MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Andreas Roos (BMW): «Wir sind da, um zu gewinnen»

Von Gerhard Kuntschik
Andreas Roos

Andreas Roos

BMW nimmt mit zwei M Hybrid V8 an den anstehenden 24 Stunden von Daytona teil und bestreitet auch die gesamte IMSA-Saison. Zudem werden 2024 auch zwei Prototypen in der FIA WEC aufgeboten.

BMW geht am Wochenende (Start Samstag 19.40 MEZ) in Daytona in die zweite IMSA-Saison mit einem LMDh-Prototyp. In fünf Wochen steht dann die Premiere in der WM (WEC) in Katar an. Sportchef Andreas Roos analysiert im Interview mit SPEEDWEEK.com die Ausgangslage.

Welche Lehren zog BMW aus dem ersten Jahr mit dem M Hybrid V8 in der IMSA?

Andreas Roos: «Unser Auto wurde mit Dallara innerhalb von 18 Monaten entwickelt. Hier vor einem Jahr war noch keiner der vier Hersteller richtig aussortiert, alle waren in der Lernphase. Immerhin fuhren unsere beiden Autos das Rennen fertig. Im Lauf der Saison machten wir relativ rasch Fortschritte, konnten bald an der Spitze mitkämpfen. In Sebring waren wir schon auf dem Podium. Die Lernkurve war in allen Bereichen steil. Das Paket ist über das Jahr zusammengewachsen. Wir wussten aber, dass die Saison herausfordernd werden würde, und wir stellten uns dieser Herausforderung. Wir hatten bis zum letzten Rennen noch Meisterschaftschancen. Klar ist, dass wir uns heuer noch steigern wollen.»

Was gibt zu Optimismus Anlass?

«Die Verbesserung über die letzte Saison. Team, Fahrer, Techniker haben alle gelernt.»

Wie viel profitiert die WEC-Mannschaft von der IMSA-Erfahrung 2023?

«Sehr viel. Wir haben einen engen Austausch zwischen den Teams, wir haben auch einige Mitarbeiter, die in beiden Serien tätig sind. Alles, was wir hier finden, geht natürlich sofort an die WEC-Mannschaft weiter. Da herrscht ein komplett offener Austausch. Je mehr die Autos fahren, desto mehr lernst du dazu. Die Tests für das WEC laufen zusammen mit WRT ja schon seit einem halben Jahr.»

Lief das Zusammenwachsen mit den Kollegen von WRT so schnell wie erhofft?

«Wir waren ja schon ein Jahr mit WRT im GT-Sport zusammen, dazu ein halbes Jahr Vorbereitung mit dem LMDh. Aber ja, es wird einige Zeit dauern, bis alles perfekt laufen wird.»

Welche Ziele setzt Du für IMSA und WEC?

«BMW ist in beiden Serien sicher nicht wegen des olympischen Gedankens des Dabeiseins unterwegs. Wir wollen Rennsiege holen und Meisterschaften gewinnen. Das sind ganz klare Ziele.»

Der Fahrerkader blieb nahezu unverändert. Du legst also Wert auf Kontinuität?

«Wir wollten nicht die Fahrer bunt durcheinanderwerfen. Auch sie sollen sich besser kennenlernen und die Zeit dafür bekommen, auch in der Arbeit mit den Teams bzw. Ingenieuren. Die eine IMSA-Paarung blieb ja unverändert, im anderen Auto kam Krohn für Farfus, was aber den Programmen geschuldet war und nicht der Leistung im Vorjahr.»

Im GT-Kader fährt mit der Motorrad-Legende Valentino Rossi der Superstar der BMW-Mannschaft. Wie ist das Arbeiten mit ihm? Ist er ein Teamplayer oder kehrt er den Star heraus?

«Wenn jemand so oft Motorrad-Weltmeister wurde, kommt das nicht von ungefähr, sondern weil er ein extrem begabter Fahrer ist - und ein akribischer Arbeiter. Das zeigt er auch bei uns in der täglichen Arbeit. Er schaut sich alle Daten an, analysiert, spricht sich ab. Für ihn ist auch wichtig, in einem, extrem starken Umfeld zu sein. Er will der Schnellste sein, nicht nur im Team, sondern im gesamten Feld. Und er braucht starke Kollegen, um sich mit ihnen zu messen. Er zeigte in der GT World Challenge, dass er mit den Stärksten mithalten kann. Er nützt jede Chance zum engen Austausch. Er ist das Gegenteil einer Diva!»

Wie sehr wird BMW noch den Kundensport unterstützen?

«Sobald wir Werkfahrer Teams zur Verfügung stellen, ist ja eine Unterstützung da. Bei manchen Events wie den 24 Stunden von Spa oder auf dem Nürburgring sieht man sich schon genauer an, was man tun kann. Aber das alles bleibt abgegrenzt vom Werksmotorsport, wie wir ihn hier machen.»

Der letzte Le-Mans-Sieg von BMW liegt heuer 25 Jahre zurück und war damals eine kleine Überraschung. Wie stehen die Chancen heuer auf eine Wiederholung?

«Das wäre wirklich eine tolle Story, wenn wir 25 Jahre nach dem Sieg des V12 LMR wieder in der Topkategorie nach Le Mans kommen und gewinnen! Aber da müssen wir bei neun Herstellern realistisch bleiben. Sie alle wissen, wie man tolle Autos baut, wie man in Le Mans den Einsatz plant und Erfolg hat. Für einen Sieg in Le Mans muss wirklich alles zusammenspielen.»

Die Langstrecken-WM und Le Mans erleben einen Boom. Wird das Interesse der Hersteller lang anhalten?

«Jeder, der da antritt, will auch gewinnen. Einfach wird es für keinen werden. Jeder muss sich bewusst sein, dass man einen Le-Mans-Sieg und einen WM-Titel nicht kaufen kann. Es ist für jeden Hersteller wichtig zu zeigen, dass man diese Technologie beherrscht und Motorsport auf höchstem Level betreiben kann. Du musst eine faire Chance bekommen und die dann nützen.»

Wie viele 24-Stunden Tests - oder mehr - hat BMW geplant?

«Wir hatten schon einige Dauerläufe über eine Nacht, einige werden noch kommen. Jetzt ist Daytona ein Realitätstest.»

Hat es bei BMW jemals Überlegungen zu einer Formel-1-Rückkehr gegeben, als das neue Reglement ab 2026 fixiert war?

«Nein. Die Formel 1 war kein Thema und ist auch jetzt keines.»

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