MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Rückblick: Was brachte der WEC-Auftakt in Sebring?

Kolumne von Oliver Müller
Toyota vor Ferrari: Das ist derzeit die Hackordnung in der WEC

Toyota vor Ferrari: Das ist derzeit die Hackordnung in der WEC

SPEEDWEEK.com schaut auf das erste Saisonrennen der Sportwagen-WM (FIA WEC) in Sebring. Toyota konnte einen lockeren Doppelsieg einfahren. Ferrari zeigte Potenzial. Das ist in Sebring noch so aufgefallen.

Das erste Saisonrennen der WEC 2023 wurde seit Jahren herbei gesehnt. Denn zuletzt brachte die WM kaum noch ansehnlichen Motorsport zustande. Diesmal traten elf Hypercars von sieben Herstellern in der Top-Klasse an. Am Ende gab es in Sebring dann aber trotzdem wieder einen souveränen Doppelsieg von Toyota. Das zeigt, wie stark aufgestellt der japanische Hersteller ist.

Toyota ist seit 2012 ununterbrochen in der Spitzenklasse (zunächst LMP1 - nun Hypercar) vertreten und hat in der alten Ära schon epische Rennschlachten gegen Audi und Porsche gewonnen. Toyota verfügt über bemerkenswerte Erfahrung – sowohl global als auch im Detail. Außerdem fährt der aktuelle GR010 Hybrid nun schon in seiner dritten Saison und wurde über die vergangenen beiden Winter jeweils verbessert. Kurz gesagt, alles andere als ein Toyota-Sieg wäre auch eine Art von Überraschung gewesen.

Grandios anzuschauen waren in Sebring vor allem die ersten Rennrunden. Denn gemeinsam mit den beiden Toyota kämpften die zwei Ferrari 499P um die Spitze. Genau das war es, was sich alle von der neuen Zeitrechnung in der WEC erhofft hatten. Der Spaß dauerte aber nur kurz. Denn dann schickte Ferrari seine beiden Autos während einer Safetycar-Phase zum Service in die Box. Danach war der Sieg für die Roten außer Reichweite. Rennen werden eben auch am Kommandostand (mit-)gewonnen. Es wirkt gerade so, als ob Ferrari seine Gewohnheit mit merkwürdigen Taktikentscheidungen aus der Formel 1 direkt mit in die WEC gebracht hat.

Cadillac war beim Heimspiel dritte Kraft und stellte LMDh-Konkurrent Porsche in den Schatten. Das war im Vorfeld in dieser Weise nicht absehbar, zeigt aber, was für ein gutes Auto der Cadillac V-Series.R tatsächlich ist. Cadillac hat beim IMSA-Saisonauftakt in Daytona schon ein 24h Rennen beendet und gerade die 12h Sebring (der IMSA) gewonnen. In dieser Form muss man die Amerikaner auch zu den Mitfavoriten für die 24h Le Mans zählen – zumal sie an der Sarthe mit drei Fahrzeugen auflaufen werden.

Regelrecht unauffällig waren die beiden Porsche 963 unterwegs. Am Ende gab es für die Schwaben die Plätze fünf und sechs. Nicht schlecht – aber insgeheim hatte man sich irgendwie mehr von Porsche erwartet. Beide Autos kamen ins Ziel, doch dem 963 fehlt es einfach an Speed. Im Rennen lag die beste Porsche-Runde (Laurens Vanthoor) 1,439 Sekunden hinter der Spitze. In der Qualifikation fehlten Porsche über 2,1 Sekunden. Im Motorsport heißt es ja, dass es einfacher wäre, ein schnelles Auto zuverlässig zu machen – als umgekehrt. Somit wird Porsche noch einen großen Berg an Aufgaben abarbeiten müssen, bis in Weissach endlich wieder über WEC-Siege gejubelt werden kann.

Fern ab jeder Debatte ist das, was Peugeot in Sebring zu Werke gebracht hat. Wir erinnern uns: Die Franzosen stiegen schon 2022 für drei Rennen in die WEC ein, um Erfahrung zu sammeln und für 2023 gerüstet zu sein. Mit dem Blick nach Sebring kann klar gesagt werden: Ziel verfehlt. Schon 2022 waren die 9X8 zu langsam und nicht zuverlässig. Dann wurde über den Winter ordentlich getestet. Doch das Ergebnis bleibt dasselbe.

Der erste Wagen musste sogar schon nach den beiden Einführungsrunden mit Getriebeproblemen die Boxengasse anlaufen – der zweite nicht sonderlich viel später. Peugeot erklärt, dass ein Mitgrund für die Leistung auch die Tatsache wäre, dass man zuvor noch nie in Sebring getestet hatte – und man eben erst eine Abstimmung für den so speziellen Kurs finden müsse. Es stellt sich aber auch die Frage, warum eine private Testfahrt in Sebring ausblieb. Es ist ja nicht verboten, dort zu testen. Die Konkurrenz hat es ja auch gemacht. Bei einer WM mit nur sieben Rennen, müsste doch jeder Lauf ordentlich vorbereitet werden. Von außen betrachtet, ist das sehr unverständlich. In dieser Form muss sich Peugeot für das Highlight in Le Mans ganz warm anziehen.

Nicht wirklich voran ging es mit dem Glickenhaus 007, der vorzeitig mit technischen Problemen ausfiel – und auch viel zu langsam war. Seit dem WEC-Rennen im Juli 2022 gab es keine ordentliche Testfahrt mehr mit dem privaten Hypercar. So kann man gegen die große Werkskonkurrenz aber halt auch kein Land mehr gewinnen. Der US-Renner entwickelt sich dazu, nur noch ein Feldfüller zu werden – hoffen wir, dass es nicht so wird. Das wäre schade um das so ambitionierte Projekt.

Fast gleich schnell in Qualifikation war der neue Vanwall Vandervell 680. Im Rennen präsentierte sich der Neuwagen sogar schneller als der Glickenhaus. Das Debüt war auf jeden Fall ermutigend. Lediglich Jacques Villeneuve fiel ab. Im Rennen fehlten dem F1-Weltmeister von 1997 knapp zweieinhalb Sekunden auf Teamkollege Tom Dillmann. Das ist zu viel. Der 51-Jährige wird sich im weiteren Saisonverlauf also noch strecken müssen, denn in der neuen Epoche der WEC hängen die Traube halt auch recht hoch.

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