilogramm Körpergewicht und dicken Brillen entsprach Karl Truchsess im Alter von 19 Jahren nicht gerad dem Bild, das man sich von einem verwegenen Motorradrennfahrer erwartet. Dem allem zum Trotz entwickelte er sich zu einem der schnellsten Österreicher auf zwei Rädern, vor allem in den Klassen 500ccm und Superbike.

Schon früh wurde Truchsess vom Motorsportvirus infiziert, war sein Vater in den 1960er-Jahren doch ein erfolgreicher Autorennfahrer. Die Idee des früheren Rennfahrers Erwin Lechner, einen Serien-Cup mit 50ccm-Mopeds ins Leben zu rufen, um es Jugendlichen zu ermöglichen, Rennen zu bestreiten, kam für den jungen Steirer gerade zur richtigen Zeit.

Truchsess, der damals noch ein schmächtiges Bürschchen war, dominierte diesen Nachwuchs-Cup, der quasi der Vorläufer des so beliebten Red Bull Rookies Cup war, in den ersten beiden Jahren nach Belieben.

Nach einem Jahr auf einer Yamaha TZ350 wechselte der Brillenträger in die Klasse 500ccm. Bereits in seinem ersten Jahr konnte er sich den Titel in der Königsklasse sichern, wobei das Finale auf dem Sonntagsberg nicht dramatischer verlaufen hätte können. Im Training stürzte er gleich zwei Mal und auch den ersten Lauf beendete er auf dem Hosenboden. Weil er über die Ziellinie rutschte, durfte er im entscheidenden zweiten Durchgang antreten.

Auch in der Weltmeisterschaft schaffte er es, eine erste Duftmarke zu setzen. Bei seinem zweiten Grand Prix, dem Großen Preis von Jugoslawien auf dem Kurs in Rijeka qualifizierte er sich auf seiner Suzuki RG500 als 14., sehr zur Verwunderung vieler Beobachter, die zu dieser Zeit mit dem Namen des unerschrockenen Teenagers noch nichts anzufangen wussten.

1985 wurde die Suzuki gegen die Honda von Reinhold Roth getauscht, um in der Weltmeisterschaft Fuß zu fassen. Technische Defekte und Stürze vereitelten meist zählbare Erfolge. Mit Platz 2 hinter dem Schweizer Wolfgang von Muralt gelang dem Steirer beim EM-Finale auf dem Hockenheimring ein versöhnlicher Saisonabschluss.

Nach zwei weiteren nationalen Meistertiteln in der 500er-Klasse, klappte es 1988 endlich auch in der Europameisterschaft mit seinem ersten Sieg. In Hockenheim und in Most konnte sich der Honda-Pilot gegen die starke Konkurrenz durchsetzen.

1990 wollte es Truchsess noch einmal wissen. Trotz unterlegenen Materials bestritt er einige WM-Läufe. Damals war es für einen Privatfahrer bereits ein Erfolg, sich für das Rennen zu qualifizieren. Bi seinem Heimrennen auf dem Salzburgring holte er sich seinem ersten WM-Punkt. In Rijeka düste er als Achter über die Ziellinie. Auch in Assen und Spa-Francorchamps konnte er punkten. Am Ende der Saison hatte er beachtliche zwölf WM-Punkte auf seinem Konto.

Nachdem er sich 1990 und 1991 nochmals die österreichische Halblitermeisterschaft gewonnen hatte, wechselte Truchsess zu den Superbikes. Auch hier zählte er rasch zu den Sieganwärtern. 1994 und 1995 ging der Titel in die Steiermark. 1996 beendete er nach dem Gesamtsieg in der tschechischen Superbike-Meisterschaft seine Karriere.

Vorerst, denn 1999 lockte ihn ein Angebot von Yamaha Österreich zurück auf die Rennstrecke. Von seinen Fähigkeiten hatte der Mechaniker während seiner Pause nichts eingebüßt. In der neugeschaffenen seriennahen Klasse Superstock 1000 hieß er Sieger bei zehn von zwölf Rennen Karl Truchsess.

2001 ließ sich der Stierer aus Fernitz bei Graz von seinem tschechischen Freund Michal Bursa zu einem Einsatz bim Sechs-Stunden-Rennen in Brünn überreden. Mit Platz 2 in der Superbike-Kategorie gelang den beiden Kawasaki-Piloten ein Einstieg nach Maß. Zwei Jahre später sorgte er mit seinen Landsleuten Horst Saiger und Erwin Wilding für die erste Podiumsplatzierung des Yamaha Austria Racing Teams. Die Saison wurde auf dem siebenten Rang abgeschlossen. Noch heute ist YART mit dieser Startnummer in der Endurance-WM unterwegs.

Beim Bergrennen von Landshaag nach St. Martin ist Truchsess der ungekrönte König. Kein anderer Fahrer hat mehr Gesamtsieg auf seinem Konto. Achtmal gelang es ihm, sich in die Annalen der Kultveranstaltung einzuschreiben. Nach seinem letzten Sieg im Jahr 2005 verabschiedete er sich von seinen Fans und hängte den Helm endgültig an den Nagel.

Heute feiert der Vater eines Sohnes und einer Tochter im Kreise seiner Familie und Freunde seinen 60. Geburtstag. Wir gratulieren!

Erfolgsbilanz
1984, 1986, 1987, 1990, 1991 österr. Staatsmeister Kl. 500ccm
1994, 1995 österr. Staatsmeister Kl. Superbike
1999 österr. Staatsmeister Kl. Superstock 1000
1996 tschechischer Superbike-Meister
2001 ungarischer Superstock-Meister
Fünffacher österr. Berg-Staatsmeister

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