Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Alex Wurz: «Solange ich Spass habe...»

Von Gerhard Kuntschik
Alex Wurz (M.) bildet mit Nicolas Lapierre und Kazuki Nakajima ein Team

Alex Wurz (M.) bildet mit Nicolas Lapierre und Kazuki Nakajima ein Team

Der Ex-Formel-1-Pilot aus Österreich will mit Toyota die 24 Stunden von Le Mans gewinnen. Das grosse Interview mit Alex Wurz.

Alex Wurz, eben 39 geworden, spürt rechtzeitig vor dem ersten Dauertest Toyotas genügend Feuer, um in Le Mans und in der Langstrecken-WM erfolgreich zu sein. Er sieht das Team 2013 klar besser vorbereitet als im Vorjahr, in dem die Kölner Mannschaft durch späte Beschlüsse und Rückschläge eigentlich noch nicht bereit war.

Was ist neu am Toyota TS030h für die Mitte April beginnende Langstrecken-WM?
Wurz: Unsere Mannschaft hat ein neues Auto gebaut. Es ist keine Revolution, aber eine sehr deutliche Evolution. Das Hauptaugenmerk galt der Aerodynamik mit dem ewigen Bestreben der Techniker nach mehr Abtrieb und weniger Luftwiderstand. Es gibt viele Detailverbesserungen, besonders an der Lenkung und am Bremssystem.

Wie warst du damit zufrieden?
Wir hatten bereits einen Test in Le Castellet, und die Verbesserungen waren klar spürbar. Das Feedback gab dir ein weit besseres Gefühl für die Strasse. Das Hybridsystem blieb gleich, aber die Software wurde vereinfacht.

Wo steht Toyota jetzt im Vergleich zum Vorjahr und wie steht es um die Standfestigkeit für 24 Stunden?
Es ist noch nicht alles perfekt, aber wir sind im Gegensatz zum Druck des Vorjahres dieses Mal gut im Zeitplan. Letztes Jahr lief uns die Zeit davon. Wir beginnen diese Woche erst unsere allererste 24-Stunden-Simulation, und die soll über mehr als 30 Stunden gehen. Wir wissen ja aus den Sechsstundenrennen des Vorjahres, dass wir da reüssieren können, aber wir wissen bis jetzt noch immer nicht, wie es über 24 Stunden läuft. Wir hoffen, Ende dieser Woche mehr zu wissen. In den Sechsstundenrennen fährst du mit extremem Abtrieb, in Le Mans ist alles auf wenig Abtrieb und Topspeed ausgerichtet.

Was haben die drei Siege im Vorjahr bewirkt?
Sie haben das gesamte Team beflügelt. Nach Le Mans und den Tests wussten wir, was zu tun war. Die Erfolge in drei Rennen beeinflussten das Teamgefüge und die Strategie.

Wie viel Arbeit könnt ihr am Simulator erledigen?
Wir haben den früheren Formel-1-Simulator für Le Mans adaptiert, um an der Abstimmung zu arbeiten. Gleichzeitig ist der Motorprüfstand für Stresstests aller Art ausgelegt.

Viele Formel-1-Teams benutzen euren Windkanal. Gibt es da Terminprobleme?
Unser Windkanal ist wirklich stark gefragt, es wird manchmal eng. Aber es gibt keine «Spionage», der Server wird nach jedem Test ausgetauscht.

Ist für Dich der WM-Titel oder ein dritter Le-Mans-Sieg wertvoller?
Ich stelle Le Mans über die WM. Das ist wie im Radsport mit der Tour de France und der WM.

Und die Chancen in Le Mans?
Im Vorjahr hatten wir angesichts unserer Vorbereitung eigentlich keine Chance. Dieses Mal ist sie zweifelsohne da. Aber es kommt darauf an, ob wir die nötige Standfestigkeit erreichen. Man darf ja eines nicht vergessen. Wir sind als Team noch sehr jung, erst eineinhalb Jahre alt. Da ist Audi viel weiter.

Was passiert, wenn Du zum dritten Mal Le Mans gewinnst? Hörst Du dann am Saisonende auf?
Da gibt es zuerst einmal 24 Stunden Party, und danach geht es normal weiter. Das Aufhören kommt erst, wenn ich das Feuer in mir nicht mehr spüre und ich im Auto nicht mehr schnell genug bin. Diese Situation hat es für mich schon einmal, 2007 gegen Ende des Williams-Jahres, gegeben.  Ich bog mental und im Fitnesscenter auf «Abkürzungen» ab. Aber jetzt ist das wieder völlig anders. Solange der Spass da ist, mache ich weiter, egal ob ich 25 oder 58 bin.

Wie lange läuft der Toyota-Vertrag und wirst Du bei Williams als Fahrercoach sowie beim ORF als Kommentator weitermachen?
Mein Toyota-Vertrag geht über diese Saison hinaus. Mit dem ORF geht es weiter wie bisher, bei Williams ist noch alles offen.

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