Formel 1: Abschied in der Unterhose

LMP1 von ByKolles mit Testfahrten auf dem Hungaroring

Von Martina Müller
Während Porsche und Toyota mit ihren LMP1-Boliden bei den verbliebenen Rennen der Sportwagen-WM (FIA WEC) alleine um die Wette fahren, bereitet sich das ByKolles Racing Team akribisch auf die Saison 2018 vor.

Es tut sich was beim ByKolles Racing Team. Die Mannschaft aus dem bayrischen Greding hatte die Saison der FIA WEC nach dem Lauf am Nürburgring im Juli vorzeitig beendet, um sich auf 2018 vorzubereiten. Anstatt bei den fünf Übersee-Rennen (Mexiko, Austin, Fuji, Shanghai und Bahrain) als einziger Wettbewerber gegen die Hybrid-Renner von Porsche und Toyota anzutreten, sollte der ENSO CLM P1/01-Nismo weiterentwickelt werden. Dies geschah nun auf dem Hungaroring, der Formel-1-Strecke nahe der ungarischen Hauptstadt Budapest.

An zwei Tagen wurde der aktuell einzig verbliebene private LMP1 ergiebig durchgetestet. «Für uns waren die Testtage rundherum ein Erfolg. Unsere neuesten Entwicklungen haben genau jene Fortschritte gebracht, die wir uns von ihnen erwartet hatten. Wir konnten viele Testrunden absolvieren, viele Erkenntnisse gewinnen und neue Ideen für die nächsten Entwicklungsschritte sammeln», bilanzierte Einsatzleiter Boris Bermes. Es wurden sowohl im aerodynamischen wie auch im mechanischen Bereich Neuentwicklungen ausprobiert.

Auf dem Hungaroring saßen am Steuer des Fahrzeuges Oliver Webb und Dominik Kraihamer. Beide Piloten kamen schon während der FIA-WEC-Saison 2017 im ENSO CLM zum Einsatz. «Auch das Wetter spielte uns in die Karten. Wir konnten jeweils einen Tag bei trockenen und bei nassen Bedingungen absolvieren. Das war wichtig, um die Einstellungen unter verschiedenen Streckenzuständen überprüfen zu können», so Bermes weiter.

Bereits vor der Saison 2017 wurde der ENSO CLM P1/01 entscheidend optimiert. Anstatt von einem AER-Motor wird das Fahrzeug seither von einem 3L-V6-Turbo angetrieben. Das Aggregat verrichtete 2015 im unglücklichen Nissan-LMP1 (dem GT-R LM Nismo) seinen Dienst. In Kombination mit weiteren Änderungen am Fahrzeug erreichte der Wagen im Juni in Le Mans eine Rundenzeit von 3:24,170 Minuten. Das ist eine Steigerung von über neun Sekunden im Vergleich zum Vorjahr, als 3:33,232 Minuten den Bestwert markierte.

Durch die Testfahren in Ungarn soll nun eine weitere Verbesserung erzielt worden sein. «Mit den aktuellen Fortschritten sind wir sehr zufrieden - und es wird noch mehr kommen. In den nächsten Wochen erwarten wir weitere Neuteile, die wir dann erneut bei umfangreichen Probefahrten austesten werden», erklärt Bermes.

In der anstehenden FIA-WEC-Saison 2018/2019 werden nun auch weitere private LMP1 erwartet. BR Engineering lässt gerade bei den italienischen Spezialisten von Dallara ein entsprechendes Fahrzeug entwickeln. Außerdem will das britische Unternehmen Ginetta in die Königsklasse der Sportwagen aufsteigen. Auch bei Oreca in Frankreich denkt man aktuell über einen LMP1 nach.

Durch den Ausstieg von Porsche zum Ende der aktuellen Saison befindet sich die LMP1-Kategorie gerade im Umbruch. Ob (und wenn ja wie) Toyota in Zukunft noch mit dabei sein wird, verkünden die Japaner in den kommenden Wochen.


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