Red Bull Romaniacs: Dramatische Rettungen im Wald
In den vergangenen Jahren hat sich der erste Offroad-Renntag der Red Bull Romaniacs als respekteinflößende Overtüre zur härtesten Hardenduro-Rallye der Welt etabliert. Während sich lang gediente Romaniacs-Veteranen alljährlich akribisch auf das Schlimmste vorbereiten, gehen die Neuzugänge im Startfeld mit der Hoffnung ins Rennen, es «wird schon nicht so schlimm werden».
Vergebens. Traditionell waren es wieder die Starter der Hobby-Klasse, die ordentlich gefordert wurden. Schon eine Stunde nach dem Start servierten die Romaniacs-Macher einen kernigen Steilhang, der für die Hobby-Klasse zum Armageddon wurde. Während die Teilnehmer der Pro- und Expert-Klassen bereits lang vorbei waren, bildete sich beim Eintreffen der Hobbyfahrer in Kürze ein Mordsstau, auf dem von der Rennleitung als nicht zu extrem eingestuften Hindernis. 150 Offroad-Piloten steckten im Wald fest, Grund genug für Streckenchef Klaus Sorensen sofort zu reagieren.
«Als wir den Wald erreichten, sah das Ganze sehr dramatisch aus. Manche Fahrer saßen herum und warteten auf ein Wunder, andere bildeten kleine Rescue-Teams und einige suchten alternative Routen. Schlussendlich zogen wir beinahe jedes der 150 Motorräder eigenhändig den Hang hinauf oder fuhren die Bikes selbst über den Anstieg. Ich habe niemals zuvor so viele unterschiedliche Motorräder an einem Tag gefahren und bin begeistert vom Durchhalten der Fahrer!», sagte Sorensen später.
Graham Jarvis peilt die Titelverteidigung an
Die Fahrer der Expert- und Pro-Klassen hatten ebenfalls kernige Herausforderungen zu bestehen und alle Hände voll zu tun, mit den selektiven Streckenteilen fertig zu werden. Wie erwartet, ging der große Favorit Graham Jarvis auf Angriff und erledigte planmäßig den nächsten Schritt für seine Titelverteidigung. Jarvis ging als Vierter in den Renntag und beendete ihn nach 6:30,42 Stunden mit beeindruckenden 26 Minuten Vorsprung auf Andreas Lettenbichler als Führender in der Zwischenwertung.
Trotz seiner dominanten Leistung hatte auch Jarvis mit der Strecke zu kämpfen und musste sogar Zuseher um Hilfe bitten – ein seltener Moment, der auch für Lettenbichler Realität wurde. Auf der letzten Auffahrt vor dem Ziel nahm auch der enorm willensstarke Deutsche die Zugkraft der Zuseher zu Hilfe, um den extrem steilen Anstieg zu schaffen.
Lettenbichler lieferte eine herausragende Leistung ab: Als Neunter der Profiklasse gestartet, erreichte Letti nach knapp 7 Stunden Schinderei als Zweiter das Ziel! Nur wenige Minuten später fuhr Alfredo Gomez durch den Red-Bull-Zielbogen, der Spanier konnte kontinuierlich den Druck auf die Spitze steigern.
Bolton und Birch halfen sich gegenseitig
Wie sich in den vergangenen Jahren deutlich gezeigt hat, ist es für Newcomer bei der Red Bull Romaniacs extrem schwierig, das Podium zu erreichen. Neben körperlicher Fitness, perfekter Fahrtechnik und guten Navigationskenntnissen spielt Erfahrung eine große Rolle auf dem Weg aufs Podium. Umso herausragender ist daher die Leistung von «Rookie» Ben Hemingway einzuschätzen. Der Engländer kam als Vierter ins Ziel und bleibt damit in Schlagdistanz zum Führungstrio.
Paul Bolton und Jonny Walker setzten ihre Privathetze im Wald fort und fuhren zu Beginn des Renntags gemeinsam mit hohem Tempo in die Strecke. Dann schlug bei beiden das Pech zu: Während Walker das Benzin ausging und er wertvolle Zeit verlor, trennte sich Bolton gleich mehrmals unfreiwillig von seiner KTM. «Ich hatte irgendwie den Wurm drin. Ich verfuhr mich einige Male und ging dann bei der Aufholjagd öfters zu Boden. Trotzdem hat mir die Strecke mit ihren selektiven Auffahrten sehr gefallen, ich freue mich tierisch auf Donnerstag», meinte Bolton im Ziel.
Am Nachmittag tat sich Bolton mit einer weiteren Romaniacs-Legende zusammen: Chris Birch. Die beiden Topfahrer halfen sich gegenseitig über den letzten Anstieg – eine Besonderheit des Hardenduro-Sports, denn in kaum einer anderen Sportart bilden Konkurrenten ein Team, um sich gemeinsam über besonders schwierige Streckenteile zu helfen!