Toyota: Mit Erfolg zur Aufrüstung
Immer ein gutes Zeichen, wenn die Führungsetage zufrieden ist
Der 14. Oktober könnte für die Zukunft der Langstrecken-WM und die Rolle von Toyota ein entscheidender Tag gewesen sein. Denn während bis dahin nur ein sehr beschränktes Budget für die Kölner Truppe für die kommende Saison gesichert war, wird jetzt in Japan an eine deutliche Aufrüstung gedacht. «Die Dramatik des Heimrennens in Fuji vor den Augen des Toyota-Vorstandes wird offenbar Auswirkungen haben», glaubt Toyotas fahrerische Speerspitze Alex Wurz.
Das Engagement in der WEC ging bisher zu Lasten der Kölner Motorsport-Gmbh. «Aber in Fuji erlebte der gesamte Konzernvorstand die Begeisterung der japanischen Fans, das alles auf der Toyota gehörenden Strecke, deren Geschäftsführer ein Marketingvorstand in der Toyota Motor Corporation ist», sagt Wurz. Wie er und Nicolas Lapierre sowie im entscheidenden Finish Kazuki Nakajima in einem Sekundenduell Audi auf Distanz halten konnten, war beste Werbung für die Meisterschaft und Toyotas Engagement. «In den folgenden Tagen wurden wir durch Produktionsstätten geführt, hatten zahlreiche PR-Termine», erzählt der Niederösterreicher, der einen Stimmungswandel an höchster Konzernstelle ortet: «Ich war bis vor wenigen Wochen eher pessimistisch, was unsere Zukunft betrifft. Aber ich glaube jetzt, dass wir ein Budget bekommen werden, das einen zweiten Wagen in der WM und ein drittes Auto in Le Mans ermöglichen wird.» Mit der heurigen zweiten Le-Mans-Crew Davidson/Sarrazin/Buemi stünde die zweite Mannschaft praktisch fest, es sei denn, der Schweizer findet doch noch einen Stammfahrer-Platz in der Formel 1.
Für Wurz war die Ausbeute in der ersten Saison Toyotas mit dem TS030 Hybrid – 50 Prozent Siegquote mit drei Erfolgen in sechs Starts – eine höchst zufriedenstellende. «Ich habe vor Saisonbeginn schon mit einem Sieg spekuliert, aber es lief dann noch besser als angenommen. Wir wussten, dass wir für sechs bis zehn Stunden eine sehr gute Standfestigkeit erreicht haben, aber wir wissen noch immer nicht, wie es in einem 24-Stunden-Rennen aussehen würde», sagt Wurz. Bekanntlich schieden beide Wagen in Le Mans nach Unfällen bzw. deren Folgen vorzeitig aus. «Der Speed, der Abtrieb, das Hybridsystem sind bei uns sicher top. Der Kölner Windkanal verschafft uns eine ausgezeichnete Aerodynamik – nicht grundlos wird er von etlichen F1-Teams benutzt. Wir konnten unser Potenzial heuer ausschöpfen und haben uns Schritt für Schritt gesteigert», urteilt der Niederösterreicher.
Was ihn am meisten an Toyota begeisterte: «Wir waren in der Saisonvorbereitung unter enormem Zeitdruck, es wurden in zwei Schichten 18-Stunden-Tage absolviert, wir wurden durch den Unfall von Nicolas in Le Castellet arg zurückgeworfen. Und dann sind da die Mitarbeiter aus so vielen verschiedenen Nationen, diese Mentalitätsunterschiede unter einen Hut zu bringen war eine Extraleistung der Teamverantwortlichen.»
In die Saison 2013 wird Alex Wurz mit Optimismus gehen: «Ich sage jetzt einfach, ja, wir können Weltmeister werden.“
Nachsatz, etwas leiser: «Aber ich würde sicher den WM-Titel und alles andere gegen einen weiteren Sieg in Le Mans tauschen.»