Romaniacs, Tag 3: Letti ist letzter Gegner von Young
Manuel Lettenbichler
Die Rallye führte am Freitag vom Skigebiet Straja in den rumänischen Valcan-Bergen zurück in Richtung Sibiu. Im Gegensatz zu allen Vorhersagen war das Wetter freundlich und auf die Fahrer wartete, was viele als das beste Enduro-Gelände der Welt bezeichnen. So tauchte die Mehrheit dann auch hoch motiviert pünktlich am Start auf, die ersten um 6:45 Uhr am Morgen. Hätten die Fahrer auch nur eine Ahnung gehabt, was auf sie wartet, wären einige sicher lieber im Bett geblieben. Der Boden war nach wie vor vollgesogen wie ein Schwamm, Grip war Mangelware und der Härtegrad war nicht zu überbieten.
Halbwegs in den Morgen hinein wartete ein Streckenabschnitt, den Track-Direktor Teo Isac als die «Schleife des Wahnsinns» bezeichnet. Innerhalb kurzer Abstände warten Sektionen wie «Galindo Ridge», «Babysitter» und «Long Walk» darauf, Motorräder zu strapazieren und Fahrern erst die Energie aus dem Leib zu ziehen und dann zu demütigen. Doch genau in dieser «Schleife des Wahnsinns» gingen Wade Young, Manuel Lettenbichler und Jonny Walker im rumänischen Wald auf die Jagd auf den Titel. Young ging am Morgen als Erster auf den Track und schenkte voll ein, um sich so weit wie möglich abzusetzen. Jonny Walker und Manuel Lettenbichler nahmen die Verfolgung auf und machten auch Zeit gut, zumindest bis zur «Schleife des Wahnsinns». Dort spielte Young seine scheinbar grenzenlose Körperkraft aus und flog förmlich durch die Sektionen. Das sicherte ihm relativ schnell 10 Minuten auf Lettenbichler und 20 Minuten auf Walker, obwohl diese mit einigen brillanten Fahrmanövern aufwarteten.
Für alle drei ist im Finale alles drin: In der Gesamtwertung liegt Wade Young nach Prolog und drei Offroad Tagen gerade 4 Minuten vor Manuel Lettenbichler. Jonny Walker liegt mit 30 Minuten dahinter auf der Lauer. In Sichtweite sind auch Billy Bolt und Alfredo Gomez mit gut zwei Stunden dahinter. In der Tageswertung führte Wade Young, Manuel Lettenbichler war nur Sekunden hinter ihm (2. Platz). Jonny Walker (3. Platz) lag 17 Minuten hinter Young, gefolgt von Alfredo Gomez (4. Platz) und Billy Bolt (5. Platz).
Trotz Superkräften und genialen Moves kam auch das führende Trio völlig zerstört im Servicepunkt an und war kaum in der Lage zu stehen oder zu reden. Entsprechend schlimmer war der Zustand bei Fahrern mit höheren Startnummern. Den Eindruck hatten auch die zahlreich im Wald anwesenden Zuschauer – die daraufhin die Fahrer mit Snacks und Wasser versorgten. Sehr zur Freude von Alfredo Gomez, der schon längere Zeit ohne Wasser unterwegs war.
Wassermangel an den Vortagen hatte auch für Graham Jarvis Konsequenzen: Der König der Karpaten und sechsfache Gewinner der Rallye musste dehydriert und entkräftet aufgeben. Auch Taddy Blazusiak ging krankheitsbedingt nicht an den Start.
Wade Young: «Der schwierige Teil am Anfang machte uns schwer zu schaffen. Ich hielt mich etwas zurück, um am Samstag noch Reserven zu haben. Es geht jetzt um alles, aber ich bin nicht nervös, ich fahre einfach. Wenn du zu viel Druck machst, fällst du zurück – also probier ich’s anders.»
Manuel Lettenbichler: «Ich fühle mich echt gut, aber es war sehr schwer! Um den Servicepunkt herum brauchte ich viel Kraft um durchzuhalten. Nach dem Long walk versuchte ich mich zu regenerieren, aber es war einfach zu viel. Und jetzt bin ich überrascht von dem Ergebnis. Hoffentlich ist Samstag ein guter Tag und ich komme mit dem Bike ins Ziel.»
Jonny Walker: «Ich bin sehr erschöpft. Der technische Teil vor dem Servicepunkt hat mich komplett ausgelaugt und ich musste mich hinlegen. Ich bin froh, wenn es vorbei ist und bin beeindruckt von der Leistung, die Wade und Letti abgeliefert haben.»