Was sollen wir vom Startfeld 2022 der FIA WEC halten?
Hypercar, LMP2 und GTE Pro und GTE Am: In der FIA WEC gibt es unterschiedliche Kategorien
Die FIA WEC hat vor einigen Tagen die Vollsaison-Startliste für 2022 verkündet. Darin befinden sich satte 39 Fahrzeuge (verteilt auf vier Klassen). Die Zahl 39 ist auf jeden Fall einmal als Erfolg zu bewerten, denn es stellt einen Rekord in der FIA WEC seit Seriengründung 2012 dar. Allgemein wurde mit weniger Fahrzeugen gerechnet, da beispielsweise beim Rennen in Fuji die Plätze in der Boxengasse begrenzt sind.
Es stellt sich jedoch auch die Frage, ob jemals (außerhalb der 24h Le Mans natürlich) überhaupt 39 Fahrzeuge gleichzeitig auf der Strecke unterwegs sein werden. Beispielsweise ist aktuell noch nicht klar, ob Peugeot mit seinen beiden Hypercars den Saisonauftakt in Sebring bestreiten wird. Auf der anderen Seite kann es auch passieren, dass einige Fahrzeuge nach dem Highlight in Le Mans gar nicht mehr bei den «normalen» WEC-Rennen erscheinen werden.
Die große Anzahl der Fahrzeuge ist auch dem Fakt zu verdanken, dass Le Mans ein Teil der WEC ist. Denn WEC-Entries haben ihr Ticket für den Klassiker an der Sarthe bereits in der Tasche. Und wenn man nicht auf das Auswahlkomitee der Westfranzosen angewiesen ist, lässt sich eine Saison natürlich viel besser planen. Zudem besteht eine WEC-Saison aktuell auch nur aus sechs Rennen und ist um einiges günstiger als vor ein paar Jahren, als bis zu neun Läufe pro Saison angesetzt waren.
Insgesamt fällt aber auch auf, dass die beiden reinen Profi-Klassen Hypercar (sechs Fahrzeuge) und GTE Pro (fünf Fahrzeuge) am dünnsten besetzt sind. LMP2 (ein Silber-Pilot muss dabei sein) und GTE Am (mindestens zwei Bronze oder ein Bronze und ein Silber) sind mit 15 bzw. 13 Rennwagen zahlenmäßig viel stärker bestückt. Das zeigt klar auf: Obwohl die WEC eine Weltmeisterschaft ist, hängt sie am Tropf der solventen Gentleman-Piloten.
Große Verwunderung herrschte in Bezug auf die Zurückweisung des neuen Hypercars von ByKolles. Insbesondere in der Top-Klasse würde der WM sicherlich jedes zusätzliche Fahrzeug gut tun. Es gibt viele Spekulationen darüber, warum das stets so eifrig arbeitende Team nicht zugelassen wurde. Die wahren Gründe weiß jedoch nur das WEC-Auswahlkomitee. Bleibt zu hoffen, dass der Wagen vielleicht einen Entry für Le Mans bekommt, wenn insgesamt 62 Autos Platz im Feld haben.
In der LMP2-Klasse besteht weiterhin Monokultur. Alle 15 Teilnehmer sind Oreca 07. Das unterstreicht, dass der Prototyp aus Südfrankreich einfach das beste Auto ist. (Die Teams können ja frei entscheiden, welches der vier erlaubten Chassis sie verwenden möchten.)
Die GTE-Pro-Wertung steht vor ihrem letzten großen Jahr. 2023 wechseln Ferrari und Porsche zu den Hypercars, sodass die Klasse dann (wohl) auch nicht mehr ausgeschrieben wird. Der Kampf der beiden Hersteller wird 2022 nochmal durch Corvette ergänzt. Das US-Muscle-Car ist erstmals überhaupt in der WEC in Vollzeit unterwegs. Das wird nochmals für ordentlich Action sorgen und spannende Rennen bringen.
Eng wird es auch in der GTE Am zur Sache gehen. Neben jeweils fünf Ferrari und Porsche sind auch drei Aston Martin im Feld vertreten. Den Ausschlag über Sieg und Niederlage werden hier aber stets die Bronze-Piloten bringen. Die pro Fahrzeug erlaubten Profis sind (mehr oder weniger) auf einem Niveau, sodass die Amateure ihr bestes Können aufbieten müssen, um im Feld von 13 Autos einen Podiumsplatz zu ergattern. An dieser Stelle nochmals ein Blick auf die vorläufige Entrylist der WEC 2022.