Teamchef Roger Penske: Le Mans schon immer ein Traum
Roger Penske
Überraschungsgast bei den Sechs Stunden von Spa-Francorchamps ist der erfolgreichste Motorsport-Teamchef aller Zeiten: Der frühere und künftige Porsche-Partner Roger Penske. Erstaunlich, welche Agilität und welches Engagement der Racer durch und durch auch mit 85 Jahren noch aufbringen kann. Doch selbst nach Erfolgen in der Formel 1 (na ja, der ist 46 Jahre her), bei den Indycars, in der NASCAR-Serie und bei den US-Sportwagen (IMSA) hat der Multiunternehmer aus Ohio noch ein «unfinished business»: «Und das ist Le Mans.»
«Ich begann meine Rennfahrerlaufbahn als Sportwagenpilot», erzählte Penske, «ich bin also schon lang Mitglied der Familie. Penske Racing feierte heuer den 600. Rennsieg, aber wir haben noch nie Le Mans gewonnen.» Und so sei er froh, mit einem «Partner wie Porsche» das LMDh-Projekt anzugehen: «Ich bin ja schließlich auch Porsche-Händler in den USA und in Europa.»
Zwei Mal war Roger Penske an der Sarthe, zwei Mal ohne Erfolg. Er erinnert sich: «1963 im Ferrari 330 des North American Racing Teams, ich ließ den Motor hochgehen und verdarb Pedro Rodriguez und mir alle Chancen. 1971 waren wir als Team mit Mark Donohue und David Hobbs im Ferrari 512 dabei und schieden mit Motorschaden nach sechs Stunden aus.»
Mit der Erfahrung und der Erfolgsbilanz von Porsche habe es für ihn für dieses Vorhaben auf der Langstrecke «keine andere Möglichkeit» gegeben, sagte Penske, der wiederum in der IMSA über ausreichende Erfahrungen und Erfolge verfügt: «So können wir aus beiden Teams das Beste für die gemeinsame Zukunft herausholen.» Dass sich IMSA und WEC im Reglement derart annäherten, sei «ein ganz großer Schritt vorwärts».
Dass Penske und Porsche auf Anhieb um Siege und WM-Titel/IMSA-Krone fahren wollen, daran besteht für Roger Penske kein Zweifel: «Das sind wir beide unserer Reputation schuldig.» Probleme mit der Einstufung (BoP) sieht er keine, «die Regeln gelten doch für alle gleich.» 75 bis 80 Leute von Penske Racing sind nur für das Langstreckenprojekt abgestellt, aber sie nützen auch die Vorteile der Gesamtoperation wie Windkanal etc.
Und was sich Penske, der seit 2019 Inhaber der Indycar-Meisterschaft und des Indianapolis Motor Speedway ist, noch wünscht: «Ein Langstreckenrennen auf dem Indy-Infield.» Die Gespräche dazu seien schon im Gang, sowohl mit IMSA als auch WEC, klarerwiese mit IMSA im fortgeschritteneren Stadium. «Unsere Arme sind weit offen», meinte Penske als IMS-Eigner.
Was Penske aber kategorisch ausschließt ist eine Rückkehr in die Formel 1, «auch wenn die richtig boomt, ein tolles Wochenende in Miami haben wird und nächstes Jahr ein Spektakel in Las Vegas verspricht. Rennen in Städten nahe bei den Fans ist der richtige Weg.» Seinem Konkurrenten Michael Andretti wünscht er Erfolg, sollte es der mit der Formel 1 wirklich ernst meinen: «Da hoffe ich für ihn, dass er einmal die 200 Millionen Eintrittsgeld zusammenbekommt. Aber ein zweites Team aus den USA wäre sicher gut für die Formel 1.»